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AvatariA / Apocalyptic – EP-Review

Avataria - Apocalyptic

AvatariA lassen ihrer im Oktober 2019 erschienenen CD "The Last Falling" nur ein Jahr später die EP "Apocalyptic" folgen. Es ist die fünfte Veröffentlichung der 2009 gegründeten Band. Neben drei Alben gibt es zwei EPs.
Erstaunlich ist der Anspruch der aktuellen Produktion: »Passend zur heutigen Zeit, haben wir diesen Titel gewählt und eine Konzept-EP erschaffen«, erklärte Sänger, Gitarrist und Gründungsmitglied Tommy Avadark im Vorfeld gegenüber RockTimes. Eine EP als Konzeptalbum kann durchaus als besondere Ausnahmeerscheinung angesehen werden.

Auf "Apocalyptic" gibt es keinerlei Kompromisse. Die Berliner verfolgen konsequent ihre musikalische Linie. Mit dem Dark Thrash haben sie ihre eigene Nische gefunden und vereinen in dieser Stilrichtung Elemente des Death-, Thrash- & Blackmetal und Gothic. Es ist also kein Wunder, dass die Musik sehr atmosphärisch klingt, was nicht nur dem ausgewiesenen Fan auffällt.

"Apocalyptic" folgt in stilistischer Hinsicht unmittelbar auf "The Last Falling". Doch fällt die fünf Stücke umfassende EP in ihrer Grundstimmung noch härter aus, legt man die vor einem Jahr ausgekoppelten Tracks "The Last Falling" und "Blutmond", das in deutscher Sprache veröffentlicht wurde, zugrunde. Großartige Unterschiede sind allerdings beim 2019er Album und bei der aktuellen EP nicht auszumachen. Die Düsternis, die den Gesang von Tommy Avadark prägt, fällt wohl eine Nuance stärker aus, was allein dem bewusst gewählten programmatischen Titel geschuldet ist und mit Sicherheit so beabsichtigt war.

Düster oder böse  – wie immer man auch den typischen Gesang bezeichnen mag, er passt bestens zur Stimmung der Titel und transportiert die Aussage, die in den Texten steckt. Vergleicht man das Line-up auf der CD "The Last Falling" mit der auf der aktuellen EP, dann fällt auf, dass auf zwei von vier Positionen umbesetzt wurde. Allerdings mit einer Besonderheit: Während es am Bass einen positionsgetreuen Wechsel gab, wurde der scheidende Gitarrist durch einen Keyboarder ersetzt. Angesichts dieser Umbesetzung ist der Umstand, dass sich musikalisch nur wenig geändert hat, schon ein wenig überraschend. Das Keyboard agiert aber stets im Hintergrund, macht aus dem AvatariA-Sound keine Band à la Deep Purple im Dark Thrash-Gewand.
Die Stücke auf "Apocalyptic" klingen trotzdem sehr unterschiedlich, es wechseln ruhige Passagen mit vielen Stellen, die Fans der eingangs genannten Stilrichtungen sehr vertraut sein müssen. Beim erstmaligen Hören der einzelnen Tracks war es für mich immer wieder spannend, wohin die musikalische Reise wohl mit den kommenden Takten gehen würde. Es war oft nicht absehbar, ob einer ruhigen Sequenz sofort ein düsterer Gitarrenriff folgen würde oder eine Instrumentalpassage oder umgekehrt. Unter diesem Aspekt ist für mich "Twilight" mit seinen vergleichsweisen langen Instrumentalpassagen das interessanteste Lied. Das allerdings ist natürlich Geschmackssache.

Bei "Apocalyptic" handelt es sich erwiesenermaßen nicht um ein Werk der New Wave of British Heavy Metal, deren bedeutendsten Vertreter Judas Priest, Saxon und Iron Maiden mich seit den frühen 1980er Jahren bis heute begleiten. Während ich zu dieser Zeit kaum andere Genre im Metalbereich an mich heranließ, ist diese Barriere heute völlig durchlässig. Metallica und Slayer ließ ich damals noch zu, doch primär waren mir Bands wie Accept, W.A.S.P. und Def Leppard näher.
Das soll heißen, dass Metal aus dem Hause AvatariA eher nicht über die Schwelle gekommen wäre. Warum also heute doch? Ich nenne es in erster Linie einen Lern- und Reifeprozess. Man könnte zunehmende Toleranz hinzu nehmen. Ich sehe aber vor allem den Aspekt, sich ständig Neuem zu öffnen und Interesse dafür zu zeigen. Mitunter denke ich darüber nach, ob die besonders harte Musik nicht sogar ein Spiegel der heutigen Zeit ist und mir deshalb immer mehr in den Schoß fällt.

Es ist auch kein Zufall, dass mich Industrial, das ich in den 1990er Jahren entdeckte, immer mehr begeistert, was ich beim Hören des Albums "Schattenwandler" von Nachtgreif mit großer Begeisterung vernommen habe.
Es passt also alles gut zueinander und Alben wie die EP "Apocalyptic" sind ernstzunehmende Kandidaten für eine Besprechung.

Wie die digitale Produktion von AvatariA, die unter dem Selbstvertrieb über RecordJet veröffentlicht wird, an den Konsumenten gebracht werden soll, ist allerdings noch unklar. Darüber liegen keine gesicherten Informationen seitens der Band vor. Mitgeteilt wurde lediglich, dass es eine CD-Pressung nicht geben wird.


Line-up AvatariA:

Tommy (vocals, guitar)
Carlos (keyboards)
Tölle (bass)
Lucas (drums)

Tracklist "Apocalyptic"

  1. Joker
  2. No Respect
  3. The Ripper (Remake)
  4. Twilight
  5. Under the Black Sun

Gesamtspielzeit: 20:56, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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