AvatariA melden sich nach einer kleinen Pause (The Last Falling war von 2019, danach gab es noch die EP Apocalyptic – 2020) mit einem neuen Album zurück. Dieses greift wieder die Endzeitthematik auf und trägt den Titel "Memoirs Of Mankind" – Erinnerungen an die Menschheit – bzw. die Menschheit ist nur noch Erinnerung. Schade, dass mir keine Lyrics vorliegen, daher kann ich nicht auf diese eingehen.
Dazu passt, dass der der Opener "Harmagedon" heißt. Zu diesem Song gibt es ein Video. Dort sind neben alten Schriften auch Endzeitszenarien zu sehen, beispielsweise ein Tsunami und Gesteinsbrocken, die aus dem Weltall auf die Erde herabprasseln.
Armageddon bzw. Harmagedon (in unterschiedlichen Schreibweisen) meint in der Bibel den gottgewollten Weltuntergang, die Entscheidungsschlacht, die in der 'Offenbarung des Johannes' beschrieben wird.
Ein Gedanke, ein Titel, der zu unserer Zeit passt, denn kaum schwächte sich der Schrecken des einen apokalyptischen Reiters (früher Pest genannt, heute dann Corona) langsam ab, kam sein Kollege Krieg näher (in die Ukraine, also den Osten Europas). Von der sowieso schon existierenden permanenten Bedrohung durch Umweltzerstörung ganz zu schweigen.
Abgesehen davon war Armageddon schon immer ein beliebtes Thema bei (vor allem düsteren) Metal Bands – den gibt es bei AvatariA (natürlich) auch wieder. Manche meinen Dark Metal, Death Metal, Black Metal oder auch Dark Thrash – egal wie man das genau nennen mag, die Berliner gehen ihren eigenen Weg, der die genannten Schubladen streift.
Die Musik ist vorwiegend finster und fies, aber nicht ohne Auflockerung. Im Opener "Harmageddon", hier kommt nach etwa zweieinhalb Minuten sogar ein richtig ruhiger Moment, danach mischen sich Riffs in die Harmonie bis nach einer halben Minute wieder das aggressive Ursprungslevel erreicht wird, das dadurch intensiviert wird. Genau das hinterlässt Eindruck.
Auch im weiteren Verlauf der Scheibe gibt es Melodien und im Hintergrund manchmal etwas mitunter ganz dezent Symphonisches, beispielsweise bei "The Animal", während bei "The Natures" danach zunächst knallend-harte Riffs im Vordergrund stehen, bis melodische Zwischenparts als Kontrast eingesetzt werden und dem Ganzen eine gewisse Atmosphäre verleihen.
So geht es weiter, selbst bei "Septic", das über weite Strecken rau und riffig daherkommt. Hier setzt Tommy dann stellenweise Sprechgesang ein, während er sich sonst meistens in einem Bereich von Keifen / Growlen bewegt. Die Stimme ist angenehm in die Musik integriert, ergänzt und erweitert sie, sticht nicht dominant hervor (was teilweise bei Dark Metal-Bands der Fall ist). Wobei das finale "Eternity" ein Instrumentalstück ist.
Insgesamt erscheint die Produktion passend, der Sound in sich stimmig (was das Verhältnis der Instrumente angeht) und druckvoll (soweit ich das bei einem Download beurteilen kann). Abgerundet wird das Ganze durch ein (blut-)rotes – ganz im Gegensatz zu den letzten eher schwarz-weiß gehaltenen Motiven – apokalyptisches Coverbild, das kämpfende Engel zeigt – womit wir wieder bei "Harmagedon" wären.
AvatariA setzen auf "Memoirs Of Humanity" ihren eingeschlagenen Weg fort, fügen eine weiteres Kapitel für das musikalische Buch, das bleiben soll wenn die Menschheit nur Erinnerung sein wird, hinzu. Dieses ergänzt die vorherigen, ist dabei das (bisher) reifste Dokument von Kreativität der Berliner Band, das die Menschen als Andenken in Form von Musik überdauern kann, ein harsches Tonerzeugnis als Spiegel der heutigen Zeit.
Line-up AvatariA:
Tommy (vocals, guitar)
Steffen (bass)
Max (drums)
Tracklist "Memoirs Of Humanity":
- Harmagedon (4:01)
- The Animal (3:52)
- The Natures (3:48)
- Septic (4:58)
- Unholy War (5:16)
- Infinity (3:09)
- Alma Mater (4:34)
- Eternity (4:26)
Gesamtspielzeit: 34:04, Erscheinungsjahr: 2023
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