Ist hoher Wiedererkennungswert ein Qualitätsbegriff oder vielleicht eher ein Beleg von Langeweile?
Das mag jeder für sich entscheiden und soll hier auch gar nicht erst debattiert werden.
Axel Rudi Pell, verdienter Bürger aus Wattenscheid, hat es jedenfalls geschafft, mit seiner Art des Musizierens Fans dauerhaft zu begeistern. Beständigkeit heißt bei ihm: regelmäßig veröffentlichte neue Alben und jährlich eine Reihe von Konzerten in überschaubar großen Sälen.
Pell beherrscht die Ballade genauso wie den Heavy Rock und das seit 30 Jahren mit eigener Band. Seine heavy-gefärbten Alben beginnt er stets mit einem Intro, um es anschließend ordentlich krachen zu lassen. Mit an Bord ist seit 1998 Johnny Gioeli (Ex-Hardline), ein US-amerikanischer Sänger. Das Konzept zündet, denn gemeinsam veröffentlichten beide bis heute dreizehn Studioalben. Ein Muster an Fleißarbeit.
Die hier vorgestellte CD, "Into The Storm", erschien im 25. Jahr der Bandgeschichte und darf deshalb getrost auch als 'Silbernes Album' bezeichnet werden. Schnörkellos und bodenständig klingen die zehn Tracks. Was nicht unspektakulär bedeutet, denn die Songs sind eingängig und werden nicht unwesentlich vom Gesang mitgeprägt. Eine charakteristische Stimme, wie geschaffen für den geradlinigen Heavy Rock.
Gitarrist Axel Rudi Pell arbeitet an der Seite seiner vier Wegbegleiter (darunter Bassist und Gründungsmitglied Volker Krawczak) mit unverkennbarem Stil. Er verleiht den Stücken Hymnencharakter ("Burning Chains"), aber auch auf diesem Album geht es nicht ohne Ballade ("When Truth Hurts"). Erfrischend der Einsatz des Keyboards (Ferdy Doernberg), wodurch sich die Stücke an der Schwelle zwischen Hard Rock und Heavy Rock bewegen. Keyboard und Gitarre hauchen dem Treiben atmosphärisches Leben ein ("Tower Of Lies", "Touching Heaven", "High Above", "Into The Storm"). Fünfter Akteur im Bunde ist Schlagzeuger Bobby Rondinelli (u. a. Ex-Rainbow und Ex-Black Sabbath), der 2013 zur Band stieß.
Der heute 59-jährige Pell verlegt sich gelegentlich gern aufs Covern. Auf "Into The Storm" ist "Hey Hey My My" von Neil Young zu hören.
Der emsige Gitarrist begann seine Karriere 1980 mit der Band Steeler, ehe er Ende des gleichen Jahrzehnts seine eigene Formation ins Leben rief. Schon 1989 erschien mit "Wild Obsession" das erste Album der neuen Band.
Inzwischen hat Axel Rudi Pell ebenfalls eine lange Geschichte mit Wacken zu verzeichnen. Seit 1999 hat Pell sechs Mal die Hauptbühne des weltgrößten Heavy Metal-Festivals gerockt. Sogar in Russland ist er ein Star. Für 2020 hat Pell die nächste Studioaktivität angekündigt.
Für seine akribische und ausdauernde Arbeit muss man ihm dankbar sein und Anerkennung zollen. Beständigkeit heißt hier: Solide Wertarbeit aus Wattenscheid mit hohem Wiedererkennungswert. Und das ist in der Tat ein Kompliment.
Line-up Axel Rudi Pell:
Johnny Gioeli (vocals)
Axel Rudi Pell (guitars)
Volker Krawczak (bass)
Ferdy Doernberg (keyboards)
Bobby Rondinelli (drums)
Tracklist "Into The Storm":
- The Inquisitorial Procedure (1:48)
- Tower Of Lies (4:26)
- Long Way To Go (5:33)
- Burning Chains (5:24)
- When Truth Hurts (6:47)
- Changing Times (6:06)
- Touching Heaven (7:03)
- High Above (4:49)
- Hey Hey My My (5:03)
- Into The Storm (10:36)
Gesamtspielzeit: 57:35, Erscheinungsjahr: 2014
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