Das Interview mit Aynsley Lister wurde uns freundlicherweise von André Wittebroek vom Bluesmagazine zur Verfügung gestellt und auch von ihm übersetzt.
Copyright Bilder: Albrecht Schmidt
Die Bilder wurden im Piano, Dortmund gemacht.
Das letzte Interview mit Aynsley Lister für das Bluesmagazine war im Jahr 2013 und Bluesmagazine ist gespannt wie es ihm seitdem ergangen ist. Dank der Mitarbeit von Managerin und Ehefrau Stephanie Lister war alles schnell geregelt. Weil wir das Interview im Piano, Dortmund wegen der langen Merchandise-Schlange nicht beenden konnten, beschlossen wir es im blues, Rhede fertig zu machen. Die beiden Interviews sind zusammengefügt worden. Ein sehr gut gelaunter und freundlicher Aynsley ging vor zum Backstage-Raum, wo das Interview dann stattfand.
André: In 2013 hatten wir ein Interview im blues, Rhede für Bluesmagazine und wir sind gespannt wie es dir seitdem ergangen ist? Hat sich inzwischen viel geändert?
Aynsley: An das Interview erinnere ich mich noch gut. War auf dem Balkon. (ein gutes Gedächtnis hat der Aynsley!). Wichtig war die neue CD Eyes Wide Open, die in 2016 veröffentlicht worden ist. Es ist eine etwas andere CD geworden. Ich wollte eine mehr energische, etwas raue und rockige CD machen. Die Gitarre im Dienste des Songs und immer noch keine ellenlangen Soli: not playing notes, but playing guitar. Im täglichen Bereich hat sich nicht viel geändert; auf Tour, Studioarbeit und viel Zeit für Familie und Freunde. Das Letzte hat man nicht wenn man 200 oder noch mehr Konzerte im Jahr spielt. Eine große Änderung im geschäftlichen Bereich war die Gründung einer eigenen Plattenfirma. Auch machen wir alle Buchungen jetzt selber wie auch Merchandise und die Touren. Wir brauchen keinen Booker, Tourmanager oder keine Plattenfirma mehr. Das drückt die Kosten enorm. Meine Frau Stephanie hat die Plattenfirma gegründet, es war viel und harte Arbeit, aber sie hat einen Riesenjob gemacht. Jetzt regeln wir alles von zu Hause. Weil ich nicht mehr als 110 bis 120 Gigs pro Jahr machen will, bleibt genügend Zeit übrig, um Songs zu schreiben, im Studio zu arbeiten und sehr wichtig, viel Zeit für Familie und Freunde zu haben. Ein kleines Beispiel wie es jetzt läuft: Wir sind heute in André Knochs blues, Rhede und ich habe ihn angerufen, ob wir da wieder spielen können. »Sehr gerne« war die Antwort und es war geregelt! Viel einfacher ist der direkte Kontakt.
André: Eine eigene Plattenfirma, sagst du. Du warst lange bei Ruf Records von Thomas Ruf. War es schwierig, von ihm Abschied zu nehmen? Er hat dir doch auf deinem Weg in der Musik gut geholfen? Wie verlief das so?
Aynsley: In meiner Jugend habe ich sehr viel Sport getrieben, auch Wettkämpfe, am meisten Mountainbike. Ich war richtig gut, kann ich sagen. Mein Vater spielte Gitarre und mit acht Jahren bekam ich auch eine, dann wurde natürlich viel geübt und es ergab sich, dass ich viel Talent hatte. Ich hörte die Platten meines Vaters an und die Liebe für die Musik war da. Später habe ich in lokalen Bands in Pubs gespielt, mit einundzwanzig meine eigene Band gegründet und wurde dann professioneller Musiker. Fällt mir jetzt gerade ein, dass ich nun zwanzig Jahre professionell im Geschäft bin. Wir haben heute ein Jubiläum! Wir machten eine CD mit nur drei Songs und Thomas Ruf hörte die CD, war begeistert und so kamen wir zu Ruf Records. Die ersten fünf bis zehn Jahre war es investieren, Alben machen, viel auf Tour sein und vor allem in Deutschland haben wir uns eine gute, solide Fanbase erspielen können. Deutschland ist ein Großmarkt und von da aus ging es dann in die Schweiz, Österreich, Tschechien und leider noch nicht so viel in Holland. Letztes Jahr waren wir für eine kurze Tour zum ersten Mal in Spanien und es war grandios. Sehr nette Menschen, tolles Essen und sie liebten unsere Shows. Man fängt da wieder von vorne an in kleinen Klubs und Bars, erst wieder investieren. Nach zehn Jahren Ruf war die Zeit gekommen, etwas zu ändern, einen neuen Blick zu bekommen. Wir waren dann für zwei Alben bei einer anderen Plattenfirma und beschlossen schließlich, alles selbst zu machen. Thomas Ruf und wir haben uns als gute Freunde verabschiedet. Ruf ist wie immer auf dem Weg, weiter neue Talente zu entdecken und wenn die dann bekannt geworden sind, gehen sie oft ihren eigenen Weg z. B. Walter Trout, Joanne Shaw Taylor, Layla Zoe. Ruf Records macht gute Sachen, die Blues Caravan ist eine tolle Initiative, Talente einem breiten Publikum zu zeigen. Ich war in 2006 auch Teil der Blues Caravan.
André: Du hast ein hektisches Leben. Ist das nicht schwierig? Du siehst noch so gut und jung aus, sagt meine Frau und heute Abend vor dem Konzert auch einige Damen im Publikum. Ich hörte sie das sagen und als ich ihnen erzählte, dass du einundvierzig bist, glaubten sie es nicht! Also: Sex, Drugs & Rock’n’Roll geht an dir vorbei?
Aynsley platzt fast vor Lachen und bedankt sich für das Kompliment.
Ansyley: Natürlich merke ich, dass ich älter werde und alles nicht mehr so selbstverständlich geht wie vorher. Letztes Jahr hatte ich eine schwere Lungenentzündung und habe viel abgenommen und hatte überhaupt kein Übergewicht. Ich war ernsthaft krank. Mein Körper warnte mich, es ein bisschen anders zu machen auf Tour. Es war wie ein Weckruf. Mehr schlafen, früher ins Bett, besser Essen, mehr Ruhe und weniger Alkohol. Auf dieser Tour habe ich bis jetzt nur zwei oder drei Bier getrunken und alles in allem fühle ich mich viel besser. Auch versuche ich unterwegs so viel wie möglich Fitness zu betreiben.
André: Was hältst du von der heutigen Blueswelt. Gibt es Neues, ändert sich was?
Aynsley: Eigentlich nicht. Es gibt sehr viele gute Musiker, aber die machen wenig Neues meiner Meinung nach. Mit B.B. King, der einen großen Einfluss auf mich hatte, starb einer der größten Blues-Musiker der alten Generation. Die schrieben alle gute Songs, werden noch immer, auch von den jüngeren Musikern gespielt. So etwas sagt viel über die Qualität der Songs. Ich versuche auch immer gute Songs zu schreiben. Es gibt viele gute Gitarristen, aber wenig gute neue Songs. Sie spielen hervorragend Gitarre mit langen Soli, aber das will ich nicht. Bei mir steht die Gitarre in Diensten des Songs. The Free wussten genau wie es geht, sie schrieben meisterliche Songs. Ein großes Vorbild wie es sein soll. Auch gehen viele Bands ins gleiche Studio und auch oft noch mit dem gleichen Produzenten. Das Resultat: Fast alles klingt gleich, der Produzent hat so einen großen Einfluss auf Songs und Sound, der Künstler kommt fast an zweiter Stelle und ich will das nicht. Es muss sich anhören, wie ich es vor Augen habe. Verstehe mich richtig, ich habe nichts dagegen, wie andere es machen, aber es ist nichts für mich. Ich behalte lieber die eigene Regie.
André: Können wir demnächst noch was Neues erwarten? CD oder DVD?
Aynsley: Meine Ehefrau Stephanie ist im achten Monate schwanger und wir haben noch zwei Shows und dann geht es nach Hause. Auf jeden Fall bleibe ich vier/fünf Monate zu Hause. Ich werde Zeit haben, Songs für die neue CD zu schreiben. Bei dieser Tour musste ich wegen ihrer Schwangerschaft alles alleine machen und ich bin jetzt am Ende der Tour auch müde. Wenn wir beide zu Hause sind und das Baby geboren ist, genießen wir das total und unsere Arbeit können wir von zu Hause aus machen. Das geht normal weiter, nur auf Tour gehen wir nicht.
André: Es wird bestimmt einen Song über das Baby geben?
Aynsley: Wer weiß?
Inzwischen schau ich auf meine Uhr und sehe, dass es schon nach 01:00 Uhr nachts ist. Die Zeit geht so schnell vorbei, wenn man ein sehr angenehmes Gespräch geführt hat! Wir verabschieden uns. Aynsley muss früh aufstehen und er braucht seine Ruhe, aber es wird eine kurze Nacht…
Aynsley: Grüße die Leser vom Bluesmagazine und von RockTimes und ich hoffe, sie während der nächsten Tour bei einer meiner Shows begrüßen zu dürfen. Good night!
In sehr guter Laune geht’s zum Hotel. Das Ende eines sehr schönen Abends.
Bluesmagazine und RockTimes bedanken sich bei Jenny Dore vom Piano Dortmund und André Knoch vom blues, Rhede für den sehr guten Empfang.
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