Wenn man dem Musiker, Sänger und Komponisten Marceese Trabus etwas lassen muss, dann dass er nicht nur sehr vielfältig und mit unterschiedlichen Projekten breit aufgestellt, sondern dazu auch noch sehr fleißig ist, was seinen Output angeht. Bereits an anderer Stelle in diesem Magazin aufgeführt, heißen seine Projekte Marceese (mit dem er sowohl eigenes Material, als auch Kiss-Tribute-Alben veröffentlicht), Yer International Humbug (Psychedelic- und Stoner Rock), Raketen-Erna (Alben für Kinder, allerdings mit richtig guten Texten) oder eben auch Baby Kreuzberg. Das sehr starke Debüt Twang Twang konnten wir euch im Januar 2017 hier in RockTimes vorstellen und jetzt: "Speak Of The Devil". Jaja, wenn man vom Teufel spricht … dann kommt er meistens auch. Und das ist im Fall von Baby Kreuzberg sogar gut so, wie sich im weiteren Verlauf dieses Reviews herausstellen wird.
Um es mal hanz einfach zu sagen, macht der Hauptstädter auch auf seinem neuen Album genau da weiter, wo er aufgehört hat. Nämlich mit sehr gut komponierten Songs und Arrangements, die ganz wunderbar ins Ohr gehen und dennoch über mehr als ausreichende Ecken und Kanten verfügen, dass es dem Rock- und Blues-Fan jederzeit warm ums Herz wird. Hinzu fügt er persönliche Texte, die direkt aus dem Leben gegriffen sind und alleine deshalb schon authentisch wirken und mit viel Feeling gebracht werden. Dies kann in alle möglichen Richtungen gehen. Entweder sehr wütend wie in "Thank You" oder unheimlich gefühlvoll wie in "Down By The Lake". Bei dem letztgenannten Track muss man bei der beginnenden Akustik-Gitarre umgehend an John Lennons "Working Class Hero" denken, was sich aber – sobald der Gesang eingesetzt hat – wieder in Wohlgefallen auflöst. Eine wunderschöne, wenn auch sehr traurige Nummer.
Richtig klasse kommt auch "It’s The End" mit einem tollen, jede Menge Atmosphäre verbreitenden Piano zu diesem – tatsächlich auch wieder – traurigen Stück. Schade, dass das Line-up der Musiker nicht angegeben ist. Insgesamt gesehen ist "Speak Of The Devil" allerdings alles andere als ein tristes Album geworden, denn dagegen stehen alleine schon der trotzige Desert Blues "You Can’t Bring Me Down", das locker-flockige, mit ganz feinem Groove versehene, "The Root Of Evil" oder auch der ganz easy aus der Hüfte gefeuerte und beschwingte Folk-Song "What The Fuzz?", gebracht von einem Mann, der keine Angst davor hat, seine Meinung auch zu den seit einigen Jahren bzw. aktuellen politischen Strömungen in Deutschland kund zu tun. Mit "Twilight" sind wir zurück beim Desert Blues und dieser Titel könnte ganz wunderbar auch in einem modernen Western Verwendung finden.
"Blonde On Blonde" ist noch mal ein cooler Rocker mit Psychedelic-Einschüben, bevor "Cold Heart" dieses Album sehr gekonnt auf melancholische Art beschließt. Aber nein, nicht ganz, denn das Finale stellt dann "Two Kinds Of People" (»Es gibt nur zwei Sorten von Leuten … diejenigen, mit denen du trinken möchtest und diejenigen, die dich zum Trinken bringen…«) dar. Klasse. Auf der mir vorliegenden 'Promotional Copy' befinden sich noch drei weitere Tracks, die laut Beschriftung scheinbar nur mit der Download-Version der Scheibe erhältlich sind. Zum einen wäre da der coole Rock’n’Roller "Be Nobody", dann das etwas entrückte "Girl With Spanish Eyes" und schließlich das sich in eine wilde Feedback-Orgie entwickelnde "Looking For A Change".
Marceese Trabus bzw. Baby Kreuzberg hat keinen Deut nachgelassen, vielmehr scheint er immer variabler und besser zu werden, was seine Songs und auch Arrangements betrifft. Einen Ausfall sucht man hier vergeblich und wie der Vorgänger "Twang Twang" überzeugt auch "Speak Of The Devil" von A bis Z.
Tracklist "Speak Of The Devil":
- You Can’t Bring Me Down
- The Root Of Evil
- Down By The Lake
- Blonde On Blonde
- It’s The End
- Twilight
- Thank You
- What The Fuzz?
- Cold Heart
- Two Kinds Of People
- Be Nobody (download only)
- Girl With Spanish Eyes (download only)
- Looking For A Change (download only)
Gesamtspielzeit: 58:03, Erscheinungsjahr: 2019
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