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Baby Kreuzberg / Twang Twang – CD-Review

Baby Kreuzberg-Twang Twang-CD-Review

Den Berliner Musiker und Songwriter Marceese Trabus haben wir ja bereits seit dem Jahr 2009 unter genauerer Beobachtung, ob es seine (meist komplett im Alleingang eingespielten) Soloalben mit eigenem Material waren, oder er seiner Liebe zu Kiss mit zwei Coveralben frönte. Ganz besonders ist mir noch sein letzter Alleingang in Form der Scheibe A-Ramblin' And A-Howlin' sehr positiv in Erinnerung, mit dem er in allen Belangen noch mal ein paar große Schritte nach vorne machte. Eher überraschend kam für mich, dass die ganz neue Platte "Twang Twang" nun im Bandformat daher kommt. Aber okay, warum auch nicht? Baby Kreuzberg nennt sich das Trio um Marceese, das außerdem aus Alexander Gau am Bass sowie Boerge Walenta an den Drums besteht.

Schnell wird klar, dass der Berliner weder etwas verlernt, noch großartig etwas an der musikalischen Ausrichtung geändert hat. Überwiegend haben wir es auch hier mit ganz feinem Americana- und Roots-Material zu tun, das allerdings auch den Blues sowie den Rock nicht außen vor lässt. Dazu kommen immer wieder unheimlich starke Hooklines beim Gesang sowie sehr viel Feeling bei eben diesem. Noch ein dickes Plus: Die neue Rhythmusabteilung hat einen großartigen Groove auf der Pfanne, der den jeweiligen Tracks nochmal einen zusätzlichen, sehr willkommenen Swing verleiht. "These Three Words" klingt wie eine Ballade direkt aus dem amerikanischen AM-Radio der fünfziger Jahre. Und Marceese hat Humor: Während sich sein Gesang hier anhört, als würde er vor seiner Angebeteten knien und sie anflehen doch bei ihm zu bleiben, so stellt sich der Text bei aufmerksamen Hinhören als das genaue Gegenteil heraus. Eine bitterböse Abrechnung mit einer (Noch-) Freundin könnte hier das Thema sein, der er mit unzweideutigen Worten klarmacht, am besten so schnell wie möglich dahin zu verschwinden, wo die Sonne nie scheint.

Direkt ins Ohr geht bereits der Opener "Every Dog Has His Day", alleine schon durch die starken Gesangsmelodien zu Banjo, Akustikgitarre und den Groove. Fett gerockt (mit verfremdeter Stimme) wird dagegen bei "Mababe", was ebenso großen Spaß macht. "Brown-Eyed Gal" überrascht mit einem funky Arrangement und beweist einmal mehr die Klasse von Boerge Walenta und Alexander Gau. Ein Schelm, wer hier nicht auch kurz an die ersten Alben der James Gang denken muss. "Ain’t No Texas Ranger" ist ein lockerer moderner Country-Song, der ganz locker auch als Soundtrack in einem (modernen) Western bestehen könnte. Eine Besonderheit ist die Nummer "Be Ba Baby", die als einzige über einen deutschen Text verfügt. Und auch der kommt locker, ungezwungen und sehr gelungen.

Gar folkig wird es bei "Once Upon A Time", erneut mit klasse Gesangsmelodien und einem Sound bei dem man das Gefühl hat, sich eine Scheibe aus den Vierzigern oder Fünfzigern anzuhören, was natürlich gewollt ist. Woody Guthrie oder Pete Seeger (um nur mal zwei der großen Namen zu nennen) kommen da in den Sinn. Gleich dreimal nacheinander ganz fett gerockt wird mit "She-Devil", "#Asshole" sowie "99 MPH", wenn auch zumeist akustisch. Macht aber gar nichts, denn diese Jungs haben auch so einen ganz ordentlichen Bums drauf.

Keine Frage, dass die beiden neuen Bandmitglieder ein echter Gewinn sind. Alleine der Swing, dieser ausgeprägte Groove in den jeweiligen Tracks wäre schon cool genug. Aber Marceese Trabus hat es auch wieder geschafft, dreizehn sehr starke Songs vorzulegen und (mit) zu überliefern. Ob man es mag, wenn einige der Stücke soundmäßig eher auf retro gemacht sind, ist natürlich Geschmackssache, aber das ist dann auch schon jammern auf hohem Niveau. Die Songs gehen fast allesamt hervorragend ins Ohr und haben auch noch massenhaft Potenzial, dort hängen zu bleiben.

Deshalb beide Daumen nach oben für "Twang Twang", ein neues kleines Juwel aus dem Hause Marceese Trabus bzw. Baby Kreuzberg.


Line-up Baby Kreuzberg:

Marceese Trabus (acoustic & electric guitars, banjo, lead vocals)
Boerge Walenta (drums, background vocals)
Alexander Gau (upright & electric bass)

With:
Andreas von Schroeter (trombone – #11)
Evil Mr. Sod (background vocals – #13)
Minou & Willie (background vocals – #1,11)

Tracklist "Twang Twang":

  1. Every Dog Has His Day
  2. Monkey Business
  3. Ain’t No Texas Ranger
  4. Dirty Street
  5. These Three Words
  6. Mababe
  7. Once Upon A Time
  8. She-Devil
  9. #Asshole
  10. 99 MPH
  11. Be Ba Babe
  12. Brown-Eyed Gal
  13. These Chains

Gesamtspielzeit: 46:53, Erscheinungsjahr: 2016

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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