Draußen, vor der Café Bar De Comm saß die Band und zwei Gesichter kamen einem irgendwie bekannt vor. Man hatte sich hier schon einmal gesehen. Richtig, gemeinsam mit Ben Poole. Es waren Bassist Barry Pethers sowie Alan Taylor (Schlagzeug).
Das Rhythmus-Paar spielt jetzt bei der Backwater Roll Blues Band, die aus Southhampton angereist war. Den Tiefton-Zupfer und Drummer kann man als relativ neu in der Formation ansehen, denn in diesem Line-up hat man erst ganz wenige Gigs hinter sich gebracht. Das Quintett, zeitweise verstärkt durch den Keyboarder Ray Drury, hat schon auf so einigen namhaften Festivals für Stimmung gesorgt. Ihr erstes Album mit dem Titel "Backwater Roll – Live At The Platform" aus dem Jahr 2014 hat bereits mächtig viele Radioeinsätze hinter sich und tauchte auch in »[…] IBBA’s Top 25 for 3 months […]« auf.
Die zwölf Saiten von zwei Stromgitarren bedienten Vater Deano Matthias sowie sein Sohn Louis Matthias. Der Harp-spielende und singende Frontmann war Miff Smith. Auf der Visitenkarte stehen unter anderem Popa Chubby, Matt Schofield, Oli Brown oder The Nimmo Brothers.
Der Sekundenzeiger war kaum über die 20:00 Uhr-Marke fortgeschritten, kam die Backwater Roll Blues Band mit "So Mean To Me" schon aus den Startlöchern. Rockig-groovend war die Stimmung des 12-Takters und als Miff Smith die ersten Worte des Track gesungen hatte, konnte der Zuschauer auf seinen Armen eine dicke Gänsehaut bewundern. Miff Smith verfügte über eine herrlich raue Stimme, die, wie sich im Laufe des Gigs herausstellte, so gut zum Blues der Backwater Roll Blues Band passte. Genauso wie sein vorzügliches Harp-Spiel. Deano Matthias hatte seiner E-Gitarre einen schön verzerrten Klang verpasst und sein Sohn Louis, der auf der rechten Seite der Bühne agierte, hatte den etwas klareren Sound eingestellt.
"Wait On Time" war ein Musterbeispiel an Groove mit beidseitigen Gitarrensoli der bemerkenswerten Art und einer im Zwischenspiel moderat agierenden Rhythmus-Fraktion. Bevor es zum Slow Blues kam stand noch ein rockendes "Walking The Dog" auf der Speisekarte. Die Liebe in "Love That Burns" brannte verdammt lange und nicht nur auf Sparflamme, auch wenn es um den verlangsamten Zwölftakter ging. Louis Matthias beeindruckte die Zuschauer mit einem langen, sehr langen Solo aus der Sonntagspredigt des gefühlvollen Blues. Als Kontrast servierte Barry Pethers dazu phasenweise Riffs. Dann wurde es für einen Moment dynamischer und was der Sohn konnte, brachte der Vater auf seine persönliche Spielweise und dem Einsatz des Wah Wah-Pedals fertig. Zwei Gitarristen aus einer Familie, die ihre Gefühle auf unterschiedliche Weise zum Ausdruck brachten und so das musikalische Outfit der Band sehr bereicherten. Mithilfe eines zeitweise auch beim Gesang eingesetzten separaten Harp-Mikrofons kreierte der mächtige Frontmann herrliche Klangverschiebungen.
"Who Do You Love" schob die beiden Rhythmiker Barry Pethers mit seinen geslappten dicken Saiten sowie Alan Taylors Drumsticks-Wirbelwind über Felle und Becken in den Vordergrund der Action. Unterfüttert wurde das Treiben mit funkigen Gitarren. Klasse! Die schon ordentliche Portion Funk im Stück wurde gesteigert und mündete schließlich in einem tollen "Sex Machine"-Abstecher. Klasse! Mit einem Texas-Sechssaiter-Twang à la Stevie Ray Vaughan wurde "Satisfy My Love" zu einem nächsten Highlight des Auftritts.
In doppelter Hinsicht verneigte sich die Backwater Roll Blues Band vor The Red Devils und ihrem Frontmann Lester Butler. Die aufeinander folgenden "Mr. Highway Man" und "Devil Woman" lösten beim Publikum besondere Begeisterung aus, denn nicht nur in den Niederlanden sind die Red Devils sehr angesagt. Beide Nummern in längerer Spielzeit boten abermals einige Gelegenheiten für einzelne Musiker, sich solierend in Szene zu setzen. Schade, dass keiner der Gitarristen das Bottleneck aktivierte. Aber auch ohne das Metallröhrchen konnten Vater und Sohn voll überzeugen. Die raue Stimme von Miff Smith war immer ein Hinhörer.
Nach der Pause kam die Combo groovend, nein rock’n’rollend perfekt zurück ins stimmungsvolle Konzert, denn ihre Version von "Shake Your Money Maker" war zum Mitsingen und Tanzen wie geschaffen. Mit einem geschickten Rhythmuswechsel verfügte das Stück plötzlich über einen wunderschönen Swing. Schließlich garnierten Miff Smith und Deano Matthias den Klassiker mit einer instrumentalen Diskussion auf Harp und E-Gitarre. Toll!
Der im ersten Teil des Gigs gespielte Slow Blues war fantastisch und nicht anderes wuchs die Begeisterung bei "Cross Your Heart". Alan Taylor leitete den "Big Boss Man" ein und was sich in den nächsten Minuten abspielte war imposant, denn die Backwater Roll Blues Band mischte den Jimmy Reed-Song ganz geschickt mit Bekanntem aus "Billy Jean". So entwickelte sich eine Art Fusion aus Blues und Pop, die nicht ohne Wirkung blieb. Auch die Zugabe war eine Song-Kombination, eingeleitet durch Miff Smith und sein kleines Instrument. "Fistful Of Dirt" sowie der "Business Man", bei dem Deano Matthias in Form eines Spaziergangs durch die Kneipe eine musikalische Lokalrunde spendierte, waren super Tracks für einen erhöhten Pegel an guter Laune. Bei einer relativ neuen Rhythmusabteilung fiel es nicht ins Gewicht, wenn der Frontmann hier und da einige Regieanweisungen gab.
Die Backwater Roll Blues Band hatte voll überzeugt. Die Song-Videos zum Konzert können, wie immer, auf dem Blues Moose-You Tube-Kanal angeschaut werden.
Line-up Backwater Roll Blues Band:
Miff Smith (lead vocals, harmonica)
Deano Matthias (guitars)
Louis Matthias (guitar)
Barry Pethers (bass, backing vocals)
Alan Taylor (drums)
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