Hatten die vier Musiker der im Jahr 1973 gegründeten Band Bad Company in ihren vorherigen Combos (Free, Mott The Hoople sowie King Crimson) zwar schon mal am großen Erfolg geschnuppert, so wurden sie von dem Riesenerfolg ihres Debütalbums (1974) sowie des Nachfolgers Straight Shooter (1975) dennoch geradezu überrollt. Eine Situation, die natürlich auch ihren Preis hatte, denn wenn das Quartett gerade mal nicht auf Tour war, wurden die Engländer von ihrem Management wieder umgehend in ein Studio verfrachtet, um die nächste Langrille startklar zu machen. Aber die Rechnung musste natürlich bezahlt werden und auch ein Krug geht nur so lange zum Brunnen, bis er bricht. War die dritte Scheibe "Run With The Pack" (1976) mit Abstrichen noch sehr gut ausgefallen, so hatte Bad Company mit "Burnin' Sky" (1977) den künstlerischen Tiefpunkt erreicht. Man kann dieser Platte geradezu anhören, wie platt und ausgelaugt die Musiker damals waren.
Es war klar, dass eine Pause her musste, die der Vierer sich dann glücklicherweise auch nahm. Erst im Sommer 1978 kam die Gruppe wieder zusammen und sah sich nun einer vollkommen veränderten Situation ausgeliefert. Der gute alte Rock der von den späten Sechzigern bis Mitte der Siebziger die Welt regiert hatte, war in der Gunst des Publikums dahingehend gefallen, dass nun nahezu jeder entweder zur Disco-Musik das Tanzbein schwang, oder aber mit absichtlich zerrissenen Klamotten und bunt gefärbten Haaren nichts mehr von der Zukunft wissen wollte. Was dann in ca. fünf Wochen im August und September 1978 entstand, war ein ganz frischer Ansatz hinsichtlich des Bandsounds, der dann auch voll auf der Höhe der Zeit klang. Was natürlich auch daran lag, dass die Band hier erstmalig mit Synthesizern sowie Streichern arbeitete. Vom Songwriting her konnte einmal mehr Paul Rodgers mit fünf Kompositionen den Löwenanteil für sich verbuchen, während der Gitarrist Mick Ralphs drei Nummern beisteuerte. Die zweite Single-Auskopplung "Gone, Gone, Gone" stammte aus der Feder des Bassisten 'Boz' Burrell und für das Stück "Rhythm Machine" gingen die Co-Credits an Burrell sowie den Drummer Simon Kirke.
Und nicht nur der Sound klang frisch, auch die Songs waren wieder deutlich besser als auf der vorangegangenen Scheibe. Selbst wenn heute vor allem lediglich der Opener "Rock’n’Roll Fantasy" im Langzeit-Gedächtnis gespeichert ist, hält auch der Rest den Qualitätspegel auf einem erfreulich hohen Level. Die zehn Tracks an sich hat mein ehemaliger Kollege Daniel bereits vor Jahren sehr treffend ins seinem Review auseinander genommen, erwähnen möchte ich dahingehend nur noch das sehr starke "Oh, Atlanta", das ebenfalls das Zeug zum Klassiker hatte. Hier schaltet sich gleich von Beginn an eine bluesige Harmonika in das Geschehen ein und die Nummer entwickelt sich zu einem richtig coolen Country-Rocker, oder besser gesagt, einem richtig coolen Rocker mit deutlichen Country Rock-Einflüssen. Darüber hinaus verfügt das Stück über satte Power und wieder mal bärenstarke Vocals von Rodgers.
Bei den Bonus Tracks handelt es sich größtenteils um alternative Versionen der Albumtracks, bei denen das Tempo oder auch mal der Gesang variiert wurden, einzelne Instrumente hinzugefügt oder wahlweise weggenommen wurden. Auch hier ist interessant, dass das auserkorene Take (das letztlich auf dem Originalalbum gelandet ist) nicht unbedingt immer das beste sein muss. Sauber eingespielt sind die alle, welche Version der Fan favorisiert, liegt dann aber am jeweils ganz eigenen Gusto. Mit "Smokin' 45" (gleich zwei Mal) sowie "Rock Fever" sind im Bonus-Material zwei echte Outtakes vertreten, von denen der zweitgenannte sowie zumindest eine Version des erstgenannten Titels bisher unveröffentlicht waren. Und auch diese zwei Songs halten das Niveau spielend. Man kann natürlich nur spekulieren, aber eventuell wurde seinerzeit auch nur deshalb auf sie verzichtet, da sie sich noch sehr stark nach den 'alten' Bad Company anhörten, während die Band mit dieser Platte doch ganz bewusst ein neues Kapitel aufschlagen wollte.
Mein persönliches Lieblings-Album von Bad Company ist "Desolation Angels" zwar nach wie vor nicht (dafür mag ich die ersten drei Scheiben zu sehr), dieser Neuauflage muss man allerdings aufgrund des verbesserten Sounds und der im Vergleich zum Originalalbum um immerhin 19 Bonus Tracks starken Erweiterung ein großes Kompliment machen.
Line-up Bad Company:
Paul Rodgers (rhythm guitars, piano, synthesizer, lead vocals)
Mick Ralphs (lead & rhythm guitars, keyboards)
Boz Burrell (bass)
Simon Kirke (drums)
Tracklist "Desolation Angels (40th…)":
- Rock’n’Roll Fantasy
- Crazy Circles
- Gone, Gone, Gone
- Evil Wind
- Early In The Morning
- Lonely For Your Love
- Oh, Atlanta
- Take The Time
- Rhythm Machine
- She Brings Me Love
- Smokin' 45 (alternative version 1)
- Smokin' 45 (alternative version 2)
- Rock Fever
- Oh, Atlanta (slow version with Rhodes)
- Rock’n’Roll Fantasy (alternative version 1)
- Rock’n’Roll Fantasy (alternative version 2)
- Rock’n’Roll Fantasy (alternative version 3)
- Crazy Circles (alternative version)
- Gone, Gone, Gone (alternative take)
- Early In The Morning (alternative version 1)
- Lonely For Your Love (alternative version 1)
- Take The Time (alternative version 1)
- Evil Wind (alternative version)
- Take The Time (alternative version 2)
- Lonely For Your Love (alternative version 2)
- She Brings Me Love (alternative version)
- What Does It Matter (Blues Jam)
- Rhythm Machine (alternative version)
- Amen (A-Capella)
Gesamtspielzeit: 70:06 (CD 1), 45:36 (CD 2), Erscheinungsjahr: 2020 (1979)
Neueste Kommentare