Frischlinge sind die fünf Musiker von Bad Marriage aus Boston, Massachussetts alle nicht mehr, zusammen kamen sie allerdings erst im Jahr 2015. Mit dem Gründer und Lead-Gitarrist Mike Fitz, dem Sänger Jonny P., dem Rhythmus-Gitarrist Ian Haggerty sowie dem Drummer Michael Delaney zumindest vier von ihnen. Nach vielem Kommen und Gehen bezüglich der Position des Bassisten traf Fitz Ende 2016 schließlich Todd Boisvert und seitdem ist das Line-up komplett. Anfang 2018 erschien eine erste (digitale) EP, der noch einige Singles (ebenfalls nur digital) folgen sollten. Das Studio wurde erst dann für die Einspielung der Debütscheibe gestürmt, als sich der Fünfer darüber einig war, ein würdiges Dutzend Tracks zusammen zu haben. Erschienen ist "Bad Marriage" (zumindest in den USA) bereits 2019, während man nun auch die weiteren Märkte damit abgrasen will.
Was diese Jungs hier abziehen, ist herrlich altmodischer Hard Rock der Marke Led Zeppelin und Aerosmith, aber selbst wenn die Combo AC/DC als weiteren großen Einfluss listet, so sind die Aussies im Sound dieses Debütalbums kaum auszumachen. Donnernd eröffnen die Gitarren im Stil von Jimmy Page zu Presence-Zeiten diese Scheibe und auch Jonny P.s Gesang ist hier sehr an dem von Robert Plant. Trotzdem ist das geil gemacht, ebenso wie beispielsweise "Ms. Outrageous", bei dem ganz offensichtlich dem Sound sowie der Stilistik von Aerosmith gewürdigt wird. Bereits an dieser Stelle des Reviews angekommen dürfte somit klar sein, dass Bad Marriage nun nicht unbedingt darauf erpicht sind, Innovations-Preise zu kassieren. Und klar kann man der Band dies zum Vorwurf machen, wenn man will …
Wenn man will, kann man aber einfach auch nur richtig cool gebrachten und stark gespielten Hard Rock mit viel Dreck unter den Fingernägeln genießen, der durchaus mit starken Songs aufwarten kann. Mein Favorit der Scheibe ist das mit treibenden Strophen und einem göttlichen Refrain gesegnete "Electric Emerald Eyes". Diese Nummer ist auch mein Tipp für eine Single-Auskopplung, denn selbst wenn die Band sich stilistisch eher nach den frühen Achtzigern anhört, so ist sie vom Sound auf dem neuesten Stand. Es gibt auch ein paar Stücke, die nicht ganz den Standard halten können. Zum einen wäre da der etwas platte Refrain von "Old School Stereo" (der jetzt auch nicht gerade von phänomenalen Strophen unterstützt wird) oder zum anderen kann der Verfasser dieser Zeilen über einen Song wie "Big Bad Wolf" gerade mal so noch müde lächeln.
Aber um kein falsches Bild aufkommen zu lassen, sei gleich hinterher geschoben, dass der Großteil der Titel richtig gut abgeht. So macht beispielsweise der Dreierpack "'Sorry' Don’t Feed The Bulldog", "Long Way Down" sowie "Tail Chaser" richtig Laune, während das abschließende "Model Citizen" dagegen etwas abfällt. Wer mal reinhören will, dem würde ich das frische und spritzige "Gateway Drug", das sehr starke "Electric Emerald Eyes", "'Sorry' Don’t Feed The Bulldog" oder auch das kraftstrotzende "Tail Chaser" empfehlen. Bad Marriage ist eine Band und "Bad Marriage" ein Debütalbum, die entweder live auf der Bühne oder auf Konserve aus der Anlage, wie dafür gemacht sind, sie an einem heißen Freitag-Abend in irgendeinem verschwitzten Club mit ein paar kühlen Bierchen zu genießen. Und das ist als Kompliment gemeint.
Line-up Bad Marriage:
Jonny P. (percussion, lead vocals)
Mike Fitz (lead & rhythm guitars, background vocals)
Michael Delaney (drums)
Todd Boisvert (bass, background vocals)
Ian Haggerty (rhythm guitars, background vocals)
Tracklist "Bad Marriage":
- Diablo
- Old School Stereo
- Ready Aim Fire
- Gateway Drug
- Electric Emerald Eyes
- Ms. Outrageous
- Nay-Sayin' Blues
- 'Sorry' Don’t Feed The Bulldog
- Long Way Down
- Tail Chaser
- Big Bad Wolf
- Model Citizen
Gesamtspielzeit: 44:35, Erscheinungsjahr: 2019
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