Un Biglietto per l’Inferno galt als einer von Italiens führenden Progbands, ihr Keyboarder war Giuseppe 'Baffo' Banfi. 1978 startete er seine Solo-Karriere, die unter anderem zu den hier auf zwei CDs vorgestellten Produktionen "Ma, Dolce Vita" aus 1979 und "Hearth" aus 1981 führte.
Inspiriert wurde der Keyboarder seinerzeit sehr stark von Klaus Schulze, oder generell von kosmisch-elektronischer Musik der Berliner Schule, mit den Vertretern Edgar Froese, Manuel Göttsching oder Tangerine Dream. Dieses ist ganz deutlich und unverkennbar auf "Ma, Dolce Vita" nachzuvollziehen, wo Banfi alle Instrumente selbst spielt. Allerdings hat auch Klaus Schulze seine Spuren hinterlassen, nahm der diese Musik doch auf, mixte, masterte und produzierte sie ebenfalls.
Nun, eine volle Breitseite Elektronik also, ständig flirrende Klänge, die relativ leichtgängig sind, von eher fröhlicher Ausdrucksweise, vielleicht doch mit ein wenig italienisch-mediterranem Flair behaftet? Mit "Fantasia Di Un Pianeta Sconosciuto" wird mit 18:01 Minuten der längste Song vorgestellt, hier gibt es viel Raum zur Entfaltung, am ehesten werde ich hier an Tangerine Dream erinnert. Auf jeden Fall kann man sich hier wunderbar angenehm zurücklehnen, die Augen schließen und abtauchen in eine verträumte Klanglandschaft.
Als zweite CD wird das dritte Album des Protagonisten vorgestellt, "Hearth". Und das ist so gar nicht vergleichbar mit diesen soeben von mir beschriebenen verträumten Klanglandschaften. Neben Synthies und Keyboards wurden Gitarre, Bass und Schlagzeug hinzugefügt. Dieses ergibt einen völlig anderen Sound. Da dieses nun ein wenig in eine Art Rock-Modus übergeht, vermisse ich eigentlich rasch etwas, was eigentlich nun eintreten sollte – Gesang. So wirkt bereits der erste Song, "Indian", ein wenig unfertig für mich, eher wie eine Übungs-Session im Studio. Produziert hat erneut Klaus Schulze.
Neben Rock-Elementen kann man Annäherungen an die Pop-Musik ausmachen, an jene der Achtziger halt, und Anleihen beim Funk, ja, da knackt und slapt mal der E-Bass, ein ständig unruhiges Schlagzeug und durch den Raum fliegende Keyboard-Fetzen, so scheint sich die Musik irgendwie nicht setzen zu wollen. Jedenfalls ist der Opener relativ belanglos und rasch an mir vorbei geflogen.
Und dermaßen uninspiriert wirkend zieht die Musik weiter ihre Kreise. Hat Banfi auf "Ma, Dolce Vita" noch entscheidende und ansprechende Impulse gesetzt, die auch zum Entspannen und aufmerksamen Zuhören einluden, so wirken seine Keyboard-Einsätze auf "Hearth" teils überflüssig und langweilig, sie stehen nicht mehr im Vordergrund und vermögen keine wesentlichen Akzente zu setzen, sondern klingen mitunter wie schmückendes Beiwerk von Musik, die für mich wie unvollendet klingt. Ob er sich hierbei vom Trend der Achtziger hat beeinflussen lassen?
Line-up "Ma, Dolce Vita":
Baffo Banfi (Moog Modular System, Minimoog, Yamaha CS-80, Korg Vocoder)
Line-up "Hearth":
Baffo Banfi (synthesizer, keyboard)
Bruno Bergonzi (drums, cyternetic drums)
Maurizio Gianni (guitar)
Maurizio Anesa (bass)
Tracklist CD 1 "Ma, Dolce Vita":
- Oye Cosmo Va (6:45)
- Quelle Dolce Estate Sul Pianeta Venere (6:11)
- Vino, Donne E Una Tastiera (7:18)
- Astralunato (3:54)
- Fantasia Di Un Pianeta Sconosciuto (18:01)
Tracklist CD 2, "Hearth":
- Indian (6:37)
- The Incredible Doggy (5:48)
- Dancing On The Ship (4:58)
- This You Was (9:03)
- Heart Circuit Machine (8:57)
- Love Magnetic Research (8:48) (Bonustrack)
Gesamtspielzeit: 42:09 (CD 1), 44:11 (CD 2)
Neueste Kommentare