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Bannkreis / Sakrament – CD-Review

Bannkreis / Sakrament

Sie ist für mich Neuentdeckung und positive Überraschung zugleich: Johanna Krins posiert auf einem Foto gemeinsam mit vier Musikern der populären Band Subway To Sally. Das Cover des Bannkreis-Projektes "Sakrament" macht neugierig, der Inhalt liefert Stücke, die auf Anhieb Lust auf mehr machen.
Zu Bannkreis haben sich die blinde Sängerin mit bayerischen Wurzeln und Eric Fish (Gesang), Bodenski (Gitarre, Drehleier), Ingo Hampf (Gitarre, Bass) sowie Simon Michael (Schlagzeug)  zusammen geschlossen.

Der Bandgründung vor einem Jahr folgte bereits im Frühjahr 2018 das Debütalbum. Doch wie aus dem Nichts kam dieses Bandprojekt keineswegs zustande. Eric Fish, bekannt auch für sein langjähriges Soloprojekt Eric Fish & Friends, traf die Sängerin erstmals bei einem Konzert im thüringischen Oppurg auf dem Rittergut Positz. Es war der Beginn einer kreativen Freundschaft, in deren Ergebnis die Band Bannkreis entstand.
Dem kam sicherlich entgegen, dass die 23-jährige Vollblutmusikerin, die aus einem musikalisch klassischen Elternhaus stammt, Jazz, Rock und Pop und dazu Literatur und Lyrik zu ihren Lieblingsbeschäftigungen zählt.

Die Arbeit an der Debüt-CD hat sich in jedem Fall gelohnt. Zu hören sind 13 Stücke mit eingängigen Melodien, die nicht nur den Nerv der Fans von Subway To Sally treffen sollten.
Die abwechslungsreichen Kompositionen bieten viel mittelalterliche Musik und reichen über Folk, Rock bis hin zu Anleihen aus symphonischen Metal wie bei "Hilf mir zu glauben" und "Nimmermehr". Dank der Arbeit von Tüftler Bodenski sind Texte entstanden, die poetische Streicheleinheiten sind.

"Lebenslinien" ist ein würdiger Opener und guter Anspieltipp, sind hier doch gleich Eric Fish und Johanna Krins im Duett zu hören und geben dem Hörer auf den Weg, was die Besonderheit von Bannkreis ausmacht: Eine ausdrucksstarke Sängerin an der Seite eines charismatischen Frontmannes und eine solide Begleitformation. Wobei die Mitarbeit der Subway To Sally-Musiker ursprünglich gar nicht geplant war, wie der Sänger außerdem betont, dass der Bandname keinen Bezug habe zu dem gleichnamigen früheren Album von Subway To Sally.
Die Produktion bietet Platz für besinnliche Momente ("Lebewohl", "Sakrament"), es gibt aber auch Überraschendes wie den Partykracher "Doch ich weiß es" zu hören  – ein Titel, der gemeinsam mit der Band Santiano aufgenommen wurde.

Nicht nur der Gesang trägt zu einem ausgewogenen Album bei, auch die Instrumentierung ist facettenreich. Mehrere Gastmusiker werten diesen Eindruck zusätzlich auf.
Einen großen Anteil am Gelingen hat Michael 'Miro' Rodenberg. Der Keyboarder und Musikproduzent aus dem niedersächsischen Wolfsburg sorgt dank seiner Klangteppiche für eine moderne, zeitgemäße Produktion, die trotz der bereits erwähnten eingängigen Melodien weit abseits des Mainstreams punktet. Ein gutes Hörbeispiel ist der Bonustrack "Ins Dunkel", der das Album beschließt.

Der Gesang von Johanna Krins erzeugt zuweilen Gänsehaut und sorgt mit dafür, dass Bannkreis als eigenständiges, neues Projekt wahrgenommen werden darf. Natürlich werden die Fans von Subway To Sally besonders empfänglich sein, prägt ebenso der eindringliche Gesang von Eric Fish die vorliegende CD. Doch dieses Werk deshalb als ein Album dieser Band zu bezeichnen, wäre eindeutig zu kurz gedacht.

Was für den Sänger spricht, ist seine kontinuierliche Arbeit über Grenzen hinweg, betreibt Fish doch parallel mehrere Projekte. Mit Bannkreis ist eine Band entstanden, die mehrere Genre überspannt und gewöhnlich keine Schublade zulässt. Epic Folk Rock könnte auf einer Schublade stehen, wenn man sie tatsächlich bemühen wollte.

Die Musiker von Bannkreis beschreiben den Entstehungsprozess von Text und Musik auf ihrer eigenen Homepage wie folgt: »Wir wissen, dass die Teilchen des Sauerstoffatoms in einer Dur-Tonleiter schwingen, dass die Halme einer Bergwiese ’singen' – jeder Halm sein eigenes 'Lied' und dass alle diese 'Lieder' der Millionen von Halmen harmonisch zusammenklingen, dass in der Photosynthese bei der Entstehung lebendigen Blattgrüns aus Licht und Materie Dreiklänge erklingen. Die Welt ist Klang, ist Rhythmus und Schwingung.«

Fazit: "Sakrament" geht schnell ins Ohr, was beim Hören kein Nachteil sein sollte, trotzdem ist die CD ein Anwärter für einen Dauerläufer im CD-Player.


Line Up Bannkreis:

Johanna Krins (Gesang, Flöte, Percussion)
Eric Fish (Gesang, Uillean Pipe)
Bodenski (Drehleiter, Gitarre)
Simon Michael (Schlagzeug, Percussion, Keyboards)
Ingo Hampf (Gitarre, Liuto Forte, Celtic Cittern, Bass)

Gäste:
Sandra Elflein (Solovioline – #4,5,7,10,11,12, Nyckelharpa – #5,7, Flöten – #4,5,7,10,11,12, Drehleier -#4,10)
Ally Storch (Violine und Viola – #4,5,9,10,11,12,13)
Christoph Pracht (Cello – #4,7,11,12,13)
Sandro Friedrich (Flöten – #1,6,8)
Stefan Pintev (Geigen – #2)
Ben Metzner (Flöten – #3)
Dirk Schlag (Gitarre – #6)
Alex Grube (Bass – #6)

Trackliste "Sakrament":

  1. Lebenslinien
  2. Lebewohl
  3. Hilf mir zu glauben
  4. Fährmann
  5. Aus fernen Ländern
  6. Doch ich weiß es (mit Santiano)
  7. Sakrament
  8. Nimmermehr
  9. Bannkreis
  10. Erdbeermond
  11. Rabenflug
  12. Kein Weg zurück
  13. Ins Dunkel

Gesamtspielzeit: 54 Minuten, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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