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Bantu / What Is Your Breaking Point? – CD-Review

Bantu / What Is Your Breaking Point?

Vierzehn Musiker*innen und ein Gast, das ist die Formation Bantu, geleitet vom deutsch-nigerianischen Sänger Ade Bantu. Bantu, das ist als Bandname die Abkürzung für 'Brotherhood Alliance Navigating Towards Unity', geschaffen von den Brüdern Ade Bantu und Abiodun. 1996 wurde die Gruppe in Deutschland gegründet. Ihr Sound entwickelte sich nach und nach zu einer mitreißenden Mischung aus Afrobeat, Afrofunk und Yoruba-Musik.

Bei dieser Art afrikanisch geprägter Musik fallen natürlich sofort Namen wie Fela Kuti, King Sunny Adé oder Orlando Julius. Fela’s Söhne Femi und Seun Kuti haben diesen Sound dann noch erweitert und in die Gegenwart transportiert. Ferner muss ich bei so manchem Song an den großartigen Drummer Tony Allan denken, denn Tunde 'Jimmy' Alabi erinnert sehr an ihn und seinen so ganz speziellen Stil, die Felle rhythmisch, federnd und treibend zu bearbeiten, voller Polyrhythmik.

Entstanden ist das aktuelle Album "What Is Your Breaking Point" in Lagos, und wie bereits die oben erwähnten Musiker ist es auch hier so, das soziale Themen aufgegriffen wurden und man in den Texten politisch Stellung nimmt. Wer das genau nachprüfen will, möge sich des separaten Booklets bedienen, dass alle Texte enthält.

Besonders wird natürlich die Situation in Nigeria beleuchtet, Nigeria mit der instabilen politischen Situation und alltäglichen Polizeigewalt und Kriminalität, besonders zu Zeiten der Pandemie. Als ein sehr eindringlicher Song erscheint mir dabei "Africa For Sale": »See our government selling land and people, slave masters, middlemen never stop their evil….«.

Und das Ganze wirkt von Beginn an eigentlich eher als eine fröhlich inszenierte Musik, die sofort den Drang zum Tanzen auslöst. Diese unglaublichen, in sich verzahnenden Rhythmen, die Leadvokals, nicht allein von Ade Bantu bestritten, schmiegen sich in genau diesen Rhythmus ein, und die ständig präsenten Gitarrenlicks in verschiedenen Spielarten, die ausschmückenden Keyboards, die noch zusätzliche Perkussion, dazu der den Rhythmus unterstützende Bass, und das auch noch eingerahmt von einer geschmeidigen Bläser-Sektion, so wie man es von Fela Kuti kennt, all das bringt das Blut zum Kochen. So nimmt die Musik für mich eine absolute Sonderstellung ein, weil dermaßen viel Leidenschaft aus den Boxen quirlt, wie das nicht oft der Fall ist, auch nicht bei in etwa ähnlich gelagerten Produktionen.

Somit sehe ich in dieser Produktion ein Highlight des Jahres, afrikanische Rhythmik, das Spiel mit traditionellen Elementen, in Groove und Funk gekleidet, hier und da mit einem Spritzer Rock, zum Beispiel wenn Olukorede Omirinlewo auf "Borrow Borrow" ein kurzes Gitarrensoli einflicht. Und durch die Bläser wird der Sound besonders wuchtig, und letztlich ist es gelungen, diesen kompletten Mix in die Jetztzeit zu transportieren und auch moderne Elemente zu integrieren, zum Beispiel darf auch mal gerapt werden, hier ist es die Rapperin Akua Naru beim Song "Na Me Own My Body" mit der klaren Ansage "Na me own my body, my spirit and my mind all belongs to me" und "I’m standing for my right".

Im Übrigen soll dieses Album wohl als Teil Drei einer Trilogie anzusehen sein, nach den Vorgängeralben "Agberos International" und "Everybody Get Agenda".


Line-up Bantu:

Ade Bantu (lead vox)
Ayomiku "MideTheMusicMan" Aigbokhan (lead vox – #4, backing vocals)
Abigail Irealluwa Allen (lead vox – #7, backing vocals)
Damilola "Didi Wilz" Williams (lead vox – #4,7, backing vocals)
Mayowa Oshuntakun (bass)
Babajide Okegbenro (keys)
Olukorede Omirinlewo (guitar)
Tunde "Jimmy" Alabi (drums)
Abiodun "Wurasamba" Oke (percussion)
Akinkummi Olagunju (talking drum)
Kazeem Amusa (talking drum)
Opeyemi Oyewande (all horn arrangements & trumpet)
Isaiah Odeyale (trombone)
Akinyanmi Akinhinmala (saxophone)
Akua Naru (rap – #7)

Tracklist "What Is Your Breaking Point?":

  1. Wayo And Division
  2. Japa
  3. Ten Times Backwards
  4. Worm & Grass
  5. Borrow Borrow
  6. Africa For Sale
  7. Na Me Own My Body feat. Akua Naru
  8. Breaking Point
  9. Your Silence
  10. We No Go Gree

Gesamtspielzeit: 45:24, Erscheinungsjahr: 2023

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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