Oha, dann war das, was wir auf der letzten Scheibe Green Man der schwedischen Band Beat Funktion auf die Ohren bekamen, wohl doch nur mal ein kurzer Abstecher. Nach fünf Instrumental-Alben gaben sich darauf nämlich die Sänger(-innen) nur so die Klinke in die Hand, sodass die beinharten Fans bereits einen deutlichen Kurswechsel in poppigere Gefilde befürchteten. Aber diesbezüglich kann ich an dieser Stelle schon mal Entwarnung geben, denn gesungen wird auf Platte Numero Sieben, ganz schlicht "Roots" benannt, nämlich keine Silbe. Erschienen ist diese Scheibe bereits Ende letzten Jahres, die Aufnahmen gehen allerdings sogar noch weiter zurück. Und zwar lief die Band im August 2018 für zwei Tage in die Valley Sound Studios in Börlange (Schweden) ein und brachte in dieser relativ kurzen Zeit ganze neun Tracks mit einer Spielzeit von gut 65 Minuten zustande. Respekt.
Stilistisch hat sich – orientiert man sich an Wolfgangs Review- gegenüber dem (mir nicht bekannten) Vorgänger wohl dahingehend nicht allzu viel geändert, dass sich die sechs Musiker immer noch sehr stark von den siebziger Jahren inspirieren lassen, es dabei aber dennoch gebacken bekommen, sehr viele neue, moderne sowie frische Elemente einzubauen. Und wenn diese Truppe eines mit ihrer Musik kann, dann den tanzfreudigen Musik-Fan die Beine schwingen zu lassen. Sehr rhythmisch, auch sehr perkussiv eröffnet der Titeltrack den Reigen, bis dann das Saxofon von Olle Thunström das Zepter übernimmt und ausgiebig über den gelegten Groove soliert. Mit über neun Minuten das zweitlängste Stück der Platte. Etwas bedrohlich wirkt die Atmosphäre bei "Meanderthal", das vom Tempo her ein paar Gänge runtergeschaltet sowie deutlich behutsamer Fahrt aufnimmt und einmal mehr solistisch von Thunström und dem Trompeter Karl Olandersson bestimmt wird. Ein deutlicher Kontrast zum Opener.
Sehr leichfüßig, wenn auch nicht superschnell, kommt dann "Keso’s Breakfast" um die Ecke gebogen und falls es der interessierte Hörer bis hierhin noch nicht gemerkt hat, wird es ihm während dieser knapp sechseinhalb Minuten wie Schuppen von den Augen fallen, was für starke Musiker hier am Werk sind. Voll in Richtung Dancefloor und auch siebziger Jahre zielt dann "Pugnose", der mit knapp zwölf Minuten längste Titel des Albums. Da steckt auch ein bisschen Latin Feel mit drin und die Nummer motiviert umgehend den Bewegungsdrang, selbst wenn es nur die Fußwippe sein sollte. Die Gitarre hält sich für mein Gefühl insgesamt etwas zu sehr zurück, was aber eine reine Geschmacksfrage ist. Wer hinter dem Titel "Hacienda" ebenfalls vom Latin inspierierte Mucke vermutet, täuscht sich allerdings. Denn hier wird mit einem Mörder-Groove (bärenstark: Pal Johnson am Bass) und sehr flott in Richtung Fusion gejazzt.
Sicherlich muss man ein gewisses Faible für Jazz, Funk und Fusion haben, um die neun Stücke von "Roots" durchgehend genießen zu können. Wenn dies jedoch vorhanden ist, wird der Hörer an dieser Scheibe sehr viel Freude haben. Die Musiker sind jedenfalls fantastisch und die einzelnen Stücke strotzen nur so vor Abwechslungsreichtum. Wer erstmal reinhören und anchecken will, dem möchte ich den Titeltrack, "In The Headlights", das wunderschöne "Leave Me", "Keso’s Breakfast" oder das tolle, zwar eher verhaltene, aber dennoch sehr atmosphärische "Lord Summerisle" empfehlen. Aber auch darüber hinaus gilt: Wer erstmal auf ganz zarte Tuchfühlung mit den hier zelebrierten Genres gehen möchte, wird von Beat Funktion bzw. "Roots" ganz hervorragend bedient.
Line-up Beat Funktion:
Karl Olandersson (trumpet)
Olle Thunström (tenor sax)
Johan Öijen (electric guitar)
Daniel Lantz (keyboards)
Pal Johnson (electric bass)
Jon Eriksson (drums)
Tracklist "Roots":
- Roots
- Big Chang
- Lord Summerisle
- Meanderthal
- In The Headlights
- Hacineda
- Keso’s Breakfast
- Pugnose
- Leave Me
Gesamtspielzeit: 65:08, Erscheinungsjahr: 2019
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