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Ben Granfelt / Another Day – CD-Review

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Auf Ben Granfelts Facebook-Seite gibt es ein Bild von ihm nach einem Konzert. Auf einer Couch liegend, mit einem Bademantel bekleidet, hält er in der einen Hand eine Flasche Bier und der Daumen der anderen Hand zeigt nach oben. Alles klar, alles gut!
Obwohl sich der Sekundenzeiger einer Uhr immer im gleichen Tempo bewegt, hat man doch oft das Gefühl, dass die Zeit nur so fliegt. Nach Time Flies When You’re Playing The Guitar hat der finnische Musiker schon wieder ein Album auf den Markt gebracht. Es trägt den Titel "Another Day" und nach der bereits erwähnten Werkschau sind nun neue Lieder angesagt. Ben Granfelt setzt auf Eigenständigkeit, denn alle zehn Songs sind vom Gitarrenklang-Verzierer oder im Team geschrieben worden.
Was das Line-up von "Another Day" angeht, reduziert sich die Personenzahl auf Trio-Format. Mit von der Partie sind allerdings im Zusammenhang mit Ben Granfelt keine unbekannten Künstler, denn Bassist John 'Groovemaster' Vihervä sowie Miri Miettinen (Schlagzeug) haben im Studio beziehungsweise auf der Bühne schon viel Zeit mit dem Protagonisten verbracht.

Wie man im Informationsblatt zur CD lesen kann, hasst es Ben Granfelt, seine Musik in Schubladen zu stecken. Bezogen auf vorliegende Platte meint er aber: »[…] maybe this is a step closer towards blues rock than what I have done before, but melody still is very important for me.[…]« Dann gibt er als Genre doch »[…] 'Good Music' […]« an.
Die musikalische Richtung kann man schon beim ersten Stück des Albums mit einem fett schreibenden Stift unterzeichnen. Was "Hangmans Tree" zu bieten hat, ist aufgedrehter Boogie mit Gitarren-Exkursen, die durch eine gepflegte Heftigkeit Tür und Tor öffnen. Da geht die Scheibe schon ganz steil und der Sechssaiter-Sound wandert in psychedelischer Manier von links nach rechts. Ganz großes Kino!

Am Beginn von "Another Day" setzt sich das Treiben für einen Moment in ruhigerem Fahrwasser fort. Ben Garnfelt steuert seinen Gitarrenklang über das Wah Wah-Pedal und hier gehen dann der Blues und die Melodie eine starke Bindung ein. Funk kombiniert mit einem Refrain, den man ziemlich schnell mitsummt. Perfekt! Allerdings hat die Nummer noch ein anderes, zweites Gesicht, denn nach zirka zweieinhalb Minuten verlässt der Rock-Zug den Bahnhof und nimmt ordentlich Fahrt auf. Im Solo hebt der Lokführer von den Schienen ab und begibt sich spielerisch in die Tiefe des Raumes. Die Rhythmusabteilung sorgt dabei für Erdung. Klasse Titelsong, der zum Ende hin sogar noch verträumt ausklingt.

Was beim zweiten Stück schon sehr melodisch rüberkam, wird in "Wayward Child" quasi noch verstärkt. Hier regiert die Melodie. Herrlich ist die Stimmung mit einem Schuss Nachdenklichkeit. Die Gitarrensoli sind da schon von ganz anderen Eltern. Der Classic Rock, auch heftig rausgehauen, steht hier Pate für sehr gute Unterhaltung.
Instrumentale Songs hat der Finne ja auch fast immer auf dem Schirm. So auch hier, denn "Endless" ist die entspannt-verträumte Solo-Fahrt des Protagonisten. Diese Nummer ist echt zum Relaxen und geht über in "Open Road, Open Book", einem heavy Blues Rock mit schleppendem Tempo sowie schönen Backing Vocals von Miri Miettinen sowie John 'Groovemaster' Vihervä. Allerdings gibt es bei diesem Track noch das eine oder andere Schmankerl. Unvermittelt beginnt das Stück für einen Moment zu schweben. Herrlich! Dann setzt Ben Granfelt zu einem langen Solo an und erklärt an dieser Stelle irgendwie den Ausnahmezustand auf dieser Scheibe, findet dann aber wieder den Anlegesteg der Entspannung. Klasse Song, klasse Arrangement! Ein Lied, das in einem Konzert bestimmt noch ausgebaut werden wird. Ben Granfelt ist von Ende Januar bis Mitte Februar 2017 mit vielen Terminen in Deutschland unterwegs.

Mit "Rocking The Boat" verlässt das Trio den musikalischen Hafen in Richtung Rock’n’Roll, natürlich à la Ben Granfelt. Selbstredend hat der Mann aus dem hohen Norden auch auf der balladesken Ebene etwas zu sagen. Dazu hat er das dynamische "Sweet Love" im Menü und "You Are What You Is" versorgt uns unter anderem mit knackig-krachenden Riffs der animierenden Art.
"Another Day" ist Kost für jede Stunde und jeden Tag. "Another Day" zeigt, dass Ben Granfelt mit seinen musikalischen Ansichten nicht auf der Stelle tritt oder sich auf ihnen ausruht, sondern für Weiterentwicklung sorgt. Hats off, Ben!


Line-up Ben Granfelt:

Ben Granfelt (guitars, lead vocals)
Miri Miettinen (drums, backing vocals)
John 'Groovemaster' Vihervä (bass, backing vocals)

Tracklist "Another Day":

  1. Hangmans Tree
  2. Another Day
  3. Wayward Child
  4. Shine Like The Sun Over Me
  5. Endless
  6. Open Road, Open Book
  7. Heart On The Sleeve
  8. Rocking The Boat
  9. Sweet Love
  10. You Are What You Is

Gesamtspielzeit: 41:00; Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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