In der sehr gemütlichen Gastwirtschaft De Waard van Kekerdom im beschaulichen Örtchen Kekerdom, das an der Waal liegt, war das amerikanische Duo Ben Hunter & Joe Seamons zu Gast. Geplant war, den Nachmittag/Abend gemeinsam mit Phil Wiggins auszurichten, aber leider, leider konnte die Blues-Größe nicht. Was das Trio live zu bieten hat, kann man sich auf dem gemeinsamen Album "A Black & Tan Ball" anhören.
Nichtsdestotrotz gestaltete das Duo die Zeit des Workshops und des anschließenden Konzerts sehr abwechslungsreich. In beiden Teilen konnten selbst Kenner des 12-Takters noch etwas lernen, als Ben Hunter sowie Joe Seamons in aufgeräumter Stimmung im ersten Teil ihre höchst interessanten Geschichten rund um die Roots Music und ihre Ursprünge erzählten.
Der Streifzug durch die Wurzeln der amerikanischen Musik wurde in der Workshop-Phase durch den einen oder anderen Song belegt. Dabei und später auch beim Konzert fielen Namen von Musikern/Künstlern, die man wohl nur sehr selten oder noch gar nicht gehört hatte.
Aus der »[…] music of struggle and integration […]« entwickelte sich die traditionelle Musik stets weiter, es wurden im Laufe der Zeit immer neue Aspekte hinzugefügt. So sah es auch das Duo, denn keine der Fremdkompositionen wurde sozusagen originalgetreu präsentiert. Es gab stets die persönliche Sichtweise auf den Song. So zum Beispiel auch bei Frank Maloys "Field Sparrow". Gänsehaut wurde definitiv beim a cappella vorgetragenen Field-Holler "Diamond Joe" von Charlie Butler produziert. Hammer, über welch tolle Stimmen Ben Hunter und Joe Seamons verfügten. Die wechselnden Lead Vocals und der Chorgesang konnten wie zusätzliche Instrumente gewertet werden.
Im Rahmen ihrer Recherchen zu den Quellen der Roots Music unternahmen Ben Hunter und Joe Seamons auch eine Reise entlang des Mississippi. Dabei trafen sie viele Leute, die ihre eigenen Geschichten zum Blues aus erster und die anderer Musiker zweiter Hand erzählen konnten. So gehört in irgendeiner Weise auch der Jazz zu den Wurzeln der Roots Music. Die beiden Künstler berichteten vom Back And Tan Club in Seattle. Damals, in den frühen Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts befand sich der Club an der Grenze (12th and Jackson) zwischen dem weißen und schwarzen Teil der Stadt. Er bot Künstlern wie Duke Ellington, Louis Jordan und später auch Ray Charles, Count Basie oder Charlie Parker Auftrittsmöglichkeiten. Aus diesem Genre wurde "Black And Tan Fantasy" in einer fröhlichen Country Blues-Version gespielt. Toll!
Von den Zuschauern hatte niemand ein Instrument mitgebracht, um auf der Bühne vielleicht mitzuspielen. Aber es gab einige Fragen an die beiden Musiker. Sehr interessant war die Äußerung eines Zuhörers, der meinte, dass das Duo in allen bis dahin gespielten Songs einen unwiderstehlichen Groove, er nannte es »[…] pulse […]«, hatte. Darüber freuten sich Ben Hunter und Joe Seamons natürlich mächtig. Beide sind stets auf der Suche nach Songs, die dem sogenannten Prison Blues zugeordnet werden können. So gab es zum Abschluss des Workshops einen Track mit dem Titel "Black Sheep Moan". Aus Pigmeat Terrys beiden Kompositionen "Black Sheep Blues " und "Moaning The Blues", die auf der Compilation "American Primitive, Vol. 2" zu hören sind, machten die beiden Protagonisten einen Song, den eben erwähnten "Black Sheep Moan". Für einen Tanz auf der Stimmplatte zückte Joe Seamons seine Blues-Harp und abermals war man beim gemeinsamen Gesang von den Socken.
Im Gegensatz zum Workshop mit vielen Hintergrundaspekten und einigen wenigen Songs gab es beim Konzert natürlich viele Lieder und komprimierte Informationen dazu. Los ging es mit einem langsamen, instrumentalen Walzer, der mit Violine und akustischer Gitarre vorgetragen wurde. Super!
Dann war der traditionelle Blues angesagt und gerade die wechselnden Lead Vocals in einem Lied waren immer wieder Highlights. Joe Seamons punktete mit seiner klaren und Ben Hunter mit seiner etwas angerauten Stimme. Eine weitere a cappella-Einlage sorgte für mächtig viel Beifall und beim "Broke Down Engine Blues" setzte Ben Hunter als treibende Percussion-Instrumente sogenannte Bones ein.
Herrlich interpretierte man Stücke von Blind Willie McTell, W.C. Handys "Yellow Dog Blues" oder gab dem "Shanghai Rooster" einen fernöstlichen Fiddle-Touch.
Sowohl der Workshop als auch das Konzert war sehr kurzweilig. Ben Hunter und Joe Seamons sind Meister auf ihren vielen Instrumenten und gerade hier konnte man aus dem Vollem schöpfen, jedem Song dadurch sein persönliches Gesicht geben oder bei den a cappella-Stücken nur durch den Gesang glänzen. Das Duo überzeugte voll und ganz. Wer die Gelegenheit hat, Ben Hunter & Joe Seamons live zu erleben und an geschichtlich-musikalischen Aspekten der Roots Music interessiert ist, sollt sich aus dem Sofa erheben und ein Konzert besuchen. Beide haben eine überzeugende Visitenkarte hinterlassen.
Hats off, Ben and Joe!
Line-up Ben Hunter & Joe Seamons:
Ben Hunter (vocals, violin, acoustic guitar, mandolin, bones, backing vocals)
Joe Seamons (vocals, acoustic guitar, 5-string banjo, harmonica, backing vocals)
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