Beim Workshop und Konzert am 12. Februar 2017 im De Waard van Kerkerdom fehlte Phil Wiggins. Aber auch ohne die Blues-Größe konnten Ben Hunter & Joe Seamons in beiden Teilen des Sonntags unterhalten und überzeugen.
Wahrscheinlich wäre in der Konzert-Abteilung wohl auch ein gemeinsamer Auftritt Teil des Events gewesen und was einem zu dem damaligen Zeitpunkt nicht vergönnt war, kann man zumindest auf einem Tonträger nachvollziehen. Die drei Protagonisten veröffentlichten ein Album mit dem Titel "A Black & Tan Ball", eingespielt in der Black & Tan Hall, Seattle.
Dreizehn Songs verteilen sich auf ordentliche sechsundfünfzig Minuten Gesamtspielzeit und man darf schon an dieser Stelle schreiben, dass die Auswahl von Liedern so interessant ist, wie sie beim Auftritt war.
Beim Hören der vorliegenden Platte kommt aber dann schon etwas Wehmut hoch, weil mit Phil Wiggins doch eine Portion an Mehrwert vorhanden ist. Was man auf "A Black & Tan Ball" geboten bekommt, hat schon etwas von einer musikalischen Geschichtsstunde und an die wird man sich auch in der Zukunft erinnern, denn die drei Künstler hinterlassen Eindruck.
Alleine schon das Repertoire an Saiteninstrumenten sorgt für Tiefgang. Mit seiner Violine serviert Ben Hunter immer wieder wohlige beziehungsweise flotte Klänge und Joe Seamons kreiert auf dem Banjo besondere Stimmungen.
Phil Wiggins ist der Meister auf der Harp und kann mit seiner sonoren Gesangsstimme stets punkten.
In gemächlichem Tempo leitet das Trio das Album mit "Do You Call That A Buddy" ein. Ein klasse Violinen- und Harp-Solo bringt den Hörer vor den Lautsprechern in Schwung und Stimmung. Dafür sorgen die ersten fast sechs Minuten.
Der "Shanghai Rooster" geht da schon wesentlich flotter vom Grillrost des Country Blues. Auch mit einem Instrumental ist der Dreier ganz vorne mit dabei und man wird vom Rhythmus infiziert. Vor dem virtuellen Auge sieht man die Belegschaft tanzen und bei "How 'm I Doin'" erfreut der tolle Chorgesang der drei Künstler.
Oh, wie herrlich ist "Do Nothin' Til You Hear From Me". Faszination, eingebettet im Zeitlupen-Blues der Vergangenheit. Diese Nummer ist wie gemacht dafür, öfter gehört zu werden. Gespickt mit vielen Soloeinlagen ist dieses Lied ein Highlight!
Ups, zu Beginn von "John Henry" kommt plötzlich so etwas wie Live-Atmosphäre auf. Da wird geplaudert und gelacht. Zwischendrin hört man ein »we’re recording«, aber daran stört sich keiner. Phil Wiggins hat nicht bei allen Songs die Lead Vocals inne. Auch dadurch kommt Abwechslung ins Spiel. "John Henry" ist schon wieder ein Highlight!
Der "Bullfrog Blues" rockt fast schon die Black & Tan Hall. Hammer, welch ein emotionaler Gesang. Da liegt viel Feeling drin und Phil Wiggins lässt seiner Harp freien Lauf. Klasse Nummer! Den "Hard Time Blues" kennt man von vielen Künstlern/Bands, aber Ben Hunter, Phil Wiggins, und Joe Seamons tragen ihn so vor, als säßen sie mitten in einem Juke Joint am Mississippi. Retro-Stimmung pur!
Wer sich gerne von breitgefächerter Roots Music unterhalten lassen möchte, ist bei Ben Hunter, Phil Wiggins und Joe Seamons genau an der richtigen Stelle angekommen. Beim Klang von akustischen Instrumenten und vorzüglichem Gesang nimmt der Hörer Platz in einer Zeitmaschine und wird auf der Reise in die Vergangenheit bestens unterhalten.
Line-up Ben Hunter Phil Wiggins Joe Seamons:
Ben Hunter (violin, mandolin, guitar, vocals)
Joe Seamons (guitar, banjo, vocals)
Phil Wiggins (harmonica, vocals)
Tracklist "A Black & Tan Ball":
- Do You Call That A Buddy
- Shanghai Rooster
- How 'm I Doin'
- Po Howard
- Struttin' With Some Barbeque
- Do Nothin' Til You Hear From Me
- John Henry
- Longin' For My Sugar
- Guitar Rag
- Hard Time Blues
- Bullfrog Blues
- Bad Man Ballad
- Stop & Listen Blues
Gesamtspielzeit: 56:00, Erscheinungsjahr: 2017
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