Fast auf den Tag genau feierte Ben Poole gemeinsam mit dem niederländischen Gitarristen Guy Smeets 2018 das Ende seiner Konzertreise durch mehrere europäische Länder.
Stand seinerzeit das Album Anytime You Need Me relativ neu in den Regalen, kündigt der englische Musiker auf seiner Website bereits eine weitere Veröffentlichung an.
Dabei handelt es sich um ein Doppelalbum mit dem Titel "Trio /// Live ’19". Offiziell erscheint der Doppeldecker am 31. Januar 2020 (RockTimes wird berichten).
Am 18.11.2018 wurde musikalisch gefeiert, was das Zeug hielt.
So durfte man erwarten, dass auch die »Tourabschlussparty 2.0« zu einem Fest des Blues sowie Blues Rock werden würde. Für diesen Termin an einem Sonntag, wurde der Konzertbeginn auf 19:00 Uhr festgelegt.
Guy Smeets steht in Diensten von AJ Plug und der 2017 gegründeten Formation Colonel Jetski, deren Sänger Phil Bee ist. Außerdem trat Guy Smeets gemeinsam mit Phil Bee und Band beim Das blues Rhede wird 10-Festival auf.
Showtime!
Kurz nach 19:00 Uhr betrat das Trio um den Blues Rock-Gipfelstürmer Ben Poole die Bühne des blues, Rhede. Viele Songs stammten von dem bereits angekündigten "Trio /// Live’19", das nach Live At The Royal Albert Hall (2014) schon die zweite Platte mit Konzertmitschnitten ist.
Bassist Steve Amadeo sowie Wayne Proctor (Schlagzeug) vervollständigten das Trio.
Nach einem kurz gehaltenen, sphärischen Intro rockten Ben Poole & Co. den Blues. Man ließ eine kleine Erholungsphase einfließen und diese ruhigeren Abschnitte sollten – neben den Gitarren-Künsten – so etwas wie ein Markenzeichen des Gigs werden.
Das Konzert war bereits in vollem Gang, da präsentierte die Formation "Start The Car", einen Blues Rock-Exzerpt von "Anytime You Need Me". Zu einer ungemein akzentuiert agierenden Rhythmus-Fraktion hing das zahlreich erschienene Publikum Ben Poole nicht nur an den Lippen, sondern auch an seinen höchst emotionalen Fretboard-Fahrten. Dabei kreierte er Atmosphären zwischen energetisch-dampfendem Zwölftakter-Rock und sinnlicher Einkehr. Aus der alten Blues-Seele heraus entwickelte der Frontmann eine avantgardistische Architektur des Genres.
Bassistische Steve Amadeo-Tiefen-Massage, ein samtenes Sechssaiter-Solo und personifizierte Dezenz ergaben die Charakterzüge eines ausgedehnten "Don’t Cry For Me", dem ersten Slow Blues des Auftritts. Das gerade angedeutete Feingefühl entwickelte sich zu einem begeisternden Gipfelsturm. Highlight!
Unaufgeregt, mit herrlich fließenden Bass-Läufen, begeisterte auch Tiefton-Spezialist Steve Amadeo die Anwesenden. Klar, Wayne Proctor ist nicht ohne Grund einer der angesagten sowie viel beschäftigten Drummer der Szene und er gab jedem Song das perfekte Groove-Outfit. Hats off, Steve und Wayne! Noch Fragen? Nicht nur "The Question Why" oder "Further On Down The Line" gaben darauf unwidersprochen-ausladendende Antworten. Applaus!
Nach der – wie angekündigt – kurzen Pause wurde das Trio zum Quartett, denn im kompletten zweiten Teile des Gigs war Guy Smeets mit von der Partie. Der niederländische Musiker und Ben Poole waren 2019 auch auf einer Akustik-Tour unterwegs.
Im blues, Rhede stieg die Party-Stimmung wie ein Schraubengewinde auf und vor der Bühne weiterhin steil an. Frage-Antwort-Einlagen und Soli à la lang … länger … Ben Poole und Guy Smeets ließen den Rock’n’Roll hoch leben.
Auf der Bassbox stehend, leitete Ben Poole Freddie Kings "Have You Ever Loved A Woman" höchst gefühlvoll und ohne Mikrofon singend ein. Ein Zuschauer funkte etwas zu früh mit »so much« dazwischen und brachte den Protagonisten aus der Konzentration. Ben Poole nahm es sportlich und diese Nummer entfaltete sich von der Blues-Andacht zu einer Ekstase der Emotionen. Höhepunkt!
Dann folgte "Old Love" von Robert Cray und Eric Clapton. Ben Poole widmete das Stück dem Tourmanager. Hier unternahm Guy Smeets Fretboard-Extratouren, setzte sich entspannt auf den Bühnenrand und sinnierte bei einer Wayne Proctor-/Steve Amadeo-Begleitung, die gegen Null ging, auf seinem Sechssaiter. Highlight!
Einen weiteren Höhepunkt sparte sich die Combo bis zum Schluss auf. Bevor man aber "Anytime You Need Me" zelebrierte, gab Ben Poole in einem sehr emotionalen Statement Auskunft über seine Probleme im vergangenen Jahr. Der Song beinhaltete einige Psychedelic-Ausflüge und wurde zu einem Feuerwerk der zum Teil ekstatischen Sechssaiter-Aktionen, zu denen sich die beiden Gitarristen öfter in der Bühnenmitte trafen. Steve Amadeo servierte eine Bass-Einlage, nein, ein Solo mit jazzigen Zutaten und dann nahm der Jam-Wahnsinn seinen Lauf. Sagenhaft! Die Begeisterung bei den Zuschauern äußerte sich in entsprechend lautstarkem Beifall.
Die Zugabe barg eine weitere unerwartete Überraschung. Ben Poole & Co. gestalteten eine, fernab von der von Canned Heat bekannten Landschaft, die bei der Band auf der Bühne nicht minder toll war als das Original von "Going Up The Country". Guy Smeets wirbelte bei seinem exzessiven Alleingang mächtig viel Staub auf. Den hatten Ben Poole und seine Band sowie Guy Smeets über die gesamte Konzert-Spielzeit aufgewühlt.
Diese »Tourabschlussparty 2.0« ließ keine Wünsche offen.
Man muss sich um die Zukunft des modernen Blues keine Sorgen machen.
RockTimes bedankt sich bei André Knoch für den Platz auf der Gästeliste.
Was spielt sich 2020 in Sachen Blues im blues, Rhede ab? Am 14. Februar wird dort Hot’n’Nasty gastieren und für den 13. März kündigt man Grand Jam On Hendrix an.
Line-up Ben Poole & Band:
Ben Poole (lead vocals, electric guitars)
Steve Amadeo (bass)
Wayne Proctor (drums)
Special Guest:
Guy Smeets (guitar)
1 Kommentar
Nikolaus Wohltmann
22. November 2019 um 17:30 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Hi,
die DCD habe ich bereits. Gibt es oder gab es von der Website v. Ben Poole.
Gruß
Nico