Es ging Schlag auf Schlag. Nach dem Konzert von Zed Mitchell & Band war dieser Gig der zweite Teil des »[…] Blues-Marathon von 3 Konzerten in 8 Tagen […]«
Im Oktober 2018 veröffentlichte Ben Poole sein Album "Anytime You Need Me".
So lautete auch das Motto seiner Tour auf dem europäischen Festland. Sie führte ihn unter anderem nach Rumänien, Ungarn, Österreich, Tschechien, Spanien, die Niederlande, die Schweiz und natürlich nach Deutschland. Der Termin im blues, Rhede war der letzte Auftritt der ausgiebigen Konzertreise bevor es wieder rüber nach Großbritannien ging. Vom 22.-29. September befand sich Ben Poole unter anderem gemeinsam mit Aynsley Lister beziehungsweise Dominic Schoemaker im Line-up der Rock & Blues Cruise, die durch das Mittelmeer führte.
Der Abend wurde zu etwas Besonderem, denn als Special Guest wurde der niederländische Musiker Guy Smeets angekündigt. Er spielt bei AJ Plug und war auf der Bühne oft gemeinsam mit Phil Bee’s Freedom zu sehen. Mit dem ersten Werktag der Woche im Rücken, wurde der Startschuss für das Konzert bereits auf 19:00 Uhr festgelegt.
Im Internet standen unterschiedliche Zeiten für den Beginn und der Kompromiss lag dann bei 19:30 Uhr.
So enterte zu diesem Zeitpunkt eine gut gelaunte Band um den Frontmann Ben Poole die Bühne. Der erste Titel sollte sinnbildlich so etwas wie das Motto des Gigs werden, denn was das Quartett – respektive im zweiten Teil durch Guy Smeets ergänzt – in rund drei Stunden Spielzeit zu bieten hatte, ging wirklich hoch hinaus. Der Titelsong des Albums "Let’s Go Upstairs" wurde vom Gitarristen besinnlich eingeleitet. Dann rockte man das Stück in einer angenehmen Weise. Mit seiner rauen Stimme konnte Ben Poole schon immer punkten und seine erste Solo-Kostprobe kam gleich sehr gut bei den zahlreich angereisten Zuschauern an. Das bestechend agierende Rhythmus-Duo packte den Shuffle-Groove.
Während der Band-Vorstellung schraubte man den Drive runter und diese Stimmung behielt die Combo danach noch bei. In Joe Mac hatte Ben Poole definitiv einen ebenbürtigen Partner. Ein Hammer-Hammond-Sound machte die Runde und das Publikum klatschte den ansteckenden Groove gleich mit. Toll!
"Take It No More" – eine Kostprobe aus "Anytime You Need Me" spickte der Protagonist mit einer begeisternden Fretboard-Fahrt. Da war er wieder, der Joe Mac. "The Question Why" eröffnete der Meister der schwarzen und weißen Tasten mit wunderschön perlenden Klängen. Im balladesken Bereich angesiedelt sorgten Beau Barnard sowie Stéphane Avellaneda, der längere Zeit auch bei Ana Popovic trommelte, für einen schönen Latin-Groove. Ohne auf die Taschenuhr zu schauen, äußerte sich die Spielfreude auch in einer klasse Länge der Nummern. Ben Poole spielte ein herausragendes Gänsehaut-Solo und in "Have You Ever Loved A Woman" gingen die Song-Länge sowie Stimmung richtig steil und die tummelten sich unter der doch ziemlich hohen Decke des Konzertsaals. Bei der Freiheit der Fantasie ließ Ben Poole in seinem langen Intro hier und da geschickt das Thema des Klassikers durchschimmern. Slow Blues mit Stecknadel-Atmosphäre! Er sang den ersten Teil ohne Mikrofon und spielte sein Arbeitsgerät dann auch ohne Lautstärke. Es folgte Dynamik bis in die Haarspitzen und Joe Mac erfreute die Zuschauer durch ein grandioses – phasenweise mit jazzigen Anteilen versehenes – Solo. Das Quartett bot hier ganz großes Kino. Das Riff-rockige, straight dargebotene "Further On Down The Line", ebenfalls von der Scheibe "Anytime You Need Me" schloss den beeindruckenden ersten Teil des Gigs ab.
Nach der Pause gesellte sich dann Guy Smeets zur Band. Ben Poole versprach eine Party, so nach dem Motto 'Mal schauen, was passiert'. Es passierte viel. Der blanke Wahnsinn. Die Setlist spielte nur noch eine Nebenrolle.
Viel mehr waren Songs wie zum Beispiel "Old Love" von Eric Clapton, Bill Withers' "Better Off Dead" oder ein Ausflug in die Gefilde von Jimi Hendrix Grundlage für die gigantische Jam Session. Die Band bot nicht nur Hochgenuss für die Ohren, sondern auch für die Augen, denn es fehlte wahrlich nicht an Show-Elementen. Eine große Frage-Antwort-Partie der beiden Gitarristen verfügte über einen Spaßfaktor. Aus der Gewürzflasche träufelten Ben Poole sowie Guy Smeets auch einige Southern Rock-Spritzer ins bunte Treiben. Apropos 'bunt' … Jonas vom blues, Rhede bediente die Scheinwerfer und setzte diese Session so auch in bewegende Farbe um. Mach’s nochmal, Jan. Toll!
So traf man sich beim Keyboarder Joe Mac und jammte mit ihm. Ben Poole setzte sich an den Bühnenrand und gab dem jungen Niederländer viel Platz für ein Solo. Joe Mac setzte auf seinem E-Piano Maßstäbe im Jazz-Format.
Die Setlist kam wieder zum Einsatz, denn ohne Guy Smeets spielte die Band noch den sehr persönlichen Titelsong des Albums aus dem Jahr 2018. Beau Bernard zupfte ein Solo vom Saiten-Gleiten bis zum Slappen aus der Funk-Abteilung. Stéphane Avellaneda ging leider leer aus. Schade, dachte man. Allerdings machte man die Rechnung ohne den Wirt. Ungewöhnlich! Die Zugabe begann dann mit einem Schlagzeug-Solo, bei dem der Drummer so ziemlich alle Facetten eines begeisternden Alleingangs bot. Ups! Ihm wurden schließlich zwei Esslöffel gereicht. Okay, die setzte er zunächst wie Kastagnetten ein. Originell! Ben Poole schulterte die akustische Gitarre und mit einer Kopfbewegung machten sich die beiden Musiker auf ins Publikum. Hoch hinaus, auf einem Stehtisch, spielte Stéphane Avellaneda einfach an der Decke und der Keyboarder war mit Drumstick sowie Bierflasche unterwegs. Joe Macs klangliche Fantasien gingen in Richtung Jon Lord. Die Gitarristen stimmten mit ein und so war Deep Purple natürlich nicht weit weg.
Tour-Abschluss, Party, Jam Session. So feierte die Band gemeinsam mit Guy Smeets das Ende der Konzertreise auf dem europäischen Festland. Respekt! Hats off, Ben, Joe, Beau, Stéphane und Guy!
Im nächsten Kalenderjahr feiert das blues, Rhede sein zehnjähriges Jubiläum. Für den 06.07.2019 ist ein Open Air in Planung.
Wir bedanken uns bei André Knoch für den Platz auf der Gästeliste.
Am 23. November 2018 wird Erja Lyytinen im blues, Rhede spielen.
Line-up Ben Poole & Band:
Ben Poole (guitars, vocals)
Joe Mac (keyboards)
Beau Barnard (bass)
Stéphane Avellaneda (drums)
Special Guest:
Guy Smeets (guitar)
1 Kommentar
Inge Korthaus
25. November 2018 um 0:06 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Ich kenne Ben Poole einige Jahre, er ist ein super Typ, total nett und lustig. Ein brillianter Gitarrist, der schon in der Royal Albert Hall in London gespielt hat, mit mehreren Blues Award ausgezeichnet. Ich traf ihn netterweise dieses und letztes Jahr in Budapest beim Gary Moore Memorial Concert, zu Ehren Gary Moores Geburtstags Concert.Er spielte fantastisch Songs from Gary, es war super toll und sehr berűhrend…
Sollte man sich immer merken, die Tour Termine. Ein toller, junger Mann aus Brighton. Inge