Da darf der aus Norwegen stammende Künstler natürlich stolz sein, denn "Islander" wurde 2015 in der Abteilung des besten R&B-Albums für einen Grammy nominiert.
Allerdings ist diese Scheibe nicht die einzige Veröffentlichung von Jarle Bernhoft, der seinen Nachnamen einfach als Künstlernamen benutzt. 2008 debütierte er mit "Ceramik City Chronicles". Es folgten "Solidarity" (2011) und bereits erwähntes "Islander". Neben Longplayern brachte Bernhoft auch EPs wie "Stop/Shutup/Shout It Out" (2016) oder "The Morning Comes" (2017) auf den Markt.
Der Musiker betätigt sich auch als One-Man-Band. Die vorliegende Platte "Humanoid" spielte er mit den The Fashion Bruises ein. Für die Scheibe wurden zehn Songs komponiert.
Bis zu seinem Soloprojekt war der musikalische Weg eines Jarle Bernhoft wie eine Art Zickzackkurs. Er stand in der Norwegischen Oper auf der Bühne und war dann auch Mitglied der Heavy Rock-Band Span.
Außerdem trat er als Opener für Joe Cocker auf. Mit »[…] seiner Teilnahme bei SXSW, seinem Auftritt bei NPRs Weekend Edition und dem Late-Night-Debut bei Conan […]« expandierte die Karriere wesentlich. In seinem Heimatland ist er eh ein Star.
Der Albumname klingt so kühl. Aber "Humanoid" ist voller Seele und authentischen Emotionen.
Zum Titelsong sagt Bernhoft: »[…] In diesem Stück thematisiere ich die Beziehung zwischen Mensch und Maschine. […] Ich weiß nicht, ob ich diesbezüglich optimistisch sein soll oder nicht. Schau dir die Menschen in den Restaurants und Cafés an. Sie starren alle auf ihre Handybildschirme, anstatt ihre Umwelt und Mitmenschen wahrzunehmen. […]«
Die Komposition "Humanoid" bildet auch den Beginn der Platte. Infizierende Grooves, klasse Gitarrenriffs, impulsiver Drive und toller Gesang – auch im Chorbereich – stehen im Mittelpunkt dieses dynamisch-verführerischen Openers. R&B sowie Soul sind schon hier die anziehenden Faktoren der Hörfreude. Toll!
In zwei Stücken bekommt Bernhofts alleine schon sehr charakterstarke Stimme Gesellschaft.
Einerseits ist es Raelee Nikole in "Buried Gold", anderseits gibt sich Alice Raucoules die Ehre bei "Love Brings Us Further Apart" mit dem R&B-Musiker zu singen. Raelee Nikole wirft sozusagen als Konterpart jede Menge Soul in den leicht funkig ausgelegten Track. Aussagekräftig bringt der Frontmann im Solo seinen Sechssaiter – von einer bluesigen Patina überzogen – zum Einsatz. Prächtiges Duett, tolles Lied.
Gemeinsam mit der Französin Alice Raucoules begibt sich Bernhoft in die Seligkeit des Balladesken. Beide Künstler interpretieren den gewissen Schmerz in der Thematik des Liedes auf individuelle Weise und neben den fantasievollen Keyboard-Sounds im Hintergrund wechselt Nikolay Tangen Svennæs teilweise ganz geschickt zu den Klängen des Piano. Beide Nummern mit Gastbeiträgen sind Volltreffer.
In drei weiteren Liedern gibt es weibliche Gesangparts. Auch die sind sorgfältig ausgewählt und hinterlassen Eindruck.
Bernhoft ist nicht nur ein begnadeter Sänger. Seine Fähigkeiten auf der Gitarre verfehlen in keinem Moment ihre Wirkung.
Einen zeitlichen Ausreißer nach oben bietet mit fast sieben Minuten das Stück "Beliefs".
Vom Piano und der Gitarre auf Händen getragen ist dieser Track quasi Hingabe pur. Die Länge der Nummer wird besonders von bereits erwähntem Nikolay Tangen Svennæs auf bemerkenswerte – fast schon psychedelische – Art gefüllt und so kommt es zu einem weiteren Highlight!
Überhaupt ist Bernhofts Album "Humanoid" bemerkenswert. R&B und Soul werden vorzüglich in Szene gesetzt und zum Schluss soll die Empfehlung durch ein weiteres Zitat aus dem Informationsblatt untermauert werden: »[…] Wir haben keine Computer benutzt, sondern alles per Hand komponiert und eingespielt. […]«
Line-up Bernhoft & The Fashion Briuses:
Bernhoft (vocals, guitar, percussion)
Vemund Stavnes (bass, vocals)
Nicolay Tangen Svennæs (keyboard, vocals)
Fredrik Wallumrød (drums, percussion, vocals)
With:
Raelee Nikole (vocals – #3)
Alice Raucoules (vocals – #9)
Rikke Normann (vocals – #6,8,10)
Sisi Sumbundu (vocals #6,8,10)
Tracklist "Humanoid":
- Humanoid
- California
- Buried Gold (feat. Raelee Nikole)
- Lookalike
- Beliefs
- For The Benefit
- Medication
- Dreamweaver
- Love Brings Us Further Apart (feat. Alice Raucoules)
- Don’t Give Up
Gesamtspielzeit: 46:14, Erscheinungsjahr: 2018
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