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Bette Smith / The Good The Bad The Bette – CD-Review

Bette Smith / The Good The Bad The Bette

Soul inklusive seiner Quellen von R&B und Gospel erfreut uns bereits lange in seinen vielfältigen Schattierungen. Und – er lebt noch immer. Wenn auch mit anderer Ausrichtung, und anderem Ausdruck, so zelebriert auch Bette Smith diese Musik mit einem tollen Album, "The Good The Bad The Bette".

Die aus Brooklyn stammende Sängerin erinnert mich sofort an ihre großartige Kollegin Millie Jackson, die allerdings noch einen Tick frecher und schärfer intonierte. Aber das, was aus der Kehle der Protagonistin ertönt, ist voller Kraft und Emotion. Doch auch Marla Glen fällt mir ein, wenn ich den zweiten Song, "Whistle Stop" höre, und nicht nur dort ist dieser Vergleich zu ziehen. Der Gesang geht hier tief in den Keller und ist rau, rauchig und voller Leidenschaft.

Dabei haben es Bette und ihre Mitstreiter vollbracht, einen ganz individuellen Mix aus Rhythm & Blues, Soul, Rock und Funk zu gestalten. Und so sind es ganz besondere Nuancen, die sich aus dem grundsätzlich erdigen Soul-Rock-Sound hervorheben, zum Beispiel der intensive Streichereinsatz zum Ende des ersten Songs. Ganz so funky, geschmeidig und soulvoll wie man es vom Soul der Sixties, zum Beispiel à la STAX, kennt, ist das hier nicht immer, auch dieser betörende Groove von Hi Records in den Siebzigern trifft nicht gerade zu. Bereits mit "I’m A Sinner" gewinnt der Rock Überhand und drängt das Soul-Feeling in den Hintergrund.

Recht skurril wird es dann, wenn sich das mit "I Felt It Too" noch ausweitet mit diesem total verzerrten Gitarrensound. Hier hat man sich vom Soul dann doch verabschiedet, ehrlich gesagt, stört mich dieses gequetschte Gitarrensolo doch sehr. Und dazu dröhnen im Hintergrund auch verzerrte Bläser. Dieser Song hat für mich keine gute Qualität und zerstört die gute Stimmung. Der Groove von "Signs And Wonders" entschädigt dann wieder dafür, ebenso das energische "Human".

"Pine Belt Blues", dieser schleppende Rhythmus wäre eine gute Grundlage für einen scharfen Song von Ike & TIna Turner gewesen, Mitte der Siebziger angesiedelt. Ein Lied von Eddie Hinton, "Everybody Needs Love", erfährt eine Art Frischzellenkur, doch leider fehlt mir hier, eben, weil ich den Vergleich zu Eddie’s Version habe, dieses tiefe Feeling und diese federnd-groovende Eleganz, mit der das Original ausgestattet war. Dieses Stück wirkt im Vergleich dazu dumpf und plump. Klar, die Stimme reißt es meistens wieder heraus, doch hätte der Bette eine Session, zum Beispiel mit den Jungs von Muscle Shoals, noch weitaus mehr Ausdruckskraft verliehen. Hier regiert soundmässig doch eher der Rock. Und unter diesem Aspekt betrachtet, ist das in Teilen eine gute Rockplatte geworden, mit einem gewissen Anteil von Soul, und gerade dadurch sicher recht interessant.


Line-up Bette Smith:

Bette Smith (vocals)
Luther Dickinson, Jimbo Mathus, Craig Pratt, Jody Nelson, Bronson Tew, Matt Patton, Curtis J. Brewer, John McLeod (guitars)
Eric Carlton (piano)
Jimbo Mathus, Henry Westmoreland (organ)
Henry Westmoreland (horns)
Jamison Hollister (strings)
Matt Patton (bass guitar)
Bronson Tew (drums)
Patterson Hood, Matt Patton, Bronson Tew, Schaefer Llana (background vocals)

Tracklist "The Good The Bad The Bette":

  1. Fistful Of Dollars
  2. Whistle Stop
  3. I’m A Sinner
  4. I Felt It Too
  5. Signs And Wonders
  6. Human
  7. Song For A Friend
  8. Pine Belt Blues
  9. Everybody Needs Love
  10. Don’t Skip Out On Me

Gesamtspielzeit : 40:01, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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