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Beyond The Labyrinth / xxV (Twenty-Five) – CD-Review

Beyond The Labyrinth / xxV (Twenty-Five) – CD-Review

Fast 15 Jahre ist es her, dass bei RockTimes das 2008er-Werk der belgischen Beyond The Labyrinth, das Album Castles In The Sand, aus kundiger Feder unserer geschätzten Kollegin Andrea rezensiert wurde. Heute nun gibt es hier das neuste Werk, "xxV" (Twenty-Five), mit dem die Belgier, nomen est omen, das silberne Jubiläum der Band feiern. Aus der damaligen Zeit ist als feste Konstante in der Belegschaft lediglich Geert Fieuw, Gitarrist und Mastermind, übriggeblieben. Um sich schart er aktuell Filip 'Flype' Lemmes als Sänger, der nicht nur Insidern der belgischen Szene von Bands wie Double Diamond, Fireforce oder ganz frisch auch den wiederbelebten White Heat bekannt ist. Michel Lodder sitzt an den Drums, Eddy Scheire bedient die Tasten und Basser Dominic Heynderickx hat die Band nach Veröffentlichung des Albums aus persönlichen Gründen unlängst wieder verlassen müssen.

Eigentlich sollte hier jetzt stehen 'Zusammen hat man das vorliegende fünfte Album eingespielt und aufgenommen', aber die Erfordernisse der Corona-Krise mit Social Distancing und dem ganzen anderen einschränkenden Wahnsinn haben die Jungs dazu gezwungen, jeder für sich im Home Studio aufzunehmen und die Spuren erst später in der Produktion zusammenzuführen. Man hat sich dazu entschlossen, soweit als möglich von den vielen technischen ’soundverfälschenden' Möglichkeiten fernzubleiben und ohne Compression, Reverbs und sonstigen Hilfsmitteln zu arbeiten, um die Dynamik in der Instrumentierung erhalten zu können.

Als kleines Gimmick ist im Gatefold-Digipak neben dem eigentlichen Booklet ein Einleger mit zusätzlichen Liner Notes enthalten, die kurze oder auch längere Gedanken zu den einzelnen Songs widergeben. Dieses Extra, das aufwendige Booklet und die komplett in Eigenleistung erstellte Veröffentlichung stellen – zusammen mit der wirklich sauberen Produktion – ein überaus wertiges Produkt dar, das sich gut in jeder Sammlung macht. Natürlich geht es in erster Linie um den musikalischen Inhalt, aber das Paket insgesamt darf auch gerne stimmig sein.

Die CD-Version von "xxV" beinhaltet zwölf reguläre Songs sowie zwei Bonus-Tracks aus neu eingespielten Stücken älteren Datums. Stilistisch muss man das Ganze irgendwo im Bereich des Classic Rock/AOR mit einem modernen Anstrich verorten und die auf der Hülle stehende auffällige Warnung vor einem 80er-Jahre Synthie-Sound darf ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden. Die Tastenklänge sind auch gleich ein guter Einstieg in die Auseinandersetzung mit der Musik des Quintetts, denn sie sind allgegenwärtig, gut eingewoben in die Songstrukturen, ohne aufdringlich zu wirken und immer pointiert songdienlich. Wie auch beim Rest der Kompositionen merkt man, dass hier nicht 25 Jahre geschlafen wurde, sondern dass da jemand sein Handwerk versteht.

Mit "Altitude For Energy" steigen wir in das reguläre Dutzend ein und bekommen eine flotte Nummer präsentiert, die sich – oh Wunder – natürlich auch durch ihre Tastenklänge auszeichnet. Wer Filip Lemmens kennt und seine Combat Metal-Stimme schätzt, der wird erstmal erstaunt aufmerken, bewegt sich der Shouter doch in Gefilden, die so gar nicht 'auf die Zwölf' anmuten. Insgesamt erinnert uns das Stück auf sehr angenehme Weise an etwas, das auch Uriah Heep vor langen Jahren hätten kreieren können. Klasse Anfang! Und auch "Louder Than Thunder" weist direkt im Intro die Tastenklänge auf, vor denen im Booklet gewarnt wird. Das Tempo und die Intensität dieser Nummer spielen sich aber auf einigen Sprossen höher ab und auch Lemmens drückt mehr auf die Tube. Ein schöner und eingängiger Chorus zeichnet auch dieses Stück aus, das in der Bridge fast schon etwas spacig wirkt, weil es hier Raum für filigrane Gitarrenarbeit in Kombi mit den Tasten bietet. Bass und Drums treiben diese Komposition zudem unablässig nach vorne – passt auch!

Nach dem balladesken, mit einem dichten Klangteppich unterlegten und sehr gefälligen "Invisible Battle Scars" kommt uns "Nothing Comes For Free" mit erneut eingängigem Refrain fast schon poppig-funkig über den Weg gelaufen und wird unmittelbar von einem der absoluten Highlights dieser Scheibe gefolgt. "Dedicated To Sir J./Rush Rush Rush" – was ein Titel – lässt schon von den ersten Orgelklängen an keinen Zweifel daran, wer denn dieser Sir J. wohl sein mag. Deep Purple mit Jon Lord und Meister Blackmore legen offen, dass diese Ode ihnen gehört. Lemmens Stimme ist hier mit einem kleinen Hall hinterlegt, was dem Ganzen einen sehr speziellen Touch verleiht. Erneut hauen Heynderickx am Bass und Lodder an den Drums diese Komposition in unprätentiöser Manier immer weiter voran und auch Gitarre sowie Tasten steigern sich zu einer gewinnenden Vollendung.

"Falcon Eye" lässt beim Schreiber erneut die Begeisterung für Uriah Heep erwachen, ein Song, der sich gegen Ende in eine schnelle Tastenorgie ergießt. Das darauf folgende "In Camera" zügelt sich im Tempo wieder um einige Stufen, fließt als sanfte Ballade (aber nix Pop, sondern eher wieder etwas spacig) aus den Speakern und ebnet den Weg für das knackige "This Is How We Roll". Hier werden wir ein wenig an die großen Bühnen der Achtziger erinnert, als Stadion Rock noch eine Bedeutung hatte. "Improve, Enhance" bringt uns mit einem Schlag in die Corona-Realität und lässt uns mit der Wahl zurück, entweder in Verwunderung zu stagnieren oder die ganze Sache als Chance anzusehen, doch etwas Gutes daraus zu ziehen und Veränderungen als Verbesserungen anzunehmen.

Die Liner-Notes zu "Up There In The Sky" weisen diesen Song als von Basser Heynderickx favorisierte Disco-Nummer aus. Mit Techno-Beat und Referenzen zu ABBA, Saga und Alan Parsons wird hier ein wenig experimentiert und als Ergebnis kommt trotz allem ein durchweg eingängiges Produkt heraus, das sich erneut durch einen packenden Refrain auszeichnet. Mit "Rise Above" und "Long Way Home" neigt sich der reguläre Teil des Albums dann dem Ende zu. Erstgenannter Song ist eine Ballade mit starken Vocals und der zweite soll den 'Nachgang' zu einer Show darstellen: Müde, frierend, das ganze Equipment eingeladen geht es auf den langen Weg durch die Nacht nach Hause.

Mit "Healer" und "Wings" hat die Band noch zwei gute alte Nummern neu eingespielt und nun erstmals außerhalb der digitalen Plattformen veröffentlicht. Diese Boni sind in der vorliegenden Form nur auf CD erhältlich und beide Tracks rocken cool ab mit überzeugender Gesangsleistung sowie erneuten 'Tastenpointen'.

"xxV" ist ein äußerst gelungenes Jubiläums-Ergebnis, mit dem die Band nicht nur sich selber ein schönes Geschenk gemacht hat. Classic Rock mit einem Touch Moderne ist jetzt keine Neuerfindung, aber die Umsetzung passt wunderbar und die musikalische Fertigkeit der Band tut ein Übriges dazu, dass einem als Hörer an keiner Stelle langweilig wird (aber nie vergessen: »If you don’t like 80’s synth sound, this album is not for you… «'). Wenngleich das physische Produkt schon erhältlich ist, u. a. über die Band, kommt der digitale Release am 15.2. über die üblichen Kanäle. Und wie auch immer Ihr Musik hört, diese Scheibe solltet Ihr antesten.


Line-up Beyond The Labyrinth:

Filip Lemmens (vocals)
Geert Fieuw (guitars, backings)
Dominic Heynderickx (bass)
Michel Lodder (drums)
Eddy Scheire (keyboards, backings)

Tracklist "xxV":

  1. Altitude For Energy
  2. Louder Than Thunder
  3. Invisible Battle Scars
  4. Nothing Comes For Free
  5. Dedicated To Sir J./Rush Rush Rush
  6. Falcon Eye
  7. In Camera
  8. This Is How We Roll
  9. Improve, Enhance
  10. Up There In The Sky
  11. Rise Above
  12. Long Way Home
  13. Healer (Bonus, 2021 version)
  14. Wings (Bonus, 2021 version)

Erscheinungsjahr: 2022, Gesamtspielzeit: 47:50 (ohne Boni), 56:45 (mit Boni)

Über den Autor

Jochen von Arnim

Beiträge im Archiv
Genres: Blues, Rock, Heavy Metal

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