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Big E And The Wild Hairs / Electrified – CD-Review

Anfang 2013 brachten Big E And The Wild Hairs ihr Debütalbum "Bona Fide" auf den Markt.
Anfang 2020 veröffentlichte die Band "Electrified".
Die beiden Musiker Dave Duggins sowie Eric Whittington trafen sich, was ihre musikalischen Vorstellungen angeht, sozusagen in der Mitte. Dave Duggins»[…] Eric tends to like the rootsier, traditional Texas Blues and I lean toward blues-rock. […] We meet in the middle, sounding nothing like either of us would write on our own. […]«
Wie aus den Information zur vorliegenden Platte hervor geht, verfügt Dave Duggins eher über »[…] a metal background. […]«
Eric Whittington, aus Texas stammend, »[…] loves its amped up blues and sweaty rock […] and a passion for overdriven harmonica sounds. […]«
Alle Songs wurden von Dave Duggins und Eric Whittington geschrieben.
Dave Duggins hatte die Produktion sowie das Engineering in seinen Händen.
Bei Einflüssen wie ZZ TopBad CompanyStevie Ray Vaughan, der Allman Brothers BandCream oder Grand Funk Railroad darf man sich bei elf Songs und einer Gesamtspielzeit von etwas über dreiundfünfzig Minuten auf etwas gefast machen.

"Curandero" ist der schmissige Beginn der Scheibe.
Der Heiler hat magische Hände, kämpft am Rio Grande gegen den Teufel und vermittelt einem gute Gefühle. Diese Emotionen bringt die Band auch an den Hörer. Schon zu Beginn machen sich fetzige Horn-Sounds bemerkbar. Im Line-up finden sich aber keine Blasmusiker, so dass man davon ausgehen muss, dass die Gebläse-Abteilung künstlich in Szene gesetzt wurde. Wie dem auch sei, die Dave Duggins-E-Gitarre rockt energisch und überzeugt mit ihrer Dynamik. Das mit einem klassischen Fade-Out endende "Curandero" mag man genauso, wie Eric Whittingtons Gesang.

Vom Schamanen zu "Mister Cool".
Wieder Bläser, die den Song kräftig anreichern. Entspannt beginnend, gibt es eine Sekunden-Pause und dann wird wieder gerockt. Klasse. was Big E And The Wild Hairs abliefern. Diese Nummer ist anders, aber vom Strickmuster her identisch mit dem Opener, was die Positionierung des E-Gitarren-Solos angeht. Da muss man allerdings den Plural wählen, denn gegen Ende haut Dave Duggins nochmals in die Saiten. Toll!
Tempo erhöhen, wieder Bläser und ein simpel-kräftiges Drumming bilden die Basis für "Can’t Get Enough". Eric Whittingtons Stimme kommt gut rüber und passt zum bluesigen Rock. Heavy Rock ist die Sechssaiter-Ausrichtung. Da merkt man, wo bei Dave Duggins der metallische Hammer hängt.
In den ersten drei Nummern war Eric Whittingtons Harp-Einsatz eine Fehlanzeige. Okay, "Kept Man" ist ebenfalls ein guter Track, allerdings werden die anfänglich gefallenden Horn-Klänge kalkulierbar. So auch die Song-Struktur. Dave Duggins zeigt sich versiert auf der Gitarre, hier auch im Twin-Sound. Eric Whittington kann klasse singen. Die zu Beginn stark ansteigende Linie der Freude flacht etwas ab.
Der "Kiss Of Death" mischt im britischen Blues Rock mit. Markige Riffs beherrschen die Kulisse. Zwischendrin bringt  Eric Whittington dann sozusagen den Kanzellen seiner Harp das Tanzen bei. Es rockt und ist ziemlich unerklärlich, warum man erst jetzt zum kleine Instrument greift.

Ui, Donner kündigt ein Gewitter an.
Der "Electrified"-Blitz schlägt zunächst bei der Stromgitarre, die in tieferen Tonlagen rifft, ein. Der elektrische Lichtstrahl bohrt sich weiter zum Mikrofon des Sängers, dessen Stimme so einigen Klang-Effekten ausgesetzt wird. Das Stück spielt man mit einem leichten Senken des Bremspedals, aber einer energetischen Harp. Die gute heavy Gitarre hatten wir schon. Schließlich zieht das Gewitter ab und es bleibt nur noch Regen.

Ach ja, eine richtige Ballade war bis hier in noch kein Thema.
So richtig runterkommen können Big E The The Wild Hairs wohl nicht. Folglich zählen wir "Dangling On A String" zu den ruhigeren Stücken. So richtig will das Lied aber nicht zünden. Es fehlt irgendwie ein Flow, der höchstens durch Streicher-Sounds erreicht wird. Wie war das mit der Kurve der Freude. Die hat einen Durchhänger.

In "Up To You" streut man funkige Elemente ein. Der Refrain wirkt wie aufgesetzt. Die Sechssaiter-Riffs werden unspezifischer.
"When The Devil Comes Down The Mountain" ist die längste Nummer der Scheibe. Völlig ungewöhnlich, denn mystische Keyboard-Schwingen begrüßen uns und das Gewitter ist auch wieder zurück gekommen. Abrupte Pause! Ruhe! Ist die CD kaputt? Nein! Durch das kurze Harp-Intro hofft man auf einen Juke Joint-Blues. Aber der – dieses Mal sehr bluesige – Rock regiert mit Eric Whittington an der Harp. Dieser Track steigert wieder das Niveau.
In "Got A Little Groove" gehen die Ansichten eines Groove beim Rezensenten und der Combo auseinander. Heftig wird gemeißelt und dann ist da, als Überraschung, ein tolles Saxofon-Solo. Nix mit Groove, aber interessanter Abschluss der Platte.

Der Daumen der rechten Hand pendelt so zwischen neun, über zehn bis elf Uhr.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-up Big E And The Wild Hairs:

Eric Whittington (vocals, harmonica)
Dave Duggins (guitars, drums, keyboards, bass – #5,6,8)
Jeff Duggins (bass – #1-4,7,9-11)

Tracklist "Electrified":

  1. Curandero
  2. Mister Cool
  3. Can’t Get Enough
  4. Kept Man
  5. Kiss Of Death
  6. Electrified
  7. Slingshot
  8. Dangling On A String
  9. Up To You
  10. When The Devil Comes Down The Mountain
  11. Got A Little Groove

Gesamtspielzeit: 53:03, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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Mail: joachim(at)rocktimes.de

1 Kommentar

  1. Big E & the WH

    Thanks for listening, Joe! Rock on, vato!

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