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Bill Nelson / Chimera – LP-Review

Wer kennt den Musiker Bill Nelson?
Wenn nicht, kann der Fragen-Kreis erweitert werden und die Band B-Bop Deluxe genannt werden.
Oder vielleicht klingelt es ja bei der New Wave-Formation Red Noise.
Mag sein, dass jemandem Bill Nelson vom Plattenlabel Cocteau Records bekannt vorkommt. Gemeinsam mit Mark Rye war er Chef.
Wie dem auch sei, Bill Nelson – immer noch aktiv – gehört zu einem der kreativsten Köpfe des New Wave, der Alternative Music oder Synthi Pop.

Er stammt aus einer musikalischen Familie. Sein Vater Walter Nelson war Saxofonist und seine Mutter Mitglied einer Tanzgruppe.
Bill Nelsons Bruder Ian arbeitet mit ihm zusammen, war Mitglied bei Be-Bop Deluxe und kam später zur Synthi Pop-Band Fiat Lux.
Schaut man sich Bill Nelsons Veröffentlichungen auf seiner Website an, dann muss gefühlt unendlich lange gescrollt werden, bis man unten angekommen ist.
Entweder als Musiker, Komponist oder Produzent gab es Kontakte zu Gary Numan, Yellow Magic Orchestra, A Flock Of Seagulls, die auf Cocteau Records veröffentlichten, David SylvianFishboneMick Ronson oder Cabaret Voltaire.
Der Workerholic widmet sich auch aktuellen digitalen Trends und veröffentlicht auf der Internet-Plattform Bandcamp.
Live agiert Bill Nelson mit dem Trio Orchestra Futura sowie dem Septett Bill Nelson And The Gentleman Rocketeers.
Hier sei noch darauf hingewiesen, dass sich Esoteric Records über Cherry Red Records um gehaltvolle Wiederveröffentlichungen des Ausnahme-Künstlers kümmert.

Die Einleitung ist nur ein kleiner Ausschnitt aus Bill Nelsons Karriere.
Neben seiner Kreativität, seinen gesanglichen Fähigkeiten ist der Künstler auch noch ein Tausendsassa auf Instrumenten. Dennoch ist "Chimera" aus dem Jahr 1983 kein Solo-Album. Unterstützung fand Bill Nelson in seiner damaligen zweiten Ehefrau Jan Nelson sowie seinem Bruder Ian Nelson. Außerdem wirkten Bassist Mick Karn (auch Japan), Schlagzeuger Yukihiro Takahashi (Yellow Magic Orchestra) und Preston Heyman (unter anderem Paul McCartneyTina TurnerMike OldfieldSting oder The Pretenders) mit.

"The Real Adventure", der Starter des sechs Songs enthaltenden Albums, setzt Maßstäbe.
Den Bill Nelson-Fantasien und deren musikalische Umsetzung sind quasi keine Grenzen gesetzt. Intensiver Rhythmus ist angesagt. Gesanglich in Hochform schwirren einem die musikalischen Aussagen im Kopf herum. Ja, dieser Track ist ein echtes Abenteuer, eine Herausforderung. Was der 1948 im englischen Wakefield geborene Künstler auf den Plan ruft, ist die hohe Kunst der speziellen Unterhaltung.
Flirrende Rhythmen bringen "Acceleration" in die Nähe einer Tanznummer. Nein, keine platte Anmache, sondern vom Feinsten verpackte funkige Ausläufer, die auf ein den Hintergrund füllendes Ian Nelson-Saxofon treffen. Bills Bruder macht sich gegen Ende etwas mehr bemerkbar und auch diese Nummer ist etwas für mehrere Wiederholungen.
"Everyday Feels Like A New Drug" ziseliert die Dance-Effekte noch mehr heraus. Dazu tragen Preston Heymans herrliche Percussion-Beiträge, etwas, das klingt wie ein Xylofon, bei. Schließlich bewegt sich Saxofonist Ian Nelson mit seinem Solo aus dem Hintergrund ins Spotlight und wirft in seinem Klappenspiel einen Blick hinüber in den Orient. Super!

"Tender Is The Night" ist dann doch der einzige Solo-Song der vorliegenden Platte.
Neben herrlichen Synthesizer-Sequenzen und einer gehaltvoll intonierten E-Gitarre steht der bundlose Bass des Protagonisten in Konkurrenz mit Mick Karn, der "Glow World" zu einem Genuss macht. Auch hier weht ein Hauch von orientalischer Stimmung durch die Nummer. Klasse!
Es gibt Phasen, da erinneren Bill Nelsons Gitarren-Künste an Robert Fripp.
Mit seinen zeitweise schwebenden Anteilen und dem eingängigen Refrain ist "Another Day, Another Ray Of Hope" vielleicht die andere Seite von "The Real Adventure".

Wie dem auch sei, "Chimera", wenn auch nur ein Album mit sechs Songs, verfügt über ausreichend viele Alleinstellungsmerkmale, die Bill Nelson zur Zeit der Achtzigerjahre zu einem besonderen Künstler machten.
Ebenfalls 1983 erschien "Savage Gestures For Charms Sake". Ebenfalls eine mit sechs Songs gefüllte Platte, die Bill Nelson solo eingespielt hat. Okay, Ausnahmen bestätigen die Regel, denn Ian Nelson ist in einem Track dabei.
Der Hinweis auf Bill Nelson-Wiederveröffentlichungen, auch im Zusammenhang mit Be-Bop Deluxe darf an dieser Stelle gerne wiederholt werden.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-up Bill Nelson:

Bill Nelson (vocals, electric guitar, e-bow guitars, piano, synthesizers, marimba, bass, drums, artificial orchestra, radio/TV cut ups, white noise, synthetic horns, computer)
Yukihiro Takahashi (drums)
Ian Nelson (saxophone, saxophone solo)
Jan Nelson (backing vocals)
Preston Heyman (percussion, tom toms)
Mick Karn (bass)

Tracklist "Chimera":

Side One:

  1. The Real Adventure
  2. Acceleration
  3. Everyday Feels Like A New Drug

Side Two:

  1. Tender Is The Night
  2. Glow World
  3. Another Day, Anpther Ray Of Hope

Gesamtspielzeit: 25:14, Erscheinungsjahr: 1983

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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