Der Buena Ressa Music Club schreibt in der Birth Control-Konzertankündigung unter anderem: »[…] Birth Control stand (und steht!) immer für exzellente progressive Rockmusik, die über Jahrzehnte die Fans im In-und Ausland vor allem bei den Live-Konzerten begeisterten. Ohne Birth Control wäre die Musiklandschaft in Deutschland ärmer …! Auch nach dem plötzlichen Tod von Rocklegende Bernd 'Nossi' Noske, dem Drummer und der Stimme von Birth Control hat die Band beschlossen, dass es mit diesem Spirit im Sinne von 'Nossi' weitergehen soll. […] Zur Besetzung der letzten Jahre mit Sascha Kühn (Keyboards), Hannes Vesper (Bass) und Martin Ettrich (Gitarre), konnte die Band mit Peter Föller (Gesang) und Manni von Bohr (Schlagzeug), gleich zwei alte Haudegen der 1970er Jahre Besetzung für das neue Lineup gewinnen. […]«
Im Juni 2022 brachte Birth Control das Album Open Up auf den Markt.
Zum fast zweieinhalbstündigen Birth Control-Konzert im Buena Ressa Music Club, Rees, lässt sich das Folgende berichten: Für den Auftritt des Urgesteins der deutschen Rockmusik gab es keine Karten mehr. Ausverkauft vermeldete der Club auf seiner Website schon vor dem Gig.
Bei ihrer Auswahl an Songs bot die Birth Control-Combo mit Liedern aus den Alben "Plastic People" (1975) oder "Titanic" (1978) eine Art Zeitreise auf. Natürlich spielte man auch Nummern von der bereits erwähnten Veröffentlichung "Open Up".
Der Track "The Work Is Done" mit seinem sphärischen Intro und dem folgenden rockigen Teil war der Schlüssel zum Konzert-Glück, zu einem in allen Belangen überwältigen Auftritt der Formation, die 2022 ihr fünfzigjähriges Jubiläum feierte.
Rock sowie Hard Rock gaben sich die Klinke in die Hand. Ab und an ließ man dem Funk freien Lauf und innerhalb der Kompositionen fand auch die Psychedelic ihren berechtigten Platz. Martin Ettrich (auch The Almost Three) beeindruckte nicht nur durch seine vielen fantasievollen Soli, sondern verwöhnte die Ohren der Anwesenden auch durch den Sound der Talkbox, der wohl durch Peter Frampton bekannt sein dürfte.
Es war allen Anwesenden vor der Bühne klar, dass "Gamma Ray" auf der Tagesordnung stehen würde. Allerdings musste man sich in Geduld üben, denn der Birth Control-Klassiker wurde als letztes Lied vor der Zugabe gespielt.
Peter Föller, der immer wieder auch eine E-Gitarre schulterte, imponierte durch seine ausdrucksstarke Stimme. Er sang die Texte mit viel Mimik, einer individuellen Körpersprache und gab auf der Bühne auch sonst, ohne zu singen oder Gitarre zu spielen, eine klasse Performance ab. Oft setzte der Frontmann zur rhythmischen Unterstützung den Schellenring ein.
Martin Ettrich konnte die Erwartungen voll erfüllen. Seine von viel Fantasie geprägten Soli hatten eine äußerst starke Aussagekraft und er nahm sich oft die Zeit, um das Publikum mit langen sowie sehr langen Alleingängen bestens zu unterhalten. Der Lohn dafür war der reichlich gespendete Szeneapplaus. Martin Ettrich begeisterte durch funkige genauso wie mit seinen psychedelischen und hart rockenden Beiträgen. Zur Verschärfung seiner Fretboard-Fahrten setzte er das Wah Wah-Pedal ein. Je nach Gefühlslage gab er Gas oder verlangsamte sein Spiel in ruhigeren Momenten. Leidenschaft und Herzblut waren die Grundlage für Martin Ettrichs Gitarren-Künste.
Sascha Kühn, der einige Lieder komponiert hat, fand eine hervorragende Balance zwischen der Gestaltung von Klang-Teppichen und erstklassigen Soli auf den schwarzen und weißen Tasten. Auch er konnte den Funk, wie zum Beispiel bei "Lost In The Sea" hochleben lassen. Das Stück hatte den Charakter einer Jam. Beide Daumen hoch für Sascha Kühn.
Hannes Vesper überzeugte durch ein melodisches wie auch energisches Tieftöner-Spiel. Gekonnt slappte er die dicken Saiten seines Fender Precision Basses und bei "Gamma Ray" machte er einen ausdrucksstarken Abstecher in die Psychedelic. Super!
Das Interesse an Manni von Bohrs raumgreifendem Schlagzeug war schon vor Konzertbeginn groß. Noch größer waren die Botschaften, die er mit seinen Drumsticks, die zeitweise förmlich über die Felle und Becken flogen, aussendete. Manni von Bohr zog alle Register der Trommel-Kunst. Sein rund zehnminütiges Solo war rhythmische Faszination, die das Publikum begeisterte.
Martin Ettrich bat die Anwesenden darum, einen lautstarken Gruß nach oben an Bernd 'Nossi' Noske zu senden. Gesagt, getan.
Vor der "Wasting My Time"-Zugabe war das zwanzigminütige "Gamma Ray" ein Marathon der Reichhaltigkeit. Dieses Stück vervollständigte das Birth Control-Universum aus Rock, Hard Rock, Funk sowie Psychedelic. Martin Ettrich und Hannes Vesper gaben eine Einlage, in der zehn Saiten die Reibungsfläche für obskure Sounds war. Super!
Spaß auf der Bühne, Freude beim Publikum.
Es zeigte sich, dass ein Birth Control-Konzert ein Synonym für herrausragende Unterhaltung war.
Soundmann Knut hatte alle Regler, auch für das Licht, voll im Griff. Beide Daumen hoch!
RockTimes bedankt sich bei Ralf Praest für den Platz auf der Gästeliste.
Am 28.10 wird The Paddy Boy Zimmermann Band im Buena Ressa Music Club erwartet.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Live-Musik.
Bildnachweis für alle Bilder des Events: Joachim 'Joe' Brookes (RockTimes)
Line-up Birth Control:
Peter Föller (vocals, guitar, percussion)
Martin Ettrich (guitar, vocals, backing vocals)
Sascha Kühn (keyboards)
Hannes Vesper (bass, backing vocals)
Manni von Bohr (drums)
5 Kommentare
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Ferdinand Sprenger
20. Oktober 2023 um 8:06 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Hallo Joe,
da ich leider verhindert war habe ich deinen Bericht mit Interesse gelesen. Umso mehr bedauere ich nun, dass ich nicht dabei sein konnte.
Toll auch wieder deine Fotos (schön um die Stütze herum eingefangen 😉
Vielleicht trifft man sich heute zum Blues im To Hoop
Gruß Ferdinand
Joachim 'Joe' Brookes
20. Oktober 2023 um 10:42 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Hallo Ferdinand,
vielen Dank für deinen Kommentar. Du hast ein super Birth Control-Konzert verpasst. Wir sehen uns heute nicht zum Blues im To Hoop, denn ich bin zum Blues bei einem Kaz Hawkins-Konzert in den Niederlanden.
Joe
Thomas
18. Oktober 2023 um 16:46 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Ich kann deine Eindrücke vollumfänglich bestätigen. Auch in Oldenburg am 7.10.23 war es ein Fest. Tolle Stimmung, super Sound und starke Setlist. Von der hervorragenden aktuellen Scheibe wurden "These are the days', Open Sesame, I don’t mind und Wrestling Mama gespielt. Dazu (aus meiner Erinnerung) The Work is done, Trial Trip, Titanic, Wasting my time, Lost in the sea und Gamma Ray. Es könnten auch noch mehr gewesen sein. Gespielt haben sie ca. 140 Minuten.
Matthias Lang
17. Oktober 2023 um 19:30 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
da wäre mal ne Setlist interessant gewesen…..
Joachim 'Joe' Brookes
18. Oktober 2023 um 9:43 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Stimmt, Matthias. Peter Föller und Martin Ettrich haben ganz viele (alle?) Songs auch angekündigt.
Grüße
Joe