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Birth Control – Konzertbericht, 21.09.2019, Ingelheim, kING

Birth Control kING 21.09.2019

Als 2014 Bernd 'Nossi' Noske starb gaben Birth Control geschockt ihre Auflösung bekannt. Aber mit dem ehemaligen Sänger Peter Föller (er war damals von 1973 bis 1975 und seit 2004 sporadisch dabei) ging es dann ab 2016 doch wieder weiter. Here And Now (mit den letzten Aufnahmen mit Nossi) erschien und seitdem ist die Band auf Tour zu dieser Scheibe.
2019 gab es unter anderen auch einen Termin in Ingelheim, dem Wohnort von Peter Föller, der erwähnte, der letzte Auftritt in dieser Stadt wäre vor 45 Jahren in der Turnhalle Ober-Ingelheim gewesen. Mittlerweile gibt es jedoch eine Mehrzweckhalle mit dem Namen kING und in dieser spielten nun Birth Control. Was uns veranlasste, eben dorthin zu gehen, ja, gehen, denn wir wohnen vermutlich noch näher dran als Peter.

Der Konzertraum erwies sich als ein wenig kleiner als erwartet, unten waren Stehplätze, während die drei Emporen bestuhlt waren. Egal wo, der Sound war wirklich sehr gut. Optisch gab es anfangs zu den Songs passende Dias mit dem jeweiligen Cover oder das Logo wurde einfach an die Wand geworfen. Irgendwann schienen die Motive ausgegangen zu sein oder der Mann (Frau?) hinter dem Projektor eingeschlafen … es änderte sich nichts mehr bzw. nur noch einmal aufs Bandlogo.
Egal, wir waren nicht wegen der Bilder da, obwohl ich so etwas immer eine schöne Bereicherung finde, sondern wegen der Musik. Damit ging es pünktlich um 20 Uhr los, ohne Umschweife, ohne Vorgruppe, was wir von Metal-Konzerten gar nicht gewöhnt sind. Da ist mindestens einen Support dabei, meistens sind drei oder vier oder gar mehr Bands unterwegs. Doch in diesem Fall gab es nur Birth Control und sonst gar nichts, und das gute zwei Stunden lang.

Birth Control kING Ingelheim 21.09.2019

Birth Control kING Ingelheim 21.09.2019

Der Schwerpunkt lag auf der bereits erwähnten "Here And Now" mit ganzen fünf Songs. "Plastic People", bei der damals Peter Föller dabei war, wurde mit zwei Stücken bedacht. Das unvermeidliche "Gamma Ray" von der Hoodoo Man (ich finde den Titeltrack besser) stellte den Abschluss des regulären Sets dar – in einer fast 25-minütigen Version. Dazu kam sogar ein Gast-Perkussionist auf die Bühne, in einem Lamb Of God-Shirt … ja, überhaupt, wir sichteten mehr Metal-Shirts als erwartet …
Die 'Peace and Love'-Botschaft des Textes von 1972 passt heute immer noch: »If I Were A Gamma Ray, A Gamma Gamma, Gamma Ray Mighty And Unfailing, I’d Radiate Love, To Fight Misery«. Auch heute könnte die Welt einiges an positiver Strahlung vertragen.

Ansonsten gab es noch weitere nachdenkliche Texte, beispielsweise "Live In The Here And Now" (das als Zugabe nach kurzer Pause kam) von der letzten CD. Gerade diese scheint einiges an Altersweisheit zu bieten bei Titeln wie "Wasting My Time" oder "Right Place, Wrong Time", die beide gespielt wurden. Außerdem das sehr schöne, ruhige "The Witch", das für den Schlagzeuger Manni als Erholung dienen sollte nach dessen Drumsolo. Ja, es war zu merken, dass Birth Control eine Band von früher ist, da schleichen sich die meisten Musiker von der Bühne, während einer soliert (ich hätte mir etwas mehr in dieser Hinsicht vom Keyboarder erhofft, hätte mich gerne richtig schön 'vollorgeln' lassen).
Dies sieht / hört man eigentlich nur bei Veteranen. Auch die Sitte, sich zu verbeugen und mehrfach die einzelnen Bandmitglieder namentlich vorzustellen, fehlte an diesem Abend nicht.

Birth Control kING Ingelheim 21.09.2019

Birth Control kING Ingelheim 21.09.2019

Über die bereits erwähnte Spielzeit von gut zwei Stunden lässt sich nicht meckern. Natürlich lässt sich in dieser Zeit nur ein kleiner Teil (die bekannten 'Standards') des langen Backkataloges berücksichtigen. Dieser wurde von gut aufgelegten Musikern mit Spielfreude dargeboten, es gab schöne Solo-Passagen verschiedener Instrumente, wobei mir vor allem die ruhigen Gitarrenmomente gefielen und so manches vom Keyboard. Doch ich will die Leistung der anderen damit nicht schmälern, alle Bandmitglieder trugen ihren Teil zum gelungenen Gesamten bei, in rockigen oder atmosphärischen Momenten.
Dazu blitzte in den Ansagen immer wieder Humor durch. Klar, für Peter Föller war dies ein Heimspiel und die meistens Zuschauer kannten ihn durch seine Auftritte auf gefühlt allen (Wein-)festen im Umkreis mit Yusufs Erben.

Birth Control sind immer noch lebendig, auch wenn das Line-up im Laufe der Zeit schon einige Wandel erfahren hat. In dieser Form können sie es gerne noch etwas bleiben…
Wir haben dann noch die Live Harmonie Bonn 2018 DVD/CD mitgenommen, deren Setliste (auf der DVD) der des erlebten Abends entspricht. Wer sich also einen Eindruck von Birth Control heute machen möchte, kann zu dieser greifen.


Line-Up Birth Control:

Martin 'Ludi' Ettrich (Gitarre)
Sascha Kühn (Keyboard)
Hannes 'Cyborg Haines' Vesper (Bass)
Peter Föller (Gesang)
Manfred 'Manni' von Bohr (Schlagzeug)

Setlist Birth Control:

  • The Work Is Done
  • Right Place, Wrong Time
  • Plastic People
  • Titanic
  • Back From Hell
  • Wasting My Time
  • Drum Solo
  • The Witch
  • Trial Trip
  • Lost In The Sea
  • Gamma Ray

Encore:

  • Live In The Here And Now

Über den Autor

Die Horgs (Konzertteam)

Gemeinsame (Konzert-)Reviews von Andrea und Jens

5 Kommentare

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  1. Manni

    Ich hab da ein gutes Beispiel eines Stars jener Zeit, das sicher nicht gewöhnlich ist, aber den Charakter des Menschen umso besser zeigt:

    Einen Tag vor meinem 29. Geburtstag im Juli 1984 spielte Rory Gallagher mit seiner Band im nicht so großen Bosenbach-Stadion in St. Wendel (im von mir sehr geschätzten Saarland). Es war halt ein Open-Air, u.a. spielten auch Roger Chapman & the Shortlist und Marillion. Ich denke, dass im diesem eher kleinen Fussball-Stadion nicht mehr als 4000 Musikfans waren.

    Anyway: Rory war der Headliner. Nachdem sein Auftritt beendet war, sind wir noch weiter geblieben (wir waren direkt vor der Bühne), weil es beim Verlassen des Geländes so viel Gedränge gab. Auf einmal erschien Rory mit einem Bierhumpen auf der Bühne und hat uns was zugerufen. Es war eine Einladung, die restlichen Bierbestände zu vernichten. Dauerte ca. eine Stunde. Der war ein echt lieber, angenehmer Kerl, total unprätentiös! Einfach locker, null Star-Allüren, aber schon ein wenig alkoholisiert wie wir auch, deswegen war es auch eine unvergessliche Atmosphäre! Sein damaliger Drummer Brendan O’Neill war auch dabei. Ein geiles Erlebnis. Nur war er schwer zu verstehen, seinen starken irischen Akzent haben sogar unsere Ami-Kumpels, die mit uns dort waren, nicht so richtig gerafft…

    Solche Musiker gab es auch! 🙂

    1. Wilhelm Eric Berwanger

      Hallo Andrea, hallo Manni,
      ist doch Klasse wenn wir als Freunde der Rockmusik von Treffen mit Musikern berichten können. Rory Gallagher habe ich mal am 03.12.1994 in Konz (Saar Mosel Halle) gesehen, tolles Konzert. Wahnsinn, was Manni in St. Wendel erlebt hat. Auch Andrea, als Sie Peter Föller getroffen hat. Vielleicht haben andere Leser vom Rocktimes ähnliche Erlebnisse mit Musikern bei Konzerten gehabt? Schreibt doch einfach mal was Ihr da so erlebt habt?

      1. Andrea Groh

        Wie schon erwähnt sind gerade bei Untergrund-Bands die Musiker oft hinterher anzutreffen. Oder bei Festivals (die kleinen, auf die wir gehen), da gibt es häufig zufällige Begegnungen, oft unbewusst. Beispiel: Auf einem Doom Shall Rise unterhielten wir uns mit einem jungen Mann bis der meinte, er müsse nun gleich auf die Bühne – war der Drummer von Ahab (damals noch im Demo-Stadium, daher unbekannt).
        Es gäbe einige Stories zu erzählen, will nur zwei Beispiele nehmen: Mein Mann half den hungrigen Musikern von Onslaught auf dem NOAF. Da bestellte einer der Engländer "sausage and chips" und das Mädel am Essenstands meinte nur irritiert "Chips haben wir nicht". Jens erklärte ihr, dass damit Pommes gemeint waren…
        Das beste Erlebnis jedoch war bei einer Hotelübernachtung im Rahmen des Hammer Of Doom 2017. Da unterhielten sich am Morgen des zweiten Tages im Frühstücksraum ein paar Gestalten über den Cirith Ungol-Kapu von meinem Mann… es dauerte einen Moment bis uns klar wurde, dass dies CU selbst waren, die mit uns am Buffet standen – der Headliner des gerade angebrochenen Tages… da war völlig unerwartet und eine ganz großartige Überraschung. Siehe auch hier im Bericht (Teil Interludium): https://www.rocktimes.info/hammer-of-doom-xii-festivalbericht-17-18-11-2017-posthalle-wuerzburg/

  2. Wilhelm Eric Berwanger

    Hallo,
    Birth Control war am 21. März 1980 in Prüm mein erstes Konzert. Durch euren Bericht habe ich das Ticket und die Autogrammkarte nochmal rausgekramt. Als absolutes Greenhorn dachte ich damals noch, es ist normal wenn die Band nach dem Konzert rauskommt und sich (wie Birth Control) mit den Fans unterhält. Bei meinem zweiten Konzert einige Monate später habe ich mich dann gewundert, warum Iron Maiden und Kiss nach der Show nicht zu den Fans gekommen sind? Aber mal Spaß beiseite. Schade, dass die Band heute keine Songs mehr von Count on Dracula, Deal done at Night oder Bäng spielt. Das war die Hard Rock Zeit der Band mit Krachern wie The Rescue, Pick on Me, Absolution, Nuclear Reactor und der tollen Ballade The King of an Island. Aber vielleicht bei der nächsten Tour mal wieder?

    1. Andrea Groh

      Auf dieser Tour lag der Schwerpunkt auf der letzten Veröffentlichung – verständlich (aus Bandsicht), aber dafür konnten sie nicht alle guten alten Songs spielen. Vielleicht machen BC mal eine Klassiker-Tour?
      Autogramme gab es aber an diesem Abend. Peter Föller war nach der Show im Foyer – viele kannten ihn vom Sehen, von Weinfesten oder Persönlich. Auch innerhalb des Publikums gab es dieses 'ach, Du /Ihr auch hier"- Gefühl im Foyer, so entstanden viele Gespräche. Viele blieben noch eine Stunde oder länger dort. Das war schon sehr persönlich – was bei internationalen Bands natürlich nicht in der Form so sein kann.

      Wobei ich schon einige (eigentlich die meisten eher unbekannten) Bands erlebt habe, die nach dem Konzert am Verkaufsstand waren und sich freuten,wenn beim Kaufen noch ein paar lobende Worte fielen. Es geht auch so … natürlich nicht bei Maiden oder Kiss … da kostet ein Treffen extra … viel Geld.

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