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Black Cat Biscuit / Muddy What? – Konzertbericht, 16.10.2021, Gasoline Blues Club, Geldern

Auch der Culturkreis Gelderland e.V. ist mit Live-Events wieder am Start.
Am 16. Oktober 2021 ging es gleich mit einem Doppel-Konzert los.
Geplant waren die Auftritte bereits für den 28. November 2020.
An dieser Stelle muss nicht erwähnt werden, warum der Termin verschoben werden musste.

Im Gasoline Blues Club, Geldern gastierten die belgische Band Black Cat Biscuit sowie Muddy What? aus dem mittelfränkischen Schwabach.
Für drei Gigs in drei Tagen machte sich das Trio Muddy What? zunächst auf den Weg nach München.
Dann trat man in Wutha-Farnroda, Thüringen auf und schließlich war im niederrheinischen Geldern Showtime.
Im Sommer 2020 veröffentlichte Muddy What? das Live-Album Blues For You.

Außerdem gewann die Combo die German Blues Challenge 2021.
»[…] Black Cat Bisquit gewann die Belgian Blues Challenge 2018 und belegt den 4. Platz bei der European Blues Challenge 2019. […]«
Zur Black Cat Biscuit-Blues-Vielfalt heißt es in deren Band-Biografie:
»[…] Eine Prise City Blues, eine Portion Raw Slide, ein Hauch Jazz, Swamp Blues, Boogie, Texas Blues, Shuffle, Funk, … […]«
Einen Eindruck davon konnte sich RockTimes Mitte Februar 2020 bei einem Konzert des vom Keeping The Blues Alive.nl veranstalteten Gigs machen.

Muddy What? im Oktober 2021 im Gasoline Blues Club

Muddy What? im Oktober 2021 im Gasoline Blues Club

Augenscheinlich war die Corona-Kapazität des Gasoline Blues Club voll ausgelastet.
Einhundertfünfzig Besucher erlebten nach einem relativ entspannt-sphärischen "Gone From Mississippi"-Einstieg die Power des Trios, das die Zuschauer wohl schon nach wenigen Augenblicken auf seiner Seite hatte. Fabian Spang spielte seine Slide-Gitarre mit Fingerpicks und dann kam es zu einem Überraschungsmoment, denn er sang durch die Tonabnehmer seines Arbeitsgerätes. Dieser Effekt intensivierte natürlich seine eh schon tolle Stimme. Ina Spang legte eine erste Gitarren-Solo-Trumpfkarte auf den Tisch. Hammer!

Bei einem vielbeschäftigten Schlagzeuger Michi Lang erreichte die Muddy What?-Energiequelle sozusagen Volllast, als es zu "Your Life Is Broken" kam. Ina Spang mochte in ihren Alleingängen die Wah Wah-Pedal-Verfeinerungen. Ihre Soli waren aller erste Sahne, voller Feuer sowie Aussagekraft. Beeindruckend! Bei aller Power gab es innerhalb der Lieder herrliche Breaks und Wechsel in der Dynamik. Die Muddy What?-Blues-Koordinaten waren bestens gesetzt und zeitweise rotierte die Zwölftakter-Kompassnadel ohne eine eindeutige Polung zu finden. Klasse!

Ina Spang (guitar, mandolin)

Ina Spang (guitar, mandolin)

Durch eine Vielzahl verschiedener Drumsticks kreierte Michi Lang auf seinem Schlagzeug besondere Stimmungen. So brachte er nicht nur die herkömmlich bekannten zwei Stöcke zum Einsatz. Mit Hot Rods, Paukenschlägeln oder Jazzbesen erzeugte Michi Lang stets die passende Atmosphäre zum Blues Rock oder seiner verlangsamten Variante.
Der Slow Blues sollte zu weiteren brillanten Highlights im gut fünfundsiebzigminütigen Muddy What?-Gig werden. Ina Spang griff zur Mandoline und setzte sich auf einen Barhocker. Bei diesem Instrument bedeutete es allerdings nicht, dass es dann um den Country-Blues ging. Michi Lang strich mit den Jazzbesen über die Felle, Ina Spang servierte dazu Fingerspielereien auf der Mandoline, Fabian Spang sang besonders emotional und zeigte sich als stets kompetenter Rhythmus-Gitarrist.
Bei all ihren Soli bekam man den Eindruck, dass das Fretboard – ganz gleich ob Gitarre oder Laute – ihr zweites Wohnzimmer war.

Muddy What? zeigte sein besonders Können auch auf dem Terrain des Interpretierens. So wurde "If 6 Was 9" von Jimi Hendrix zu einer sehr persönlichen Angelegenheit des Trios. Einfach toll, wie man zwischen den Zeilen des Originals las. Nicht erst gegen Ende des Auftritts konnte Muddy What? eine expandierte Psychedelic heraus kristallisieren. Nach einem kurzen "Voodoo Chile"-Ausflug kam es ganz am Ende des Tracks noch zu einer Rückkopplungs-Einlage der Geschwister Spang. Lautstarker Besucher-Beifall forderte das Trio zur Zugaben-Rückkehr auf die Bühne. Bedächtig reflektierte die Mandoline eine anfängliche "Shine A Light On Me"-Melancholie. Auch das finale Extra wurde von einer famosen Band-Dynamik geprägte.

Der Muddy What?-Auftritt im Gasoline Blues Club, Geldern überzeugte in allen Belangen.
Wer Muddy What? noch nicht auf der Bühne erlebt hat, sollte es schleunigst in Angriff nehmen.
Hut ab, Fabian, Ina und Michi!
RockTimes bedankt sich bei Ina Spang für den Platz auf der Gästeliste.


Line-up Muddy What?:

Fabian Spang (electric guitars, slide guitar, vocals)
Ina Spang (guitar, mandolin)
Michi Lang (drums)

Black Cat Biscuit im Oktober 2021 im Gasoline Blues Club

Black Cat Biscuit im Oktober 2021 im Gasoline Blues Club

Auf der Bühne ging der Umbau für Black Cat Biscuit extrem schnell.
Die Glimmstengel-Verbraucher mussten sich quasi beeilen, um den Konzert-Start der belgischen Band nicht zu verpassen.
Das Quintett um Frontmann Bart 'Yasser' Arnauts legt mit einem swingenden Blues los.
Dabei setzte Mark 'Mr Mark' Sepanski eine chromatische Harp ein. Die sorgte beim Opener für den speziellen Sound. Ein ums andere Mal konnte sich Raffe Claes mit seinen Gitarren-Soli in Szene setzen. Er zeigte sich versiert auf den sechs Saiten seines Arbeitsgerätes und fand bei seinen Alleingängen auch den Weg ins Country.
Schon relativ früh ließ die eingespielte Combo den Funk aufleben. Raffe Claes sorgte für Action auf dem Fretboard und stellte einen rockigen Trip dann – bei runtergeschraubter Lautstärke – unmittelbar neben die ganz großen Töne des Zwölftakters. Klasse!
Ein als eine Art Cowboy-Nummer angekündigtes Lied entwickelte sich in Richtung Geschmacksache, aber bei dem groovenden "Let The Blues Heal You" war wieder alles im Lot. Bart 'Yasser' Arnauts konnte bei seinen Ansagen zwischen den Songs perfekt überzeugen und Mark 'Mr Mark' Sepanski zeigte dem interessierten Publikum die gesamte Palette der Kanzellen-Künste auf seinen kleinen Instrumenten.

Bart 'Yasser' Arnauts (vocals, guitar)

Bart 'Yasser' Arnauts (vocals, guitar)

In ihrer bereits oben erwähnten Blues-Vielfalt kam der Boogie à la Canned Heat natürlich besonders gut an. Highlight! Auf der Bühne gab es auch Action satt. Eine Frage-Antwort-Einlage von Harper sowie Lead-Gitarrist sorgte genauso für Aufmerksamkeit wie die a cappella-Einleitung vom Frontmann bei "Loneliness". Bei Patrick 'P. Daddy' Gijbels' Kontrabasssolo mit Drum-Begleitung initiierten der Harper und Bart 'Yasser' Arnauts am Bühnenrand gemeinsam mit den Zuschauern für ein Klatschen-Potpourri. Bei "The Way It Is" aktivierte man den Gasoline Blues Club-Publikumschor. Sehr schön! Schön war auch der Harp-Gitarre-Twin-Sound.
Die musikalischen Vorgaben (s. oben) der Formation wurden zum größten Teil erfüllt.
Der Black Cat Biscuit-Blues verbündete sich mit Swing, Country, Funk, Boogie und Slide-Sound.
"Mean Is Just An Average" – eine weitere Boogie-Nummer – wurde als letztes Lied angekündigt und doch gab es auch bei Black Cat Bisciut eine Zugabe und die hatte es in sich.
In "Going Home" war die Gruppe auf Country-Terrain unterwegs. Nachdem Mark 'Mr Mark' Sepanski einen letzten tollen Kanzellen-Ritt hingelegt hatte, war es Zeit für Jeff 'Junior' Gijbels' Schlagzeug-Solo. Alle anderen Musiker schnappten sich ein Percussion-Instrument und gesellten sich zum Drummer. Der Bassmann spielt mit zwei Esslöffeln auf dem Waschbrett. Toll! So war die Zugabe eines der Konzert-Highlights. Black Cat Biscuit war Blues-Unterhaltung mit so etwas wie einer Garantieerklärung.
Ein besonderer Dank geht an die Leute vom Licht und Sound. Beide Daumen hoch!
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Live-Musik.


Line-up Black Cat Biscuit:

Bart 'Yasser' Arnauts (vocals, guitar)
Raffe Claes (guitar, backing vocals)
Mark 'Mr Mark' Sepanski (harmonica, backing vocals)
Patrick 'P. Daddy' Indestege (bass, backing vocals)
Jeff 'Junior' Gijbels (drums)

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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Mail: joachim(at)rocktimes.de

2 Kommentare

  1. Willi Teloo

    Ganz feine Schreibe!

  2. Barry

    Tolles Konzert, toller Bericht!

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