Erst Stutzen, dann Gewissheit.
"Psychedelic Spacelord" enthält tatsächlich nur einen Song. Der erstreckt sich allerdings über spacig-psychedelische siebenundvierzig Minuten und der Track trägt den Namen des Albums.
Wer die Trondheimer Combo bereits von Flowing Into The 3rd Dimension oder anderen Veröffentlichungen kennt, der weiß, welche Qualitäten die Formation mitbringt. Neben der bekannten Quartettbesetzung sind bei "Psychedelic Spacelord" auch Tastenmann Magnus Kofoed sowie Violinist Jonathan Segel (Camper Van Beethoven) mit von der Partie.
Nach einem – von der Stimmung her etwas wie ein Besuch im Zoo – Intro erreicht Black Moon Circle ziemlich schnell die Startrampe von "Psychedelic Spacelord". Bevor die Raumkapsel bestiegen wird, stellen sich die einzelnen Musiker zunächst quasi vor. Die ersten Minuten sind geprägt von einer gewissen Aufbruchstimmung, bei der man nicht so genau ahnen kann, wohin die Reise gehen wird. Neben Jonathan Segels harmonischen Klängen bilden die phasenweise harten Riffs von Vemund Engans Gitarre einen gekonnten Kontrast.
Tieftonzupfer Øyvin Engan und Per Andreas Gulbrandsen füllen die Triebwerke mit Brennstoff und mit einem großdimensionierten Sound donnert die Black Moon Circle-Rakete gen Himmel und erreicht mit einer höllisch geerdeten Phase relativ schnell den schwerelosen Raum. Dr. Space (auch Øresund Space Collective) sorgt für die schwebenden Parts und es ist immer wieder eine Freude, Jonathan Segels Violinen-Improvisationen zu lauschen. Er ist eine echte Bereicherung der "Psychedelic Spacelord"-Klang-Vielfalt.
Auf ihrem Trip durch die Luftleere des Alls trifft die Combo auf Umlaufbahnen bereits durch die Teleskope der Sechziger- und Siebzigerjahre entdeckter Spacelords, was der kompletten Jam allerdings sehr gut zu Gesicht steht.
Als würde man keinen anderen Ausweg finden, müssen an der Black Moon Circle-Kapsel einige zusätzliche Antriebe gezünden werden, um Meteoriten-Stürmen auszuweichen. Das Treiben wird dabei deutlich heftiger. Nach zirka zwanzig Minuten strebt man wohl einem kosmischen Gipfel entgegen. Dann ist es an der Zeit, dass Magnus Kofoed das Steuerrad übernimmt und zu hypnotischen Rock-Riffs improvisiert, was das Zeug hält. Überhaupt ist die vollbesetzte Fähre in einem sehr hohen Drehzahlbereich aktiv. Gerade in der Heftigkeit am Gipfel angekommen, kommt es zu einem unerwarteten Fade-Out, was wohl der LP-Veröffentlichung geschuldet sein wird.
Über ein kosmisches Rauschen kommt die Combo zurück in ihren Space-rockenden Modus. Hammer, welch eine Rückkehr, auch wenn man sagen muss, dass dieser Langspielplatten-Seitenwechsel den CD-Hör-Trip schon etwas stört, aber die Improvisationen von Black Moon Circle sind einfach gigantisch gut.
Vemund Engan serviert einen Fretboard-Salto nach dem anderen. Sein Solo kommt einer Asteroiden-Kollision gleich. Hammer!
Nach der freakigen Spannung kommt schwebende Entspannung. Dr. Space betritt die Bühne und hält Ausschau nach weiteren Trabanten. Die Gitarre formuliert ein schönes Thema und mit dem Blick aus dem winzigen Fenster kommen Erinnerungen an die Vergangenheit hoch. Øyvin Engan ist auch für die Lead Vocals zuständig. Er singt nicht so oft, aber mit einer schön-rockigen Stimme.
Die psychedelisch-spacige Reise neigt sich dem Ende.
Dank einer gigantischen Improvisation hat der Space Rock-Fan einen höllisch guten Trip hinter sich. "Psychedelic Spacelord" ist der perfekte Albumtitel und verspricht beste Genre-Unterhaltung.
Also: Ein Ticket buchen, einsteigen und sich dann von der Black Moon Circle-Faszination entführen lassen.
Line-up Black Moon Circle:
Øyvin Engan (bass)
Vemund Engan (guitar)
Scott Heller (synthesizers)
Per Andreas Gulbrandsen (drums)
Magnus Kofoed (organ, mellotron, Rhodes organ)
Jonathan Segel (violin)
Tracklist "Psychedelic Spacelord":
- Psychedelic Spacelord
Gesamtspielzeit: 46:56, Erscheinungsjahr: 2018
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