Wow, wer hätte das gedacht? Gerade mal 28 Jahre nach ihrer letzten Scheibe "Rebound" aus dem Jahr 1991 sind die Südstaaten-Rocker von Black Oak Arkansas wieder aus der Versenkung aufgetaucht und legen mit "Underdog Heroes" ein brandneues Studioalbum vor. Obwohl … Versenkung? Wirklich weg war die Combo um Frontmann und Sänger Jim 'Dandy' Mangrum eigentlich nie, lediglich der Bandname wechselte hier und da mal und hinsichtlich der Quantität der veröffentlichten Alben wurde es ab den achtziger Jahren dann doch deutlich dünner. Aber von Anfang an: In den Jahren von 1965 bis 1969 firmierten die Amerikaner unter dem Namen The Knowbody Else, bis der Umzug nach Los Angeles, der erste Plattenvertrag und die Namensänderung in Black Oak Arkansas (die Jungs stammten aus dem Ort Black Oak im US-Bundesstaat Arkansas) stattfand. Bis Mitte der Siebziger entwickelte sich die Erfolgskurve in ihrem Heimatland immer weiter nach oben (mit dem Song "Jim Dandy" konnte sogar ein kleiner Hit eingefahren werden), auch wenn die Band hinsichtlich Popularität und/oder Verkaufszahlen weder dort, noch auf dem Rest der Welt an Größen wie Lynyrd Skynyrd oder die Allman Brothers Band heran kam.
Nachdem etwa 1976/77 von der Originalbesetzung nur noch der Sänger James 'Jim Dandy' Mangrum übrig geblieben war, erfolgte die Namensänderung auf Black Oak und zwei weitere Alben, bis 1980 nach einem Herzinfarkt des Bandleaders erstmal Schicht im Schacht war. Mitte der Achtziger kamen zwei weitere Platten unter dem Aufmacher Jim Dandy’s Black Oak Arkansas (plus "The Wild Bunch" im Jahr 1999) sowie zwischendrin noch das bereits erwähnte "Rebound" von 1991 unter dem Original-Namen.
Auf der Bühne war und ist die Band (bis auf die paar Jahre nach der Herzattacke) durchgängig aktiv, ein neuer Kick setzte jedoch ein, als der Original-Gitarrist Rickie Lee Reynolds wieder zurückkehrte. Zusammen mit Mangrum schrieb er das Material für ein neues Studioalbum, das mir nun vorliegende "Underdog Heroes". Wer nun aber mit einem Southern Rock-Kracher mit Orkan-Warnung gerechnet hat, wird eventuell enttäuscht werden. Das die Scheibe eröffnende "Don’t Let It Show" kommt nämlich erst mal ziemlich gemächlich um die Ecke. Was allerdings nicht auf die falsche Fährte locken sollte, denn richtig stark mit einer positiv motivierenden Botschaft ist die Nummer allemal. Und der anschließende Titelsong zieht das Tempo dann ja auch erheblich an. Die sehr starke Gitarrenarbeit springt dem Hörer dabei sehr schnell ins Ohr. Bei "Channeling Spirits", einer Widmung der Band an viele (namentlich im Song genannte verstorbene) Musiker wird es erwartungsgemäß wieder etwas ruhiger. Letztlich sollte man auch nicht vergessen, dass die beiden Original-Mitglieder ihren siebzigsten Geburtstag bereits seit ein paar Jahren hinter sich haben.
Jim Mangrams Stimme hört man das Lebensalter zwar deutlich an, aber selbst wenn sie manchmal etwas ’seltsame' Wege geht (was vor vierzig Jahren aber auch nicht anders war), kommt sie immer noch verdammt gut. So zockt sich die Band durch ein zweifellos gelungenes Comeback-Album, das zwar den einen oder anderen Rocker mehr durchaus hätte vertragen können, dafür aber mit tonnenweise Feeling punktet. Textlich geht der Blick oft zurück in die Vergangenheit, da werden sich bereits in den Ewigen Jagdgründen befindliche Musiker gewürdigt und auch der ehemaligen Background-Sängerin der Band, Ruby Starr (die im Jahr 1995 verstarb und der Mangrum offensichtlich sehr nahe stand), wird hier mit "Ruby’s Heartbreaker" noch einmal ausführlich gedacht.
Was die Scheibe außerdem zu einer sehr guten macht, sind die wirklich starken Musiker, die neben Mangram und Reynolds aus dem spitzenmäßigen Lead-Gitarristen Randall X Rawlings, dem Bassisten Billy Little sowie dem Schlagzeuger Lonnie Hammer bestehen. Einen wahren Glücksgriff hat Black Oak Arkansas auch mit der Keyboarderin und Background-Sängerin Samantha Barnes-Seauphine gemacht. Jene bekommt bei "The Devil’s Daughter" auch einen Part am Lead-Gesang und glänzt mit bluesig-kratzigem und powervollem Südstaaten-Organ auf ganzer Linie. Zwei Mal wird das Gaspedal aber dann doch noch ganz kräftig durchgetreten. Und zwar macht zunächst "Do Undo Others" (mit einer Lead-Gitarren-Spur des ebenfalls bereits verstorbenen ehemaligen Bandmitglieds Shawn Lane) ganz mächtig Alarm und außerdem knallt das abschließende "Johnnie Won’t Be Good" nochmal gut zwischen die Lichter.
Wie gesagt, ein paar mehr Rocker hätten es zwar sein dürfen, ansonsten überzeugt "Underdog Heroes" von Black Oak Arkansas allerdings auf ganzer Linie.
Line-up Black Oak Arkansas:
Jim Dandy (washboard, guitars, lead vocals)
Rickie Lee Reynolds (6 & 12 string guitars, keyboards, bass, background vocals)
Samantha Barnes-Seauphine (keyboards, background vocals)
Randall X Rawlings (lead guitars)
Billy Little (bass)
Lonnie Hammer (drums)
With:
Johnnie Bolin (drums)
Vic Lukenbaugh (drums)
Chris Swenson
George Hughen (bass)
David Flexer (additional guitars)
Caleb Boyles
Hal McCormick (additional guitars)
Roger Darnell
Shawn Lane (guitar)
Tracklist "Underdog Heroes":
- Don’t Let It Show
- Underdog Heroes
- Channeling Spirits
- Ruby’s Heartbreaker
- The Wrong Side Of Midnight
- The Devil’s Daughter
- Arkansas Medicine Man
- Do Unto Others
- You Told Me You Loved Me
- Love 4 Rent
- The 12 Bar Blues
- Johnnie Won’t Be Good
Gesamtspielzeit: 66:45, Erscheinungsjahr: 2019
2 Kommentare
Armin
23. Juli 2019 um 17:29 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Hallo Markus,
da hast du "Back Thar N' Over Yonder" von 2013 vergessen. Hatte immerhin 5 neue Songs und 10 Outtakes aus den 70ern zu bieten.
Rebound dagegen war mehr oder weniger ein Bootleg, der von der Band und speziell Rickie Lee nicht autorisiert war.
Gruss Armin
Markus
25. Juli 2019 um 18:34 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Hi Armin,
du hast natürlich Recht, die "Back Thar n' Yonder" ist mir tatsächlich durch die Lappen gegangen. Vielen Dank für deinen Hinweis, wir sind für solche Anmerkungen immer dankbar. Denn schließlich ist nobody wirklich perfect. 🙂
Grüße,
Markus