Hm, ist das eine japanische Band? – werden sich manche fragen und auch mir ging es beim Betrachten des Covers so. Schließlich ist Yen die japanische Währung und rechts unten die Zeichen lassen ebenfalls an dieses Land denken. Was dort steht ist der CD-Titel "Satori" in Kanji-Schreibweise. 'Satori' ist das Hauptmotiv des Zen-Buddhismus, die Erkenntnis vom universellen Wesen, übersetzt bedeutet es 'Verstehen'.
Doch weit gefehlt, wir haben es hier mit dem Projekt des Österreichers Sebastian Lackner zu tun. Von ihm stammt alle Musik, er spielt alle Instrumente (nur für das Schlagzeug und Gesang hat er sich Unterstützung geholt) und er hat die Texte (teilweise zusammen mit Sänger Stefan) geschrieben. Auch beim Artwork waren beide beteiligt.
Black Yen gibt es seit 2018 und nach einer EP ("Lure") und einer Single "White Birch" ist "Satori" das Full Length-Debüt (Länge ist knapp eine Stunde). Von den sieben Songs haben lediglich vier Lyrics, was bedeutet, dass die Scheibe über weite Strecken instrumental ist. Musikalisch bewegt sie sich meistens in atmosphärischen Gefilden, wirkt dann verträumt bis meditativ oder soundtrackartig. Manche mögen dies in die Post Rock-Ecke oder Ambient einordnen. Doch dazu kommt noch ein Anteil Metal (vor allem bei den Songs mit Text).
So ist es beim Opener "Honey And Opium", die Reise beginnt so entspannt und entrückt, wie der Titel verspricht. Irgendwie mysteriös angehaucht, flirrend, schwebend. Dann drängen sich die Gitarren mehr in den Vordergrund und nach etwa vier Minuten wird es sogar etwas schwarzmetallisch (die Stimme ist leicht angegrowlt) und flotter bis sich postmetallisches durchsetzt, bevor es zum Ende wieder aggressiver wird.
"Retiring From The Sunset" (auch wieder mit Stimme) hingegeben schleppt sich vorwiegend doomig dahin. Dazwischen gibt es abgefahrene, abgehoben wirkende Momente. In der zweiten Hälfte wird es erneut postrockig.
"Path Of The Gey Mist" bewegt sich ebenfalls in letztgenannten Gefilden, kombiniert dies jedoch mit verträumten Melodien, schöne schwebend wirkende Harmonien. Ganz wenig Metal, keine Stimme, dafür erhabene Schönheit.
Diese drei Songs zeigen die unterschiedlichen Aspekte in der Klangwelt von Black Yen, teilweise mit ähnlichen Mitteln gemacht, jedoch mit unterschiedlichem emotionalem Ergebnis. Alle drei sind auf ihre Weise gut gelungen.
Im weiteren Verlauf von "Satori" werden die genannten Elemente immer wieder etwas anders kombiniert, eröffnen dadurch neue Facetten mit reizvollen Momenten in der Klangreise. Diese wirkt auf mich entspannend, zum darin abtauchen und einsinken lassen. Ein Ertrinken in Melancholie droht jedoch nie, denn vorher kommt dann wieder ein schnellerer Part / die metallische Seite zum Vorschein. Wobei das Ruhige / Instrumentale insgesamt einen höheren Anteil hat, dabei so gestaltet ist, dass es nie langweilig oder eintönig wird. Das Info spricht von »positiver Düsternis«, und ich kann nachvollziehen, was damit gemeint ist.
Mastermind Sebastian Lackner bezeichnet das Ganze als »Atmospheric Doom, durchsetzt mit Black Metal- und Post Rock-Elementen« – auch hier stimme ich zu und er trifft damit meinen Geschmack. Ich genieße die Klangreise, kann jedoch nachvollziehen, wenn andere damit weniger anfangen können. Das ist nichts für eilige und Hörer, die feste Strukturen brauchen, wer es fließend mag und offen für eine Bandbreite von (Black) Metal bis Ambient ist, kann sich hier faszinieren lassen, kann die Musik vielleicht auf tieferer Ebene 'Verstehen'.
Line-up Black Yen:
Sebastian Lackner (everything but drums and vocals)
Paul Färber (drums)
Stefan Rindler (vocals)
Tracklist "Satori":
- Honey And Opium (9:48)
- Retiring From The Sunset (9:51)
- Path Of The Grey Mist (4:04)
- Strangers Land (8:06)
- New Sight Unfolding (8:06)
- Overseas (6:54)
- False Flag (10:04)
Gesamtspielzeit: 56:54, Erscheinungsjahr: 2021
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