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Blackbird & Crow / Ailm – CD-Review

Entdeckt wurde das Duo Blackbird & Crow von Moya Brennan, die ein Teil der Folk Rock-Band Clannad ist.
Blackbird & Crow sind Maighread Grace sowie Stephen Doohan.
2017 veröffentlichte das irische Duo den Longplayer "Shock Shatter Convince".
Das von Tommy McLaughlin produzierte "Ailm" enthält fünfzehn Songs inklusive zwei Bonus Tracks ("Blackbird (Radio Edit)"/"Sweet Surrender (Radio Edit)").
»[…] Der musikalische Kosmos von Blackbird & Crow ist fast unendlich, er reicht von Soul, Blues, Alternative Rock, Americana bis hin zu irischer Folklore. […]«
Um diesen Genre-Spagat auszuführen, bleiben den beiden Musikern beachtliche sechsundsechzigundeinhalb Minuten Zeit.
Gegenüber dem Coverbild der vorliegenden Platte bewiesen Blackbird & Crow beim Vorgänger Mut, denn die Front der Album-Hülle zeigt sie hüllenlos. Die drei Worte des Titels bedecken bestimmte Körperpartien.
Vielleicht überträgt sich dieser Mumm ja auch auf die "Ailm"-Ausbeute.
Der Titel des Albums hat etwas mit der historischen irländischen Sprache zu tun. Sich damit zu beschäftigen, gehört allerdings zu einem anderen Feld.

Sowohl Maighread Grace als auch Stephen Doohan sind mit dem Blues verbunden.
Die Sängerin war Mitglied von The Beekeepers, freundete sich in ihrer Kindheit/Jugend mit der Musik von zum Beispiel Janis Joplin, Aretha Franklin oder Jim Morrison an.
Bei Stephen Doohan war es zunächst American Country. Später waren es Oasis und Stone Roses. Am Ende seiner Teenagerzeit kam als größter Einfluss Rory Gallagher dazu. Bei seiner Arbeit wird verwiesen auf Formationen wie Portabello beziehungsweise The Soul Seekers.
Zu ihrer Musik schreibt das Duo auf seiner Facebook-Website: »[..] Genres are problematic […]« oder wird mit »[…] Celtic folk blues with a punk attitude […]« dargestellt.

Eine verzerrte E-Gitarre mit leichtem Bottleneck-Sound sowie eine im Hintergrund agierende Bassdrum leiten "Harlot On Holy Hill" ein. Maighread Grace' eher gesprochener Text in irischer Auslegung lässt einen schon irgendwie erschauern. Eine relativ kurze Album-Eröffnung, aber nichtsdestotrotz gelungen.
Was folgt, geht schon etwas flotter zu Werke. In "The Witch That Could Not Burn" behält die Sängerin den irischen Einschlag bei und Stephen Doohan unterlegt das Stück mit einem schönen Groove. Aber Achtung! Maighread Grace intensiviert ihren Gesang, wird deutlich eindringlicher und schließlich wird diese Spannung zum vom Bottleneck befeuerten Rock im Blues-Gewand. Zum Schluss entspannt sich die Situation.
Maighread Grace singt. Zart kann sie den Hörer mit ihre Stimme umgarnen. Gitarren-Fantasien gießen verträumte Töne ins balladeske Ambiente. Wow! Diese Frau kann Emotionen transportieren!
Drei Songs, drei Treffer unterschiedlicher Art.

Aus den Informationen zur Scheibe geht hervor, dass sich die Texte von Maighread Grace mit »[…] Themen wie Sucht, Selbstmordgedanken, Misshandlungen, soziale Entfremdung, Ängsten sowie Geschichten über verlorene Seelen am Rande der Gesellschaft und die teilweise dunkle Seite keltischer Mythologien […]« beschäftigen.

Die Songs reflektieren allerdings nicht nur die dunkle Seite des Mondes.
"Blackbird", ein mit einer ausdrucksstarken instrumentalen Phase ausgestatteter Song, streift geschickt sogar fernöstliches Ambiente. Wie gehabt: Am Schluss rockt es wieder. Klasse!
Über ein anziehendes, balladesk-folkiges "Margaret The Martyr" kommen wir danach zu einem ähnlich spärlich instrumentierten Song namens "The Planter And The Runaway". Den Folk mit wenigen Mitteln zu einem derart ausdrucksstarken Genre anwachsen zu lassen, verdient großes Lob.

"Sweet Surrender" ist besonders, denn hier verzieren punktuell einfließende Pianotöne den Track. Außerdem überrascht das Stück mit Bläserklängen, die in einem tollen Saxofon-Solo münden. Dazu gleiten Stephen Doohans Slide-Sounds wehmütig dahin. Vor dem geistigen Auge zieht eine Trauerkapelle durch die Straße. Super!
"Mór Ríoghan" rockt abermals durch die Klosterkirche.
Der Text von "The Ways That I Can Make You Suffer" enthält fiese Fantasien zu denen hypnotische Sounds einen sphärischen Weg freigeben, in dem hier und da Saiten- sowie Percussion-Blitzlichter leuchten. Phasenweise laufen einem klaustrophobische Schauer über den Rücken.

Bei allem von Maighread Grace in ihren Texten beschriebenem Elend findet man doch durchaus freundliche Momente auf "Ailm".
Folk, ein wenig Blues und alternativ rockende Phasen verschmelzen bei Blackbird & Crow zu einer hörenswerten Einheit. Mit ihren Lyrics und ihrer Musik wagt das Duo etwas und kann punkten.


Line-up Blackbird & Crow:

Maighread Grace
Stephen Doohan

Tracklist "Ailm":

  1. Harlot On Holy Hill (1:20)
  2. The Witch That Could Not Be Burned (4:33)
  3. Princess Of The Ditch (3:45)
  4. Blackbird (4:48)
  5. Margaret The Martyr (3:51)
  6. The Planter And The Runaway (5:49)
  7. A Pox On You (3:58)
  8. Parting Rag (4:52)
  9. Sweet Surrender (5:23)
  10. Orphan’s Lament (4:33)
  11. Mo Chuisle (5:00)
  12. Mór Rioghain (5:09)
  13. The Way That I Can Make You Suffer (5:09)
  14. Blackbird (Radio Edit) [Bouns Track] (3:24)
  15. Sweet Surrender (Radio Edit) [Bonus Track] (3:48)

Gesamtspielzeit: 66:28, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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