Nach Gammy ist "Golgotha" das sechste Album der italienischen Band Bleeding Eyes.
Aus den Informationen zur vorliegenden Platte geht hervor, dass die »[…] influences are getting darker. Black on black. […]«
Außerdem haben die Songs eine »[…] tipically sludgy attitude […]«.
Das Album erschien bei Go Down Records als Gatefold-LP in schwarzem beziehungsweise grünem Vinyl.
Zum Design der Verpackung heißt es: »[…] The album artwork consists in pictures taken right after the passage of the devastating storm Vaia, that heavily damaged the band’s hometown surroundings. The desolation post Vaia matches perfectly with Golgotha’s magmatic darkness. […]«
Um der "Golgotha"-Musik auch von der Gestalung her Nachdruck zu verleihen »[…] the Bleeding Eyes has chosen the Lorenzo Ferraro’s photography. […]«
Hat der Hörer den knapp über zwölf Minuten heftig wirbelnden "In Principio"-Opener überstanden, will man zunächst gar nicht wissen, wie das Quintett im "Inferno"-Abschluss drauf ist.
Abgesehen von einem leicht sphärischen Intro, droht eine E-Gitarre bereits Bedrohliches an. Die Intensivierung dieser Phase dimmt das Licht in "In Principio" im Prinzip schon heftig. Die beiden E-Sechssaiter begeben sich immer tiefer in die riffigen Abgründe des Stoner Rock. Simone Tesser singt nicht. Er spricht in seiner Heimatsprache.
Nach zirka vier Minuten beginnt das durchaus groovende Heavy Psychedelic Rock-Inferno. Der Frontmann äußert sich nun in Growl-Form. Breaks geben Gelegenheit zu sehr kurzen Atempausen. Extrovertiert machen Jason Nealy sowie Nicola Anselmi fast gnadenlose Gitarren-Stimmung. Nur wer der italienischen Sprache mächtig ist, versteht hier, worum des geht. Jedenfalls ist Simone Tessers Stimme extrem ausdrucksstark.
"In Principio" ist ein infernalisches Happening der Emotionen. Zwischendrin gibt es dann doch noch eine luftige Phase, die von einem vehementen Gitarren-Alleingang überflügelt wird.
Kein anderer Track auf "Golgotha" erreicht die Länge des ersten Stücks.
Die weiteren drei Lieder der ersten Seite umrunden für sich gesehen die vier Minuten.
Endete der Platten-Starter mit einer Art kosmischem Rauschen, setzt sich dieses Szenario am Beginn von "Le Chiavi Del Pozzo" fort. Aus dem Tal der Depressionen steigen dunkle Riffs empor. Simone Tesser hält wohl immer noch nichts vom Singen. Er befindet sich auf einer Kanzel und predigt laut und emotionsgeladen. Das Echo seiner Worte scheint sich in der Kirche unwiderstehlich fortzusetzen. Das Stück ist unbarmherzig.
Auch "1418" transportiert die bereits erwähnten Attribute. Der Hörer ist echt gefordert und muss sich auf die extremen Sludge/Heavy Psychedelic Rock-Ausläufer einlassen.
Aus meiner Sicht bieten The Bleeding Eyes Musik für Anhänger der heftigen Art, die vielleicht neue Herausforderungen suchen.
"Del Pozzo Dell’Abisso" ist dann die Ausnahme der Heavy-Regel.
Geradezu luftig geben sich The Bleeding Eyes jetzt. So etwas wie schwebende Psychedelic erfüllt den Raum und eine E-Gitarre schlägt sogar verträumt-freundliche Töne an. Der Abschluss der ersten Platten-Seite zeigt in einem kleinen zeitlichen Ausschnitt die sanfte Seite des Quintetts.
Auch "Confesso" beruhigt die Gefühlslage des Hörers. Nach den infernalischen Ausflügen verursacht die ansteigende Dynamik keinen weiteren Schaden am strapazierten Nervenkostüm des Hörers.
"La Verità" ist halb Ballade, halb Stoner Rock und die Befürchtungen, die sich vom Songtitel "Inferno" her breit machten, werden dann doch irgendwie gedämpft.
The Bleeding Eyes stellen dem Hörer mit "Golgotha" echte Aufgaben.
Das Album ist ein erstklassig-bewegender Moment der grenzenlos-atemraubenden Emotionen.
Man bewegt sich am Tellerrand des Sludge/Heavy Psychedelic-/Stoner Rock und dieser Tonträger ist dann etwas für Genre-Spezialisten.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.
Line-up Bleeding Eyes:
Lorenzo Conte (drums, backing vocals)
Marco Dussin (bass)
Jason Nealy (guitars, backing vocals)
Nicola Anselmi (guitars)
Simone Tesser (vocals)
Tracklist "Golgotha":
Side A:
- In Principio
- Le Chiavi Del Pozzo
- 1418
- Del Pozzo Dell’Abisso
- Confesso (digital single track)
- La Verità
- Inferno
Gesamtspielzeit: 49:14, Erscheinungsjahr: 2020
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