«

»

Blondie / Pollinator – CD-Review

Blondie - Pollinator - CD-Review

Auf ihrem letzten Album "Ghosts Of Download" (die als Doppel-CD veröffentlicht wurde, wobei eine Scheibe eine 'Greatest Hits' Compilation war) hatte sich die New Yorker Band Blondie ziemlich weit in Richtung Electronic Sounds gewagt, was bei weitem nicht bei allen Fans gut ankam. Somit war also Umdenken angesagt und das im Mai 2017 erschienene Album "Pollinator" setzt dann glücklicherweise auch wieder auf einen rockigen, zeitweise pop-rockigen Band-Sound.

Die Geschichte der Band geht zurück bis ins Jahr 1974, als der Gitarrist Chris Stein und die Background-Sängerin Debbie Harry (die damals und bis ca. Mitte der Achtziger ein Paar waren) The Stilettos verließen, um eine neue Band zu gründen. So wurde Blondie geboren. Das gleichnamige Debütalbum, das im Dezember 1976 in den USA und ein knappes Jahr später in England veröffentlicht wurde, schien aber noch niemanden so richtig zu interessieren. Deutlich besser lief es bereits mit dem im Februar 1978 herausgebrachten Nachfolger "Plastic Letters" (inklusive des Single-Hits "Denis"), der ganze große Erfolg kam allerdings erst mit "Parallel Lines" (September 1978). Sage und schreibe sechs Songs (u. a. "Heart Of Glass", "Hanging On The Telephone" oder "Sunday Girl") wurden aus der Scheibe als Singles ausgekoppelt, von denen sich zumindest zwei ebenfalls massenhaft verkauften. Das Ganze ging auch noch ein paar weitere Jahre erfolgreich weiter, bis sich die Band im Sommer 1982 auflöste. 1997 kam es zur Reunion.

Aber langer Rede, kurzer Sinn: Hier soll es um die neue Scheibe "Pollinator" gehen. Wie bereits ausgeführt hat sich die Band wieder auf ihren alten Sound besonnen und somit klingt die neue Scheibe auch wieder unverkennbar nach Blondie. Debbie Harrys Gesang erkennt man ohne Probleme aus hunderten heraus und auch die poprockige, mit einigen Wave-Anleihen durchzogene Musik klingt wie gewohnt. Dabei aber nach wie vor frisch und voll auf der Höhe der Zeit. Harrys Stimme ist mit den Jahren etwas dunkler und rauer geworden, was ihr aber nichts von ihrer Stärke nimmt. Im Gegenteil, sie klingt heute sogar interessanter. Am Anfang von "Long Time" muss man wegen des wabernd-poppigen Sounds umgehend an den Mega-Hit "Heart Of Glass" denken, aber die Nummer entwickelt dann doch sehr schnell ein Eigenleben. Bezüglich der Eigenkompositionen hat sich die Band quantitativ nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert, denn gerade mal fünf der elf Tracks stammen aus den Federn von Debbie Harry (dreimal), Chris Stein (zweimal zusammen mit Harry) und dem Keyboarder Matt Katz-Bohen (zweimal). Stein hatte Anfang des Jahres in einem Interview zur Platte auch ganz offen zugegeben, dass die Ideen nicht unbedingt endlos gesprudelt seien.

Und dennoch ist das Unternehmen "Pollinator" durchaus gelungen, da Blondie es verstanden hat, auch das fremde Material komplett zu ihrem eigenen zu machen. Ausgerechnet die erste Single "Fun" landet in meiner persönlichen Bewertung jedoch auf dem letzten Platz. Der Refrain geht zwar gut ins Ohr, hört sich aber auf der anderen Seite auch zu gewollt und, um es mal auf den Punkt zu bringen, einfach nur trivial an. Ebenfalls nicht ganz so prickelnd kommen "Gravity" mit seinem effektverfremdeten Gesang sowie das etwas zu mechanisch bzw. programmiert klingende "Love Level". Dem entgegen stehen jedoch richtig gute Tracks in Form des Openers "Doom Or Destiny", "Already Naked", "When I Gave Up On You" oder das abschließende "Fragments" (sehr stark!). Dick auf der Habenseite verbucht werden können außerdem "My Monster", "Too Much" und auch "Best Day Ever".

Insgesamt gesehen ist Blondie mit "Pollinator" also ein durchaus gutes, wenn auch nicht perfektes Album gelungen. Aber wenn der interessierte Hörer sich in Erinnerung ruft, dass niemandem die Klassiker einfach mal eben so zufliegen und er sich an ein paar schwächeren Stücken nicht stört, dann wird er an an diesem Album ganz sicher seine Freude haben. Auf jeden Fall ist "Pollinator" eine gute und sehr gelungene Antwort auf das doch eher schwächelnde "Ghosts Of Download".


Line-up Blondie:

Debbie Harry (lead vocals)
Chris Stein (guitars)
Clem Burke (drums)
Matt Katz-Bohen (keyboards)
Leigh Foxx (bass)
Tommy Kessler (guitars)

With:
Nick Valensi (additional guitars)
Johnny Marr (additional guitars)

Tracklist "Pollinator":

  1. Doom Or Destiny
  2. Long Time
  3. Already Naked
  4. Fun
  5. My Monster
  6. Best Day Ever
  7. Gravity
  8. When I Gave Up On You
  9. Love Level
  10. Too Much
  11. Fragments

Gesamtspielzeit: 45:40, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
News
Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>