"Closure" (deutsch: Schließung) ist das Debütalbum von Blossom Cult überschrieben. Die Veröffentlichung der gleichnamigen CD und die Bandgründung fallen ins gleiche Jahr: 2020. Das mag zunächst verwundern. Allerdings sieht es schon ein wenig anders aus, wenn man in Betracht zieht, dass die beiden Initiatoren der Bandgründung, János Romualdo Krusenbaum (Gesang, Gitarre, Keyboard) und Max Krüger (Gitarre, Gesang), zuvor mehrere Jahre Seite an Seite gearbeitet haben.
Die Progressive-Rock-Band Seeking Raven machte in den sieben Jahren ihres Bestehens mehr Schlagzeilen durch Besetzungswechsel als durch musikalische Veröffentlichungen. Eigenartig mutet an, wenn man auf der Homepage von Blossom Cult zu lesen bekommt, dass das Abschiedskonzert von Seeking Raven im April 2019 so etwas wie ein Höhepunkt in der Bandgeschichte war.
Insofern muss man den Protagonisten von Blossom Cult unbedingt ein gutes Händchen bei der Personalauswal wünschen. Zum Start ihres neuen Bandprojektes haben János Romualdo Krusenbaum und Max Krüger ihre Kollegen Alexander Dachwitz (Bass, Gesang), Elias Bauer (Keyboards) und Rik Schindler (Schlagzeug) mit ins Boot genommen.
Stilistisch knüpfen die Akteure dort an, wo sie mit Seeking Raven aufgehört haben: Eine kraftvolle Mischung aus Progressive Metal und Rock. Die Stücke treffen tief ins Mark, sie verfehlen nicht ihre emotionale Wirkung. Das passt nur allzu gut zur Botschaft der Texte. Denn hier geht es handfest ans Eingemachte. Dabei sprechen sich die Musiker selbst eine Nähe zum Drama zu, weil ungehörter Zorn ihre Aktivitäten beeinflussen.
»Max und ich sind beide manchmal ziemlich verzweifelt und wütend und haben beschlossen, diese neue Band zu gründen, um mit all dem fertig zu werden«, wird János Romualdo Krusenbaum auf der bandeigenen Homepage zitiert. Wachsende Besorgnis über die Entwicklung der Gesellschaft mit all ihren existenziellen Ängsten und der Verzweiflung packen die Künstler nach eigenen Angaben in ihr Projekt. Hinzu komme, dass sich die Situation weltweit 2020 noch einmal radikal geändert habe – genau zu dem Zeitpunkt ihres Neuanfangs.»Die Covid-19-Krise zerstörte alle gut geplanten Zeitpläne für ein Live-Debüt und erste Tourneen gewaltsam und währenddessen erreichte die allgemeine Teilung der Gesellschaft unbekannte Dimensionen«, so Krusenbaum weiter.
Für ein Debüt klingt "Closure" erstaunlich professionell. Wie eingangs beschrieben, gilt als wichtiges Kriterium, dass die beiden Initiatoren länger zusammen arbeiten. In dem Album stecken wie in der Bandgründung etwa zwölf Monate Vorbereitungszeit. Man muss sich schon kräftig die Augen reiben, um zu begreifen, dass die acht Stücke eine Gesamtspielzeit von gerade einmal 27 Minuten ergeben. Abgesehen von den zwei Titeln, die als Intro und Outro gehandelt werden, gibt es beispielsweise Tracks von 4:33 oder 5:06 Minuten Länge. Am Ende bleibt es dennoch bei insgesamt 27 Minuten.
Die solide Produktion erinnert mich in Passagen zuweilen an die schwedische Rockband Ghost, die ich persönlich sehr schätze. Diesen Vergleich darf man getrost dem Satzgesang bei Blossom Cult zuschreiben. Die musikalischen Vorbilder sind breit gefächert. Stilistisch gibt Progressive Metal leicht den Ton an. Als musikalische Orientierungshilfe nennen die Männer aus dem Ruhrgebiet Pain Of Salvation, Leprous, Muse, The Beatles, Bring Me the Horizon, Ice Nine Kills und Steven Wilson.
Wohin künftig die Reise von Blossom Cult geht, kann man angesichts der Vorgeschichte zum jetzigen Zeitpunkt schwer beurteilen. Mit ihrem Erstling haben sie die Messlatte auf jeden Fall hoch gelegt. Messerscharfe Gitarrenriffs und die kreative Arbeit mit elektronischen Klangstrukturen, getragen von eingängigen Melodien, fallen überzeugend aus. Gitarre und Keyboard sind im Line-up jeweils doppelt vertreten.
Line-up Blossom Cult:
János Romualdo Krusenbaum (vocals, guitars, keyboards)
Max Krüger (guitars, backing vocals)
Alexander Dachwitz (bass, backing vocals)
Elias Bauer (keyboards)
Rik Schindler (drums)
Tracklist "Closure":
- Beginning Of The End (Intro)
- Atlas
- Burn
- My Sickness
- Burden
- Cotard Delusion
- Same Old Song
- Road To Home (Outro)
Gesamtspielzeit: 27:04, Erscheinungsjahr: 2020
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