Dieser Bericht wurde uns freundlicherweise von André Wittebroek, der auch aus dem Niederländischen übersetzt hat, zur Verfügung gestellt.
Die Blues Caravan ist seit 2005 ein jährlich zurückkehrendes Phänomen von Thomas Ruf (Ruf Records). Er war viele Jahre der Tourmanager vom Bluesgitarristen und Sänger Luther Allison. Mitte der Neunzigerjahre beschloss er, eine eigene Plattenfirma zu gründen, um eine bessere Promotion für Allison zu erreichen und alles in eigener Hand zu behalten. Und mit Erfolg. Nach Luthers Tod 1997 kam sein Sohn Bernard Allison auch zu Ruf Records und Ruf spezialisierte sich auf meist junge, neue, unbekannte Talente. So sind oder waren Joanne Shaw Taylor, Mike Zito, Layla Zoe, Samantha Fish, Dani Wilde, Devon Allman, Dana Fuchs, Aynsley Lister u.v.a. bei Ruf Records unter Vertrag. Thomas ist immer auf der Suche nach neuen Talenten. Eine gute Sache, wie z. B. auch Richard Hölscher vom Grolsch Blues Festival in Schöppingen. Diese Leute verdienen ein großes Kompliment.
Die Blues Caravan hat meistens drei Gitarristen, einen Bassisten und einen Schlagzeuger im Line-up. Von vielen Shows wird nachher eine DVD/CD unter dem Titel "Songs From The Road" veröffentlicht. 2009 wurde Luther Allisons beim Montreal Jazz Festival aufgenommene DVD/CD Songs From The Road veröffentlicht und bekam hervorragende Kritiken. Es war eines seiner letzten Alben. Einen Monat später, am 12. August, starb er an Krebs. Und jetzt, zwanzig Jahre später, gibt es diese Tour zum Gedenken an Luther. Sohn Bernard erwies seinem Vater an diesem Abend oft die Ehre…
Pünktlich 20:30 Uhr fing das Konzert an mit dem "Song Low Down Dirty", wobei alle fünf Bandmitglieder auf der Bühne standen. Die Gitarristen Bernard Allison, Mike Zito und die Kroatin Vanja Sky wurden vom hervorragenden Bassisten Roger Inniss und Schlagzeuger Mario Dawson ergänzt. In der Ankündigung erzählte Bernard, dass dies ein sehr spezieller Abend war, seinem Vater gewidmet wurde und dafür erntete er viel Beifall vom restlos ausverkauften Saal. "Low Down Dirty" rockte richtig ab und jeder Gitarrist bekam Zeit für sein Solo. Die Alleingänge wechselten immer hin und her und die Rhythmussektion goss ein heftiges Fundament mit einem wunderbaren Groove. Was für ein Opener!
Bernard sowie Mike verließen die Bühne und Vanja Sky spielte fünf Songs. Der funky Blues Rock "Do You Wanna Dance", das rockig gespielte "Crossroads Of Life" auf der Slidegitarre mit schönen Riffs, der Slow Blues "Married Man" mit Mike Zitos zurückhaltendem Gitarrenspiel waren einfach toll. Ihr letzter Song war das bekannte "Bad Penny" von Rory Gallagher, einem ihrer Vorbilder. Mit Bass und Drums fing diese Nummer überraschend funky an und ihre etwas rauchige, raue Stimme passte perfekt dazu. Vom Gesang her nicht zu glauben, dass sie erst dreiundzwanzig Jahre alt ist. Eine sehr positive Überraschung, diese Vanja Sky. Sie kam sehr gut beim Publikum an und nicht nur, weil sie die Looks hatte. Zwischendurch erzählte sie noch, dass sie in ihrem ganzen Leben zum ersten Mal überhaupt tourte.
Dann enterte Mike Zito die Bühne. Auch er spielte fünf Songs. Mike ist ein guter Bekannter vom Bluesmagazine, schon oft
besprochen und rezensiert. Ein sehr geschätzter Musiker in der Bluesszene. Er hatte eine klare Stimme und sein Gitarrenspiel war eckig, spritzig und im Dienste der Songs. Aber er konnte auch gewaltige Soli spielen, wie zu hören in "Wasted Time". Er begann allerdings mit dem Blues "One More Train", gefolgt von "Going To Texas", toll klagend gesungen mit herrlichem Solo am Ende. Im wunderschönen Slow Blues "Dirty Blond", mit tiefem, vollen Bassspiel von Roger Inniss kam Bernard wieder mit auf der Bühne.
Dann kam ein Hammond Orgel gleicher Sound. Ich hörte eine Hammond, aber sah keine. Als ich Bernards Gitarrenspiel genauer beobachte, wurde es klar. Er zauberte den Klang mit einem Gitarrensynthesizer aus seinem Pedalboard! Nie vorher hatte ich sowas erlebt und es kam noch mehr davon, aber später…
Die Spiellaune der Band war großartig, mann hatte Spaß, lächelte, redete miteinander und das Publikum ging voll mit. Sie suchten guten Kontakt und die Atmosphäre war toll, den ganzen Abend über. Die Slidegitarre brachte Mike in "Let’s Make Blues Not War" zum Einsatz, indem er die tieferen Töne spielte und das hörte sich ruhiger an, nicht so spritzig und klar. "Wasted Time" kam aus dem Heavy Blues mit entsprechenden Riffs und einem harten, tollen Solo endete der letzte Song des ersten Teils.
Nach der Pause war es Zeit für Bernard Allison. Als seinen ersten Song präsentierte er "In The Open". Ein starker Blues-Rocker mit hervorragendem Gitarrenspiel, gefolgt von "Roulet 88", ebenfalls einem Heavy Blues. Sein Gitarrensound klang voll, tief, dunkel und warm, eine Augenweide für die Ohren. Er spielte prachtvoll und ließ alles so einfach aussehen. Seine Stimme war auch ausgezeichnet. Bernard bewegte sich viel, lächelt, hatte Humor und viel Spaß. Ein Blues- und Show-Mann pur. Er genoss die Musik. An diesem Abend stand er am meisten im Mittelpunkt, es war auch der Abend seines Vaters….
Jimi Hendrix ist sein großes Vorbild und von ihm spielte er das bekannte "Voodoo Chile". Mitten drin lieferte er als Intermezzo "Testified" von Stevie Ray Vaughan. Schöne Arrangements! Er spielte bluesy, dann wieder rockig, auch funky, alles gab es in diesem Song. Roger und Mario gönnten ihren Instrumenten eine Pause und stellten sich neben Bernard. Sie klatschten und tanzten über die Bühne und das begeisterte Publikum ging voll mit. Minutenlang solierte er auf seiner Gitarre, wahnsinnig gut, aber für mich dauerte es etwas zu lange. Das Publikum war allerdings begeistert und dann war auch es ok. Er beendete sein Set mit dem Klassiker "Going Down" von Freddie King. Dieser Song hatte einen tollen funky Groove, für den die Rhythmusabteilung zuständig war. Hier passierte auch wieder etwas, was ich in fünfzig Jahren Konsertbesuche noch nie erlebt hatte. Bernard ließ seine Gitarre mit menschlichem Sound/menschlicher Sprache 'reden'! Sehr komisch und einfallsreich.
"Bad News Is Coming" war ein herrlicher Slow Blues mit einem jazzy Zwischenstück und Gesang von Mike Zito. Bernard begleitete gefühlvoll auf seiner Gitarre. In der Mitte des Songs ’sangen' sie ein Duell wobei sie beide miteinander auf ihren Gitarren im Frage-Antwort-Modus diskutierten. Wahnsinn!
Es wurde noch komischer als man zwei Leute aus dem Publikum ins Gespräch einbezog. Das Publikum reagierte enthusiastisch. Vanja kam für "Live Is A Bitch" auch wieder dazu. Hier überzeugten die drei Musiker mit einem wunderschönen Harmoniegesang. Der Song war ein funky Blues und jeder Gitarrist zeigte sein Können. Für die "Serious"-Zugabe befand sich natürlich wieder die gesamte Band auf der Bühne. Bernard kündigt diesen Song mit den Worten an, dass "Serious" der bekannteste Song seines Vaters ist und dass man diesen Abend mit dieser Nummer beenden würde. Ein emotionaler Moment! Ein wunderschöner Slow Blues, würdig und wunderbar gesungen von Sohn Bernard. Ganz zum Schluss dankte Bernard dem Publikum und endete mit »We all love you daddy.«
Schlusswort: Ein sehr denkwürdiger Abend mit herrlich abwechslungsreicher Musik, tollen Musikern und einem warmen, emotionalen Charakter.
Foto Credits: Jürgen Thiemann
Line-up Blues Caravan 2018:
Bernard Allison (vocals, guitar)
Mike Zito (vocals, guitar)
Vanja Sky (vocals, guitar)
Roger Inniss (bass)
Mario Dawson (drums)
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