Sieben ist eine Glückszahl.
Wer sich die Tracklist des CD/DVD-Doppelpacks "Blues Caravan 2019" anschaut, wird feststellen, dass die DVD – abgesehen von Thomas Rufs Ansage – sieben Lieder mehr enthält, als die CD, die über eine Gesamtspielzeit von gut siebzig Minuten verfügt.
Es hat ja schon Tradition, dass es zur Tour stets eine Live-Album-Veröffentlichung gibt.
So auch 2019 mit den Blues-Frauen Ina Forsman, Katarina Pejak sowie Ally Venable.
Die Akteurinnen greifen in ihrem Repertoire auch zurück auf ihre Alben Been Meaning To Tell You (Ina Forsman), Texas Honey (Ally Venable) und Roads That Cross (Katarina Pejak).
Die Rhythmus-Fraktion bildeten der viel beschäftigte Roger Inniss am Bass sowie Schlagzeuger Elijah Owings aus der Band von Ally Venable.
Für die Aufzeichnungen zu diesem Album traten die Künstler am 15.02.2019 im Café Hahn, Koblenz auf.
Es hat ja schon Tradition, dass die Konzert-Eröffnung von allen Beteiligten bestritten wird.
Nach der Ansage von Label-Chef Thomas Ruf hat man sich als Starter "They Say I’m Different" ausgesucht. Die Betty Davis-Nummer ergibt in den Händen der drei Musikerinnen eine stimmungsvolle Vorstellungsrunde, in der Ina Forsman sozusagen die moderierende Sängerin ist. Es gibt viele verschiedene Bezüge zu Größen der Musik-/Blues-Geschichte und vielleicht darf man das Nina Simone-Zitat in gewisser Weise als einen Wink ansehen, der auch in Richtung Jazz weist.
Mit Blick auf die vielen geschickt eingeflochtenen Zitate schließt sich dann zum Ende des Gigs so etwas wie ein thematischer Kreis, denn dann bedient das Damen-Trio die Coversong-Ecke.
Fünf Songs stehen bei den einzelnen Künstlerinnen auf dem Programm.
Katarina Pejak präsentiert sich in ihrer Eigenkomposition "She’s Coming After You" ziemlich relaxt und gleichzeitig jazzig. Ihr Solo mag man und dann mischt sich Ally Venable in ähnlicher Manier ein. Dieser Track ist definitiv der etwas andere Blues mit feinfühligem Tiefgang. Klasse!
Ein exzellenter Groove füttert die folgende balladeske Nummer "Roads That Cross" und nicht nur ihre Tastenläufe finden Gefallen, nein, auch die Stimme der Katarina Pejak ist anziehend. Über die gesamte Distanz dieses Konzertteils bewegen sich Ally Venable sowie Katarina Pejak auf Augenhöhe. Janis Joplins "Turtle Blues" wird im Blues geerdet und "Old Pain" bringt balladeske Momente zum Strahlen. Katarina Pejak erweist sich auch zwischen den Songs als klasse Unterhalterin.
Nach dem herrlich fließenden "Moonlight Rider" kommt es zu einem – im positiven Sinn – Bruch, denn nun steht Ally Venable im Spotlight.
Sie kündigt nicht nur den Blues Rock an, sondern lässt gleich mal Fünf gerade sein. Hammer! "Texas Honey" ist ein Riff-Monster und rockt den Staub von der Straße. Bei ihrem Auftritt darf man sich auf tolle Bottleneck-Einsätze freuen. Das a-cappella-Ende des Stücks zeigt, wie überzeugend ihre Stimme ist. Die Amerikanerin weiß, wie Blues Rock geht.
Bei ihrem 12-Takter verfügt der Groove über mehr Power, ist allerdings genauso anziehend wie bei Katarina Pejak. Ally Venable gibt ihren Blues vielschichtig zum Besten und begeistert so auf ihre Art. Mit der Keyboarderin in Begleitung geht es über ein feines "Broken" hin zum "Devil’s Son". Die Slide-Gitarre macht die Runde und dann geht der Ritt um das Höllenfeuer richtig ab. Klasse! Das Feeling wird in der Bessie Smith-Nummer noch getoppt. In gewisser Weise zeigt der Kontrast zwischen Katarina Pejak und Ally Venable, wie unterschiedlich der Blues gesehen und gespielt wird. Beide Varianten kommen sehr gut an.
Ina Forsman setzt bereits mit ihrem "All Good" besondere Maßstäbe.
Groove, Soul und Swing machen den Track zu einem Hinhörer. Überhaupt kommen die ausgewählten Songs von "Been Meaning To Tell You" sehr gut an. Diese Frau weiß, wie sie ihre Musik und sich in Szene setzt. Herrlich, wie sich Keyboarderin Katarina Pejak auf dieses Spiel einlässt. Schließlich spielt ihr dieser Ina Forsman-Stil irgendwie in die Karten.
Der relaxte Funk wirkt genauso anziehend wie Ina Forsmans vokalen Exkurse und Roger Inniss rundet das vorzügliche "Why You Gotta Be That Way" hervorragend ab. Über das in den Blues getunkte "Chains" produziert die hinreißende Ballade "Miss Mistreated" eine Gänsehaut nach der anderen. Dieses Stück ist Ina Forsmans Seelen-Balsam. Genial!
"Genius" bringt den Auftritt der Finnin zu einem feinen Ende.
Auf zum gemeinsamen Schluss des Konzerts.
Richtig bluesig wird es bei "Love Me Like A Man" mit aufgeteiltem Gesang und Handclap-Rhythmus. Ally Venable gibt dem Track den richtigen Bottleneck-Kick. "Sixteen Tons" wird aufwühlend rockend an die Zuschauer weitergegeben und Stevie Ray Vaughans "The House Is Rockin'" darf man eindeutig als Ally Venables Gitarren-Rock’n’Roll-Spielwiese bezeichnen.
"As The Years Go Passing By", das unter anderen von Gil Scott-Heron geschrieben wurde und hier in über neun Minuten präsentiert wird, honoriert das Publikum mit großem Beifall.
Auch dieser Blues Caravan-Doppeldecker überzeugt in Gänze.
Das Konzert wurde toll in Szene gesetzt und wenn bei der CD Pauler Acoustic für das Mastering zuständig war, dann hat man auch bei der CD seine Freude.
Line-up Blues Caravan 2019:
Ally Venable (vocals, guitar)
Ina Forsman (vocals)
Katarina Pejak (vocals, piano)
Roger Inniss (bass)
Elijah Owings (drums)
Tracklist "Blues Caravan 2019":
CD:
- They Say I’m Different
- She’s Coming After You
- Roads That Cross
- Turtle Blues
- Texas Honey
- Nowhere To Hide
- Broken
- All Good
- Miss Mistreated
- Genius
- Love Me Like A Man
- I’m A Good Woman
- Sixteen Tons
- The House Is Rockin'
DVD:
- Intro Tom
- They Say I’m Different
- She’s Coming After You
- Roads That Cross
- Turtle Blues
- Old Pain
- Moonlight Rider
- Texas Honey
- Nowhere To Hide
- Broken
- Devil’s Son
- Backwater Blues
- All Good
- Why You Gotta Be That Way
- Chains
- Miss Mistreated
- Genius
- Love Me Like A Man
- I’m A Good Woman
- Sixteen Tons
- The House Is Rockin'
- As The Years Go Passing By
Gesamtspielzeit: 70:27 (CD), 159:00 (DVD), Erscheinungsjahr: 2019
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