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Blues Caravan / Blues Caravan 2020 – CD/DVD-Review

Da haben Blues-Fans und Blues Caravan-Anhänger im Jahr 2020 ja noch einmal Glück gehabt.
»[…] Ein Virus machte eine weltweite Tourneeplanung zunichte, jedoch konnte kurz vor dem Lockdown am 18.02.2020 die Show im Hirsch in Nürnberg (Germany) aufgezeichnet werden. Hier kommen jetzt eure Stars vom Blues Caravan 2020 auf einer CD und DVD Live-Kombi. Live – Konzertfeeling für die Couch. […]«
Die Stars sind Whitney Shay, Jeremiah Johnson sowie Ryan Perry.
Der Rezensent befindet sich nicht auf dem Sofa, sondern im rollenden Schreibtischstuhl.
Was gibt es aus dem Informationsblatt über die Sängerin und die zwei Musiker zu lesen?
Whitney Shay meint: »[…] Wenn ich auftrete […] möchte ich, dass die Leute tanzen und aktiv werden. […] Wenn ich es schaffe, dass das Publikum mit einem Lächeln geht und das Gefühl hat, dass sie den Alltagsärger vergessen haben, dann habe ich meinen Job getan. […]«

Jeremiah Johnson sagt über sich: »[…] Ich stehe für Südstaaten-Bluesrock. […] Er ist in meinem Blut, meinem Herzen und in meiner Seele. […]«
Ryan Perry stellt fest: »[…] Meine Liveshows sind vollgepackt mit Leidenschaft und Gefühl, machen immer Spaß und sind enerhiegeladen – wie sie eben nur ein Bluesmann aus Mississippi abliefern kann. […]«
Die CD schöpft die zeitliche Kapazität voll aus.
Abgesehen von "Intro Tom" enthält die DVD elf Songs mehr.
Die DVD bietet wohl das komplette Programm und dann wollen wir uns ihr auch widmen.

Was man aus dem Canned Heat-Klassiker "Let’s Work Together" macht, hat Hand und Fuß. Die beiden Gitarristen machen phasenweise in Twin-Sounds und natürlich verteilt sich der Gesang auf alle drei Leute. Passt schon. Dann haut der Mann aus Mississippi sein fetziges Solo raus und danach macht es sich Ryan Perry ebenfalls auf seinem Niveau bequem. Klasse Opener, den man in dieser Form nicht so oft hört.

Das Drehbuch ist im Prinzip immer so, dass sich nach einem gemeinsamen ersten Track die Leute einzeln präsentieren.
Den Anfang macht Ryan Perry, der es sich natürlich nicht nehmen lässt, Songs aus seinem Album High Risk, Low Reward vorzustellen. Über den Funk im Zwölftakter gibt es auch Fetziges aus dem Blues Rock-Apartment. Als Highlight zeigt der Mann sein großes Können auch in der verlangsamten Variante. Der oft fuzzige Ton seines Arbeitsgerätes bringt zusätzliche Schärfe in den Vortrag.

An dieser Stelle ein ganz dickes Lob an Schlagzeugerin Amanda Dal und Bassist Roger Inniss. Beide Daumen hoch für weit über zwei Stunden auf der Bühne.

Mit "Stand Up!" gesellt sich Whitney Shay dazu.
Die rothaarige Sängerin hat eine zum Blues passende Stimme. Zeitweise streuselt sie Reibeisen auf die Stimmbänder. Außerdem steckt sie  – wie man sehen kann – voller Energie. Ihre Eigenkompositionen kommen gut an. "Love’s Creeping Up On You" ist Blues mit Retro-Riffs und etwas Southern-Feeling. Amanda Dals Alleingang ist – wie so oft bei Drum-Soli – infizierend und Roger Inniss steht zwar etwas im hinteren Bereich der Bühne, aber doch im Spotlight.

Whitney Shay rockt und Ryan Perry soliert sich die Seele aus dem Körper. Wow! Die kurze a cappella-Einlage als Einleitung des Medleys hat es in sich. Songs von Son House sowie Freddie King sind die Schreiber des zwei-Song-Potpourris. Das Publikum ist mittlerweile auch auf Betriebstemperatur. Kein Wunder bei der Blues-Frische auf der Bühne. Die Frage nach einem Slow Blues der Sängerin ist berechtigt. Die Antwort gibt sie auf beeindruckende Weise mit "A Woman Rules The World".
"Far Apart (Still Close)" mag man, weil Ryan Perry sowie Whitney Shay ein Duett singen und in "Get Down With It" bringt die Combo das Rock’n’Roll-Karussell ordentlich in Schwung. Die Rhythmus-Abteilung und der famose Gitarrist sind der Motor dafür.

Dann ist es abermals Zeit für Jeremiah Johnson, der auch mit seiner Kopfbedeckung verdeutlicht, dass er für die Southern-Variante im Blues steht.
Herrlich, wie er mit "Long Way Home" die langsame Version des verträumten Zwölftakters zelebriert. Klasse! Nach einer ganzen Reihe von abwechslungsreichen Songs aus eigener Feder kommt es aus meiner Sicht zu einem langen Showdown, der von Coversongs geprägt ist.

Diese sechs Stücke lange Strecke wird von Jeremiah Johnson mit der Booker T. Jones-Nummer "Born Under A Bad Sign", die wir natürlich besonders gut von Albert King kennen, eröffnet. Hammer, dieser Gitarrist wächst förmlich über sich hinaus. Toll!
Die gesamte Combo ist wieder beisammen und nun fließt eine Portion "Good Man Good Woman"-Soul ins Konzert. Bob Dylans verhaltenes "Gotta Serve Somebody" ist die Startrampe für einen sehr gelungenen musikalischen "Cherry Red Wine"-Gruß an Luther Allison.
Modern kommt der Blues Caravan-Rock’n’Roll rüber, wenn man sich bei "Old Time Rock’n’Roll" die Kante gibt. Die im Trio servierte a cappella-Einlage ist super. Das funkige "Shakey Ground" passt so schön ans Ende eines Konzerts, das verdeutlicht, wie unterschiedlich der Blues in den Händen verschiedener Musiker ist.

Die Blues-Fans können froh sein, dass Corona später zugeschlagen hat.
So kommen wir in den Genuss, einen überzeugenden Blues Caravan 2020-Gig erleben zu dürfen.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-up Blues Caravan 2020:

Whitney Shay (vocals)
Jeremiah Johnson (vocals, guitar)
Ryan Perry (vocals, guitar)
Roger Inniss (bass)
Amanda Dal (drums)

Tracklist "Blues Caravan 2020":

CD:

  1. Let’s Work Together
  2. Ain’t Afraid To Eat Alone
  3. Evil Is Going On
  4. High Risk, Low Reward
  5. Stand Up!
  6. Love’s Creeping Up On You
  7. A Woman Rules The World
  8. White Lightning
  9. Blues In Her Eyes
  10. Showdown
  11. Good Man Good Woman
  12. Gotta Serve Somebody
  13. Cherry Red Wine
  14. Old Time Rock’N’Roll

DVD:

  1. Intro Tom
  2. Let’s Work Together
  3. Homesick
  4. Ain’t Afraid To Eat Alone
  5. Oh No
  6. Evil Is Going On
  7. High Risk, Low Reward
  8. Stand Up!
  9. Love’s Creeping Up On You
  10. P.S. It’s Not About You
  11. Medley – Grinning In Your Face/Baby Please Set A Date
  12. A Woman Rules The World
  13. Far Apart (Still Close)
  14. Get Down With It
  15. White Lightning
  16. Long Way Home
  17. Ecstasy
  18. Blues In Her Eyes
  19. Showdown
  20. American Steel
  21. Born Under A Bad Sign
  22. Good Man Good Woman
  23. Gotta Serve Sombody
  24. Cherry Red Wine
  25. Old Time Rock’N’Roll
  26. Shakey Ground

Gesamtspielzeit: 78:11 (CD), zirka 139:40 (DVD), Erscheinungsjahr: 2021

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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Mail: joachim(at)rocktimes.de

1 Kommentar

  1. Günter Lotz

    Konnte sie am 13.2.2020 live erleben. Der obige Bericht passt!

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