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Brother Grimm / On Flatland, On Sand – Digital-Review

Brother Grimms "On Flatland, On Sand" ist das dritte Album des Eigenbrötlers und Querdenkers Dennis Grimm.
"King For A Day Cool For A Lifetime" (2016) sowie "Home Today, Gone Tomorrow" (2018) waren die Brother Grimm-Vorläufer.
Auf "On Flatland, On Sand" wirken Coogans Bluff-Schlagzeuger Charlie Paschen, Bassist Tenboi Levinson von Hodja sowie Posaunist Mats Hyhne mit.
Acht Kompositionen kommen auf den Hörer zu. Dabei darf man das abschließende "Chicories And Crown Antlers" als eine Art Zeitsauger bezeichnen, denn diese Nummer erstreckt sich auf sage und schreibe etwas über neun Minuten.
Selbst mit seinen fast acht Minuten Spielzeit hinkt da "Open Doors, No Stars" etwas hinterher.
Generell ist der Berliner Dennis Grimm kein Kind von Freundlichkeit. Bei seiner "On Flatland, On Sand"-Offerte ist das Coverbild fast schon das bunteste Merkmal der Platte.
Das Cover gefällt. Dennis Grimm bedankt sich bei »[…] Tom Phelan for your incredible artwork, Jón Einar Hjartarson for bringing it to paper […]«

Was vorwärts aufgenommen wurde, spielt sich in "The Ocean" rückwärts ab.
Was super ankommt, sind die herrlichen Bassklänge, die einen in ihren Bann ziehen. Dennis Grimm kann hier mit seiner melancholischer Stimme punkten, auch wenn man »[…] under the sea there ain’t no waves, there ain’t no sounds, there ain’t no lights […]« durchaus anders sehen kann. Fiktionen passen zu diesem ersten Stück, in dem sich zum Ende hin immer mehr Harmonie entwickelt. Auch wenn der Künstler bezüglich seiner Musik deutliche Worte wählt (»[…] Albträume in Fuckmoll […]« oder »[…] Verwischter Geisterhausblues und grimmige Oden an Verblichene. […]«), kann man den Opener als zugänglich bezeichnen.

Brother Grimm ist laut, angriffslustig, sperrig und fernab vom Mainstream.
Den Begriff Mainstream zu benutzen, wäre schon eine Beleidigung.
Nein, Brother Grimm ist so weit vom Mainstream entfernt, wie der Mond von der Erde.
Brother Grimm und Mainstream schließen sich kategorisch aus.
Dennis Grimm hat eine sehr individuelle Sichtweise auf die Umsetzung seiner textlichen Fantasien. Rau, ungeschliffen, den Hörer an seinen Nervenenden kitzeln, ihn fordern.
Brother Grimms Klanglandschaften sind schroff, messerscharfe Diamanten, Laserstrahlen wollen einem die Initialen des Künstlers in die Seele brennen. Wenn man es überhaupt so weit kommen lässt.

Wer ihn noch nicht hat, könnte bei manchen Liedern den Blues bekommen.
Brother Grimm hat ihn. "Open Doors, No Stars" hat den Blues der anfänglich steinigen Art.
Nach eineinhalb Minuten verabschiedet sich der infernalische Beginn und das Lied wird neu geladen. Fast schon sanft geht es weiter. Ja, was haben wir denn jetzt an Brother Grimm-Beschallung. Darf man von eingängig sprechen? Kann Dennis Grimm auch anders? Ja, er kann. Hypnotische Gitarren-Riffs fügen sich zwischen Schlagzeug und einem Sechssaiter-Exkurs, der verdammt nach Bottleneck-Sound klingt. Abermals verschwinden die genüsslichen Klänge, nur um sich ein letztes Mal aufzubauen, aufzubäumen. Laut, lauter! Der "Open Doors, No Stars"-Blues bahnt sich seinen dramatischen Weg durch das Schlüsselloch des Zwölftakters. Highlight!

Stellen wir uns einen berstenden Luftballon vor.
So explosiv kommt "Who’s Calling" auf einen zu, so als kenne Dennis Grimm kein Morgen. Man wird von dieser Nummer förmlich überrollt.

Beim Titeltrack "On Flatland, On Sand" begibt sich Brother Grimm auf anderes Terrain. In seiner Sanftheit steckt Melancholie.
Verträumt wickelt er einen um seinen balladesken Finger. Sphärisch schwebt das Stück über dem Boden und "Get Up" ist die Serenade zur untergehenden Sonne.
Was dann folgt, hat besonderen Stil.
Mit "Chicories And Crown Antlers" lässt sich Dennis Grimm ins Daunenbett des Ambiente fallen. Anfänglicher Sprechgesang ist seine Ausdrucksstärke. Himmlisch, wie sich die Posaune bemerkbar macht. Auch der Hörer lässt sich von dieser Stimmung anstecken. Allerdings bleibt im Hinterkopf stets das Gefühl, als könne hier noch die Dramaturgie des Dramatischen zuschlagen. Ob oder ob nicht lässt der Rezensent offen.

Brother Grimms "On Flatland, On Sand" ist eruptiv und kann zart wie Schokolade im Mund ganz langsam schmelzen.
Einerseits ist Brother Grimm grimmig, andererseits gelassen-harmoniebedürftig.


Line-up Brother Grimm:

Dennis Grimm (vocals, guitar, synthesizer)
Tenboi Levinson (bass, backing vocals)
Charlie Paschen (drums)
Mads Hyhne (trombone)
Justin Moses Gunn (calimba – #8)

Tracklist "On Flatland, On Sand":

  1. The Ocean
  2. The Smell Of Cheap Perfume
  3. Broken Glass
  4. Open Doors, No Stars
  5. Who’s Calling
  6. On Flatland, On Sand
  7. Get Up
  8. Chicories And Crown Antlers

Gesamtspielzeit: 43:25, Erscheinungsjahr: 2019

 

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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