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Brother Hawk / The Clear Lake – CD-Review

Brother Hawk - "The Clear Lake" - CD-Review

Vor fast genau zwei Jahren durften wir euch bereits das Debütalbum der in Atlanta, Georgia ansässigen Band Brother Hawk vorstellen. Und das war – wenn auch noch kein Straßenfeger – alles andere als von schlechten Eltern. Seither war die Band sehr viel unterwegs und hat bereits auch die deutschen Bühnen getestet. Der Rest der letzten 24 Monate ging dann wahrscheinlich für das Komponieren, Proben und Einspielen der Nachfolgescheibe "The Clear Lake" drauf, die mir jetzt vorliegt. Einen Wechsel am Schlagzeug hat es gegeben, denn der gute J.C. Bartlebaugh ist offensichtlich nicht mehr an Bord und wurde von Allan Carson abgelöst. Stilistisch ist sich die Combo jedoch absolut treu geblieben und hat mittlerweile wohl endgültig ihren eigenen Sound gefunden. Dies macht sich schon alleine am Frontmann, Sänger und Gitarristen J.B. Brisendine fest, dessen Gesang sich sehr prägnant irgendwo in der Schnittmenge von Steve Perry (mehr) und Stevie Winwood (weniger) präsentiert.

Was bereits beim ersten Durchlauf sofort auffällt, ist sowohl der gerade erwähnte und schon beim Opener für spitze Ohren sorgende sehr eigene Gesang sowie das einhundertprozentige Keith Richards-Gedächtnis-Riff bei dem sich umgehend anschließenden "Keep Your Fingers Crossed". Mal ganz davon abgesehen, dass sowas einem alten Stones-Fan natürlich immer ein genüssliches Lächeln auf die Lippen zaubert, kommt die Nummer auch insgesamt richtig geil, inklusive des verruchten Honky Tonk-Pianos von Nick Johns-Cooper. "White Oak" stellt so etwas wie eine Power-Ballade dar, die jedoch auf jeglichen Schmalz verzichtet, ja sogar auf das so übliche Strickmuster. Brother Hawk geht damit seinen ganz eigenen Weg in Richtung Sehnsucht und Trauer, der trotz aller Emotionalität sehr powervoll von den Musikern dargestellt wird. Der Tastenmann zeigt sich hier durch großflächige Orgel-Klänge sehr variabel, was dem Gesamt-Sound sehr zu Gute kommt.

Dass der Frontmann nicht nur ein sehr guter Sänger, sondern auch überaus talentierter Gitarrist ist, lässt er unter anderem bereits bei dem Opener aufblitzen. Die Soli auf den sechs Saiten erregen immer wieder ein Aufhören und zustimmendes Nicken. Zumindest beim Rezensenten ist das so und die geradezu explodierende Gitarre im letzten Teil von "The Black Dog" wird ganz sicher noch viele weitere Hunde hinter dem Ofen hervor locken. Ebenfalls richtig stark kommt die Pedal Steel vom Gast Charlie Starr bei "Good As Gold", die das Stück gekonnt veredelt. Die Akustiknummer des Albums ist der Titeltrack, der mit lediglich einer Akustik-Gitarre und dem Gesang auskommt, ohne auch nur eine Sekunde lang die Spannung vermissen zu lassen. Bereits auf dem Debütalbum von Brother Hawk war es so, dass das Gaspedal selten mal tiefer runter gedrückt wurde und so ist es bei den meisten Stücken dieses zweiten Werkes ebenfalls. Dennoch vermisst man nichts, da sich die jeweiligen Titel immer spannungsgeladen und interessant gestalten.

Nun ist "The Clear Lake" zwar auch noch nicht der ultimative Überflieger geworden, im Fazit aber dennoch sehr positiv zu bewerten. Gegenüber der Debütscheibe hat die Band auf jeden Fall einen drauf gesetzt und wenn sie diesen Weg so konsequent weiter geht, dann ist von Brother Hawk auf jeden Fall noch viel zu erwarten. J.B. Brisendines Stimme mag die Southern- und Roots Rock-Fanschaft eventuell spalten, aber was man ihr nicht absprechen kann, ist ein hohes Maß an Individualität und Ausdrucksstärke. Mein Daumen geht jedenfalls deutlich nach oben und als Anspieltipps schmeiß ich jetzt einfach mal meine persönlichen Favoriten "Quittin' Time", "Keep Your Fingers Crossed", The Black Oak" und auch "West Ashville Sea" in den Raum.


Line-up Brother Hawk:

J.B. Brisendine (guitars, lead vocals)
Nick Johns-Cooper (keyboards, background vocals)
James Fedigan (bass)
Allan Carson (drums)
Joe Brisendine Sr. (harmonica)

With:

Charlie Starr (pedal steel – #3)

Tracklist "The Clear Lake":

  1. Quittin' Time
  2. Keep Your Fingers Crossed
  3. Good As Gold
  4. White Oak
  5. The Clear Lake
  6. The Black Dog
  7. West Asheville Sea
  8. Weight
  9. Force Of Will

Gesamtspielzeit: 58:16, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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