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Bruce Dickinson / Konzertbericht, 24.06.2024, "The Mandrake Project"-Tour, Mannheim, Zeltfestival Rhein-Neckar

Bruce Dickinson Zeltfestival Rhein-Neckar 2024

Nachdem uns das aktuelle Werk The Mandrake Projekt von Bruce Dickinson  sehr gut gefallen hat, haben wir uns über die Ankündigung einer Europa-Tour gefreut. Einerseits, weil er viele klasse Songs auf seinen Solo-Scheiben hat und wir diese bisher nicht live erleben durften, andererseits ist es schon mal etwas anderes, den Iron Maiden-Frontmann nicht in großen Hallen oder im Stadion zu erleben, sondern im kleineren Rahmen. (Andrea)

Da muss ich aber schon mal massiv Einspruch einlegen, die Scheiben, die die englische Sirene solo veröffentlicht hat, und das schmerzt den alten Maiden-Fan hier an der Tastatur doch sehr, sind ALLE durch die Bank besser als die Platten seit "Fear Of The Dark", seiner Stammband. Und ja, Bruce liefert ab und hat sein Publikum von Anfang an im Griff, auch hier in Mannheim. (Jens)

Bruce Dickinson- The Mandrake Projekt im Zeltfestival Rhein-Neckar 2024

Bruce Dickinson – The Mandrake Projekt im Zeltfestival Rhein-Neckar 2024

Einer der Termine war beim Zeltfestival Rhein-Neckar in Mannheim. Auch das klang reizvoll als Veranstaltungsort/-art. Da wird auf der Maimarktwiese ein riesiges Zelt aufgebaut, für 3500 Personen, anwesend waren etwa 3000 vielleicht 3100 – also noch angenehm Platz. Andere Locations der Tour hatten etwas weniger Kapazität und waren daher ausverkauft. Das Zelt schützt vor Sonne und Regen, aber die Wärme staute sich trotz der sieben Eingänge. Der einzige (kleine) Nachteil: Um die Konstruktion des Palastzeltes zu tragen, sind Stützpfosten nötig, die dann die Sicht auf die Bühne stören.
Sound war (für ein Zelt) sehr gut. Draußen waren zusätzliche vier Bier/Softdrink-Stände, ein Weinstand und (theoretisch) vier Essenstände (der 'Sexy Taco' war jedoch nicht geöffnet) – dazwischen Bierzeltgarnituren – das war gemütlich und hatte Festivalatmosphäre.

Die Preise waren moderat, z.B. 4 Euro für ein Bier – von der Eichbaum Brauerei in Mannheim, also lokale Qualität. Auch der (bewachte offizielle) Parkplatz für 6 Euro und die Essenspreise waren noch im Rahmen, da wird anderswo mehr aufgerufen.
Lediglich die Bandshirts für 45 Euro waren unverschämt, daher haben wir darauf verzichtet. Aber das hat mit dem Festival an sich nichts zu tun. Insgesamt war dieses entspannt und angenehm. Gerne wieder – wenn interessante Bands kommen. (Andrea)

Na, ob das jetzt moderate Bierpreise sind, sei mal dahingestellt. Schön, dass es mehrere Zapfstationen gab. Allerdings zeigte sich das Personal nicht gerade von seiner professionellen Seite, denn wenn der Stand, an dem ich mein Blondes Helles erwerben wollte, um 19:45 Uhr schon nicht mehr in der Lage war zu liefern zeugt das nicht von Professionalität. Oder um es mal so zu sagen: Ich zieh nicht ohne Munition in die Schlacht.
Und ja, 45 Europadollar für ’n lausiges Shirt sind ’n tritt in die Weichteile der Fans. Obwohl noch genug verkauft wurden. Leute geht’s noch? Kauft den Scheiß doch nicht für sooo viel Geld. (Jens)

Dominum - ZRN Mannheim 2024

Dominum – ZRN Mannheim 2024

Als Support waren die uns bisher unbekannten Dominum dabei, laut mehrfacher Ansage handelt es sich dabei um Zombie Metal aus Nürnberg. Klingt härter als es ist, die Musik bewegt sich zwischen Hard Rock, Rock, Horror Rock (durch die Optik und Texte), ich würde sie grob Richtung Lordi einordnen.

Dominum fingen um 19 Uhr an und hatten 30 Minuten, fünf Songs, inklusive einer Scorpions-Coverversion ("Rock You Like A Hurricane", vom 40 Jahre alten Album "Love At First Sting" – da waren die selbst ernannten Zombie-Metaller vermutlich noch gar nicht geboren).  Am besten gefiel mir das letzte Stück "We All Taste The Same". Dennoch machten sie ordentlich Stimmung und es waren wohl einige Fans anwesend. Was von der Band kommentiert wurde mit »hier sind mindestens 40 Grad mehr als draußen, schön, dass ihr trotzdem mit uns hier drin bleibt«. Dominum bekamen guten Sound und durften auch Hintergrundanimationen einsetzen – was nicht immer bei Vorgruppen der Fall ist. (Andrea)

Dominum waren nicht schlecht und haben sogar stellenweise Spaß gemacht. Immerhin besser als irgendwelche Blagen aus dem Maiden-Umkreis, die bisher, außer dass Papa bei den Jungfrauen zockt, nichts vorzuweisen haben musikalisch und daher absolut immer enttäuschen. (Jens)

Bruce Dickinson Mannheim 2024

Bruce Dickinson Mannheim 2024

Nach einer recht langen Pause fing Bruce Dickinson um kurz nach 20 Uhr an (nach zwei Intros) und spielte 90 Minuten. Drei Songs vom aktuellen Album, drei von "The Chemical Wedding" und weitere seiner anderen Solo-Scheiben.
Er ist auch im kleinen Rahmen ein guter Entertainer mit denselben Gesten wie bei Iron Maiden und der Fähigkeit, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Außerdem zeigte er Humor – in der Ansage zu "Faith" bezeichnete er dies als seinen George Michael-Song, bei "Rain On The Graves" beschrieb er erst die Szenerie und meinte dann, es würde regnen, da in England. Bei letzterem lief auf der Leinwand im Hintergrund das gelungene Video, auch sonst gab es häufiger visuelle Untermalung, insbesondere bei Stücken von "The Mandrake Projekt".

Bruce Dickinson ist nicht nur Sänger, sondern auch Geschichtenerzähler mit eigenen Konzepten, (stellenweisen okkulten) Lyrics und Bezügen zu Literatur (beispielsweise William Blake, den er erwähnte). Bei ihm gibt es viel Kommunikation mit den Fans, dadurch wirkte er vor allem hier im kleinen Rahmen nahbar. Trotzdem fiel auf, dass er häufig in den hinteren Bereich der Bühne ging und sich die Nase reinigte, was zu Spekulationen zu seinem Gesundheitszustand führte. Das Ganze schien ihm nicht so leicht zu fallen, natürlich lieferte er dennoch ab und enttäuschte in keinem Moment. Eine gute Stütze war dabei seine Begleitband, zusammengestellt aus Musikern (darunter eine Musikerin, nämlich Tanya O' Callaghan, Bassistin mit wilden Haaren und ebenso wild an ihrem Instrument) aus verschiedenen Ländern. Diese sorgten instrumental dafür, dass es zu keinen Lücken kam, wenn Bruce sich zurückzog, dann durften sie ihre Stärken ausspielen und auch mal ein kleines Solo einlegen.
Die Zeit verging recht flott und um halb zehn war bereits Schluss – draußen war es aufgrund der Jahreszeit noch hell. Wir verließen das Zelt mit dem Gefühl, ein zwar nicht übermäßig langes, jedoch intensives und gelungenes Konzert erlebt zu haben.

Bruce Dickinson - Hands up in Mannheim 2024

Bruce Dickinson – Hands up in Mannheim 2024

Die Highlights des Abends waren aus meiner Sicht (und nicht nur aus meiner, andere bestätigten die Ansicht) das melancholische "Tears Of The Dragon" von der "Balls To Picasso" und "Afterglow Of Ragnarok", der Opener und erste Single aus "The Mandrake Projekt", das einerseits recht harte Stellen (und fiese Stimme) aufweist, andererseits mit wundervollen Melodien, die hängen bleiben, überzeugt bei den Zeilen:
»I crossed the shining seas / Eyes of creatures follow me /
Moonlight guides us on a steady course /Afterglow of Ragnarok /
Becomes the shadow of the dawn / From the night the sun will rise again, again«

Mit diesen Stück beweist Bruce Dickinson einmal mehr sein Talent als Songschreiber, mit "The Mandrake Project" hat er eine starke Scheibe veröffentlicht und auf der Tour – für uns in Mannheim – gezeigt, dass er live immer noch überzeugen kann – auch im kleineren Rahmen mit seiner Solo-Band. Hoffentlich bleibt er uns noch einige Zeit in dieser Form erhalten. In diesem Sinne – Up The Irons. (Andrea)

Stimmt, die neunzig Minuten gingen wie im Flug vorbei. Dass Bruce oft zwischendurch Atempausen brauchte, bekommt man halt bei seiner Stammformation nicht so mit, da geht er halt hinter die Bühne. Mich hat Bruce definitiv wieder abgeholt. So darf es die nächsten Jahre gerne bleiben. (Jens)

Bildnachweis für alle Bilder des Events: © 2024 | Jens Groh | RockTimes


Bruce Dickinson apokalyptisch in Mannheim 2024

Bruce Dickinson apokalyptisch in Mannheim 2024

Setlist Bruce Dickinson:

  • The Invaders – Intro
  • Toltec 7 Arrival – Intro
  • Accident Of Birth
  • Abduction
  • Laughing In The Hiding Bush
  • Afterglow Of Ragnarok
  • Faith
  • Chemical Wedding
  • Tears Of The Dragon
  • Resurrection Men
  • Rain On The Graves
  • Frankenstein (The Edgar Winter Group Cover)
  • The Alchemist
  • Darkside Of Aquarius
  • Navigate The Seas Of The Sun
  • The Tower
  • Fanlight Fanny (George Formby Song) – Outro

 

Über den Autor

Die Horgs (Konzertteam)

Gemeinsame (Konzert-)Reviews von Andrea und Jens

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