Der Albumtitel "Elsewhere" lässt nicht unbedingt darauf schließen, dass es sich bei dieser vier Songs enthaltenden Scheibe um ein Live-Dokument, »[…] aufgenommen vor 60 Fans im proppenvollen Aufnahmesaal der Mönchengladbacher NoWatts-Studios […]« handelt.
Ein Blick auf die Tracklist reicht, um festzustellen, dass zwei Songs von Meanwhile stammen.
Die Byggesett Orchestra-Besetzung mit Georg Sehrbrock, Peter Körfer, Markus Türk sowie Andre Hasselmann erweitert sich in "Reverse" um Charles Hill an der Gitarre und bei "Wetschewell" ist DJ AndyMacht an den Turntables mit von der Partie.
Für die Aufnahmen war Charles Hill zuständig.
Gemixt wurde von Peter Körfer und Georg Sehrbrock im Rumpus Sound, Mönchengladbach.
Die beiden Musiker haben das Album auch produziert.
Aus einem entspannten Ambiente, bei dem der »[…] studierte Jazztrompeter […]« Markus Türk deutliche Song-Akzente setzt, entwickelt sich innerhalb der ausladenden Spielzeit von fast achtzehn Minuten ein rockiges Szenario. Jedem wird im Laufe der Nummer klar, wo Markus Türk (unter anderem auch Family 5, Marla Glenn, Mouse On Mars) seine musikalischen Wurzeln hat. Tranceartig vermehren sich die elektronischen Variationen. Besondere Aufmerksamkeit erzeugen die Digeridoo-Sounds. Im Jam Band-Modus erweitern Charles Hills Gitarren-Fantasien den Gesamteindruck und schließlich ist es Schlagzeuger Andre Hasselmann, der die Nummer auf ein Space Rock-Niveau anhebt. Hier greift der Sechssaiter-Mann dann höchst energisch ins Geschehen ein. Klasse Session! Beifall ist nicht zu hören.
"Wetschewell" ist eine Angelegenheit des musikalischen Geschmacks.
AndyMacht an den Turntables wirkt mit. Doch zunächst verzaubert uns Trompeter Markus Türk abermals mit seinem schier unerschöpflichen Jazz-Improvisations-Vorrat zum relaxten Stimmungsbild der Keyboards sowie Electronics. Dann setzen – zirka nach fünfeinhalb Minuten – AndyMachts Plattenteller-Aktivitäten ein, unterlegt von verführerischen Klavierklängen, die sich in hypnotischer Art fortsetzen. Deutlich kontrastieren sie die Samples und bieten so einen klasse Gegenpol. Hier sind wir eben an dem Punkt der Geschmackssache. Aus der Physik wissen wir, dass sich gegensätzliche Pole anziehen. Begibt sich der Track dann auf die Tanzfläche, passen die AndyMacht-Sound-Erzeugnisse besser in den Jam-Kontext der Nummer. Mit seinem Tanz der Trompete ist Markus Türk abermals ein Hinhörer. Beifall ist nicht zu hören.
Nach der Tanzorgie muss man dem Körper eine Pause gönnen.
So kommt das kürzeste Stück gerade richtig. Die fast acht Minuten "Wild Birch" sind wunderschön melodiös dahin fließende Musik im ausgeprägten Ambiente-Stil. Zu den sphärischen Keyboard-/Electronics-Sounds gesellt sich wieder einmal Markus Türks wohl mit einem Dämpfer gespielte Trompete. Herrlich! Doch Obacht! Das Byggesett Orchestra reißt einen unvermittelt aus den Tagträumen. Explosionsartig wechselt die Stimmung schneller, als ein Chamäleon seine Farbe. Ohne vom Sonnenlicht angestrahlt zu werden, zelebriert das Quartett am Ende die dunkle Seite des Space Rock. Nur für ein Blitzlicht glättet sich die dramatische Situation wieder. Beifall ist nicht zu hören.
Vom kürzesten zum letzten, längsten Lied der Platte.
Zwanzigeinhalb Minuten bringt "P.42-1" auf die Uhr. »[…] A piece is with us for a very long time and has to be played at almost every show. […]«
Es ist der Byggesett Orchestra-Klassiker vom Album "Byggesett Orchestra" (2013).
Diese Session beginnt ziemlich entspannt. Interessant-vertrackte Rhythmen wandern durch die beiden Lautsprecherkanäle hin und her. Darüber wabern Klang-Teppiche der ganz feinen Art. Dieses relaxte Ambiente findet seinen Ausdruck im cool gespielten Jazz, zu dem Markus Türk wieder einen wunderschönen Beitrag liefert. Bemerkenswert geschickt steigert die Combo die Dynamik und schließlich wird die Entspanntheit der Nummer von einer durchdringenden Intensität abgelöst. Gen Himmel rockend baut das letzte Stück der Scheibe eine Art Sound-Wand der freien Improvisation auf. Toll!
Wie bereits angegeben, wurden die vier Songs ja vor sechzig Fans aufgenommen. Deren Beifall hört man – aus meiner Sicht – leider nur nach "P.42-1".
Das Byggesett Orchestra beherrscht die Mixtur der Stile auf beeindruckende Art und Weise.
"Elsewhere" wartet mit vielen Überraschungen auf.
Nach "Meanwhile" wird auch "Elsewhere" empfohlen.
Line-up Byggesett Orchestra:
Georg Sehrbrock (piano, keyboards, electronics)
Peter Körfer (elecronics, 4-string baritone guitar, electric bass)
Markus Türk (trumpet, electric bass, digeridoo)
Andre Hasselmann (drums)
Guests:
Charles Hill (additional guitar – #1)
AndyMacht (turntables – #2)
Tracklist "Elsewhere":
- Reverse (17:51)
- Wetschewell (18:20)
- Wild Birch (7:54)
- P.42-1 (20:32)
Gesamtspielzeit: 64:32, Erscheinungsjahr: 2019
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