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Cajun Roosters / Hell Yeah! – CD-Review

Cajun Roosters - "Hell Yeah!" - CD-Review

Die mittlerweile international besetzte Band Cajun Roosters hat ihre Ursprünge in der deutschen Band Cajun Pioneers, die 1998 gegründet wurde und bis 2003 immerhin drei Alben veröffentlichte. Nach dem Tod des Gründungsmitglieds Luitger Fräger im Jahr 2005 formten die verbliebenen Musiker Michael Bentele (Bass), Hartmut Hegewald (Fiddle, Mandoline, Waschbrett) sowie Klaus Warler an der Gitarre (allerdings ohne den Schlagzeuger Olaf Markewitz, der 2007 verstarb) die Cajun Roosters. Sechs weitere Alben, viele Konzerte und einige Auszeichnungen später verkörpern heute das letzte verbliebene Original-Mitglied Michael Bentele, der Belgier David Buyle, die Schottin Hazel Scott, der Franzose Antoine Fève sowie der Engländer Chris Hall die aktuellen Band-Farben. Dem Verfasser liegt nun mit "Hell Yeah!" das nach wie vor aktuelle Studioalbum dieses Quintetts aus dem Jahr 2013 vor, das inklusive einer Dopplung über insgesamt 13 Tracks verfügt.

Und da ich oben schon von Farben schrieb, so kann ich gleich hinterher schieben, dass diese Scheibe ein ganz wunderbar buntes Potpourrie der Emotionen, der Freude, der Trauer und des Feierns ist. Wie im Cajun und Zydeco üblich, nimmt das Akkordeon eine dominante und sehr wichtige Rolle ein, setzt geradezu die Stimmungen und Launen der jeweiligen Nummern und ist von dem Akkordeon der deutschen Volksmusik ungefähr so weit entfernt, wie Shane MacGowan von einem Glas Multivitamin-Saft. Das macht mächtig Spaß, geht sofort in die Beine und hebt umgehend die Laune. Sehr viel Abwechslung ist alleine schon deshalb im Spiel, da mit Hazel Scott, Chris Hall sowie David Buyle gleich drei Sänger am Start sind, die zwar jeweils ihren eigenen Ton bzw. ihren eigenen Stil haben, dennoch aber sehr gut zusammen passen. Bezüglich der einzelnen Tracks musste ich staunen, dass sich unter den Stücken tatsächlich lediglich zwei Eigenkompositionen (eine von David Buyle und eine von Hazel Scott/Chris Hall) befinden.

Gelitten hat die Platte darunter nicht und um gleich mal bei den bandeigenen Titeln zu bleiben, sticht unter anderem der Song "Nightcrawler" (von dem es am Schluss auch noch einen 'Nightcrazy Remix' gibt) heraus. Das Akkordeon hält sich hier weiter im Hintergrund und die Akustik-Gitarre sowie vor allem die Vocals von Hazel Scott übernehmen das Ruder. Der gute Gesang und die eingängige Melodie weisen hier sogar eine ausgesprochene Radio-Tauglichkeit auf. Bei David Buyles "Donnez Moi" steht natürlich die Fiddle im Vordergrund, während die gute Hazel seine Lead Vocals mit ihren Harmonies unterstützt. Die Überraschung in der Tracklist ist die Chuck Berry-Nummer "Brown Eyed Handsome Man", die hier mal ganz ordentlich in die Cajun-Mangel genommen wurde und dennoch ganz hervorragend funktioniert. Da dürften sogar die Mundwinkel des Zeit seines Lebens sehr launigen und selbstherrlichen Berry deutlich nach oben gegangen sein, hätte er die Version der Cajun Roosters gehört. Wer weiß, vielleicht hat er das ja sogar…

"Hell Yeah!" ist ein richtig starkes Album geworden und das nicht nur, weil die darauf enthaltene Musik so emotional, mitreißend und abwechslungsreich ausgefallen ist, sondern vor allem auch deshalb, weil sich die Band den Cajun und Zydeco verinnerlicht und einverleibt hat, statt nach einer sturen theoretischen Formel vorzugehen. Und diesen Unterschied kann man ganz deutlich heraus hören. Die Cajun Roosters sind authentisch, spielen diese Musik so authentisch wie sie nur können und sind verdammt gut dabei. Live auf der Bühne wird es dabei wahrscheinlich sogar nochmal eine Spur lebendiger zugehen und "Hell Yeah!" macht geradezu mordsmäßig Lust, dieses Quintett mal live on stage zu erleben. Wer erst mal reinhören bzw. anchecken will, dem seien meine Anspieltipps "Chère Bébé", "Nightcrawler", "I Wanna Do Bad Things With You", "That Was Your Mother" oder auch "Church Point Breakdown" ans Herz gelegt.

Ganz sicher ein dicker Tipp für alle, die mit Cajun und Zydeco bisher noch nicht so viel am Hut hatten, gerne aber mal über den eigenen Tellerrand hinaus schauen und sich von guter Musik überzeugen lassen.


Line-up Cajun Roosters:

David Buyle (fiddles, guitars, vocals)
Michael Bentele (bass)
Hazel Scott (guitars, vocals)
Chris Hall (accordions, vocals)
Antoine Fève (drums)

Tracklist "Hell Yeah!":

  1. Chère Bébé
  2. That Was Your Mother
  3. Donnez-Moi
  4. French Blues
  5. Valse De Balfa
  6. I Wanna Do Bad Things With You
  7. Quand J’étais Pauvre
  8. Nightcrawler
  9. Belle Louisiane
  10. Brown Eyed Handsome Man
  11. Lovebridge Waltz
  12. Church Point Breakdown
  13. Nightcrawler (nightcrazy remix)

Gesamtspielzeit: 48:31, Erscheinungsjahr: 2013

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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