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Canned Heat / Live At Rockpalast 1998 – CD & DVD-Review

Canned Heat - "Live At Rockpalast 1998" - CD & DVD-Review

Mit Canned Heat gastierte im Jahr 1998 eine wahre Legende im WDR-Rockpalast. Mit lediglich sehr kurzen Unterbrechungen existiert die seit jeher von sehr vielen menschlichen Tragödien und Todesfällen innerhalb des Line-ups geplagte Band seit dem Jahr 1965. Die einzig wirkliche Konstante seither ist der Schlagzeuger Fito De La Parra, der seit dem zweiten Album "Boogie With Canned Heat" (1968) mit an Bord ist und spätestens Ende der siebziger Jahre das damals deutlich schlingernde Band-Ruder übernahm. Ende der Neunziger und somit auch bei diesem Auftritt bestand das restliche Line-up aus dem Original-Mitglied Larry Taylor (der vom Bass zur Gitarre gewechselt hatte), dem Bassisten Greg Kage sowie dem Gitarristen und Sänger Robert Lucas. Dieser – hier auf CD sowie DVD veröffentlichte – Auftritt fand am 13. April 1998 in der Biskuithalle in Bonn statt und kommt mit sehr gutem Sound und Bild durch die Boxen und den Flimmerkasten gerollt.

Im Programm bzw. der Tracklist hatte die Band wie erwartet sowohl ihre bekanntesten Stücke wie etwa "On The Road Again", "Let’s Work Together", "Amphetamine Annie" oder "Goin' Up The Country", als auch weitere Stücke wie die beiden Robert Lucas-Nummern "See These Tears" und "Iron Horse". Obendrein weitere Überraschungen, aber eins nach dem anderen. Nach dem eröffnenden "Stranger" (mit cooler Slide-Gitarre) geht es in den immer wieder frischen "Bullfrog Blues". Das Publikum ist von Anfang an mit dabei und wird dann sehr früh schon von "On The Road Again" (mit De La Parra am Gesang) überrascht. Die sehr hohe (da den Vocals von Alan Wilson nachempfundene) Stimmlage steht im Gegensatz zu dem kraftvollen und unglaublich souligen Gesang von Robert Lucas. Mit dem gerade erwähnten Frontmann hatte die Band sowieso einen richtig guten Fang gemacht, was unter anderem die Lucas-Komposition "Iron Horse" unterstreicht, die ein absoluter Favorit des Rezensenten bezüglich dieses Konzerts ist.

Larry Taylor hat mit "Don’t Know Where She Went (She Split)" einen seiner seltenen Gesangs-Auftritte. Und apropos Larry Taylor: Wie die Canned Heat-Fans wissen, hat der Mann ja auch auf einigen Alben von Tom Waits den Bass gespielt, was dem Verfasser dieser Zeilen die gelungene Überraschung bescherte, dass die Band an diesem Abend die Waits-Nummer "Till The Money Runs Out" (aus dessen Album "Heartattack And Vine", 1980) brachte, gesungen vom Bassisten Greg Kage. Klasse Sache, die dann umgehend vom bereits erwähnten "Iron Horse" gekontert wurde. Der einzige 'Ausreißer' ist mit "Boogie Music" ein Song, der den Rezensenten eher gespalten zurück lässt. Selbstverständlich ist mit "Woodstock Boogie" auch wieder ein Longtrack-Boogie mit am Start und als Zugabe wurde der bereits früh in der Bandgeschichte entstandene Anti-Drogen-Song "Amphetamine Annie" gebracht. »Hätte die Band doch nur ihre eigene Warnung beherzigt!« heißt es auf dem Promo-Zettel und da kann man eigentlich überhaupt nicht deutlicher zustimmen. Es ist natürlich rein spekulativ, aber was hätte diese Band noch für Großtaten sorgen können, hätte sie (bzw. eine Vielzahl der ehemaligen Bandmitglieder) sich nicht so dermaßen exzessiv viel zu vielen ungesunden Substanzen hingegeben … oder besser gesagt 'ergeben'? Die Anzahl der frühen Todesfälle spricht Bände.

Und wenn wir gerade dabei sind: Robert Lucas verließ Canned Heat nicht sehr lange nach diesem Konzert, um einige Jahre später – aber auch wieder nur für einen überschaubaren Zeitraum – zurückzukehren. 2008 erlag er im Alter von 46 Jahren einer Überdosis.

Aber um auf die positiven Dinge zurück zu kommen sei gesagt, dass "Live At Rockpalasst 1998" ein richtig starkes Konzert einer legendären Band repräsentiert. Sound und Bild sind sehr gut und die enthaltene Musik sowieso. Fans der Band und Freunde dieses Musik-Genres oder der sechziger und siebziger Jahre können bedenkenlos zugreifen. Satisfaction guaranteed!


Line-up Canned Heat:

Robert Lucas (slide guitar, blues harp – #6,9, lead vocals)
Larry Taylor (lead & rhythm guitar, lead vocals – #4)
Greg Kage (bass, background vocals, lead vocals – #8)
Fito De La Parra (drums, lead vocals – #3,6)

With:
Rick Young (drums – #3,6)

Tracklist "Live At Rockpalast 1998" CD & DVD:

  1. Stranger
  2. Bullfrog Blues
  3. On The Road Again
  4. Don’t Know Where She Went (She Split)
  5. See These Tears
  6. Goin' Up The Country
  7. Boogie Music
  8. Till The Money Runs Out
  9. Iron Horse
  10. One Kind Favor
  11. Let’s Work Together
  12. Woodstock Boogie
  13. Amphetamine Annie

Gesamtspielzeit: 76:11 (CD), 79:00 (DVD), Erscheinungsjahr: 2022 (1998)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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