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Cap On. / Be Better Than Jeff – CD-Review

Cap On. / Be Better Than Jeff – CD-Review

Eigentlich ist sie schon lange vorbei, die Zeit des Funk. Die Zeit, als das Tanzen in den Tempeln für Muskelzuwachs in Arsch und Becken durch Truppen wie James Brown, Johnny Guitar Watson, Kool & The Gang, Funkadelic, Earth, Wind And Fire, Commodores, Brass Construction, Parliament und so weiter sorgte. Zur Beckenbodengymnastik gehen? Kindergeburtstag!

Nun, ganz so verschwunden ist der Funk natürlich nicht. Oft paart er sich mit Rock oder Jazz und schimmert immer mal wieder auch bei Musik durch, bei der man ihn nicht erwartet. Oder bei Bands, bzw. Musikern, wie z. B. bei den Protagonisten vorliegender EP. Die sieben Musiker kommen aus Bayern und sind recht jung. Junge Funker aus Bayern also…

Seit 2014 sind Cap On. unterwegs und seit ungefähr einem Jahr in der aktuellen Besetzung. Die musikalischen Präferenzen der sieben Musiker nennen u. a. den guten Henrik oder die Red Hot Chilli Peppers. Ähnlichkeiten, besonders was die Gitarrenarbeit angeht, finden sich spotweise im Opener "Individuality". Ansonsten geht es natürlich mehr in Richtung Party-Funk. Und man spürt bei jeder Note, dass Cap On. die Säle brodeln lassen kann und das auch tut.

Dank Gebläse zieht auch hier und da (z. B. "Dance") diese gewisse jazzige Quirligkeit in die Kompositionen, die übrigens nicht von schlechten Eltern sind. Die Jungs und Mädels haben die Altvorderen anscheinend gut studiert. Sie mischen die bekannten Säulen des Funk, also dominante Bassarbeit sowie brodelnde Rhythmusarbeit am Sechssaiter, mit modernen Tunes, wie ganz leichten Hip Hop und frischen Düften.

Sie haben aber stets den Grund-Funk im Ohr und den Händen, mit denen die Musiker ohne Fehl und Tadel ihr Instrumentarium bedienen. Auch die beiden Vokalisten haben ihre Stimmbänder im Griff und wirken zu keiner Zeit überfordert. Eine Nummer verlässt die arschbetonte Tanzrhythmik: " Night Train To Amsterdam". Dieser Titel offenbart aber ein weiteres Pfund der Truppe, geilen Soul und R&B nämlich. Dezenter Instrumenteneinsatz mit schöner 'dirty Gitarre' und einem Gesang von Christina, den man gerne tagsüber im Radio hören würde, anstelle der üblichen R&B-Trällerelsen. Ein schöner und krönender Abschluss der EP.

Cap On. bieten schnörkellosen Pop Funk auf hohem Niveau und sind handwerklich sowie kompositorisch auf der sicheren Seite. Nun wird es darauf ankommen, ob sie diesen Weg beibehalten, denn einerseits haben sie das Rüstzeug auch brutalen Funk zu zelebrieren, andererseits sind sie aber auch so gut an Instrument und Stimme, dass der sicherlich lukrativere Weg hin zu mehr Pop auch eine Option ist.

Schaun mer mal, wie der Bayer so sagt.


Line-up Cap On.:

Matthias Franze (vocals)
Christina Mini (vocals)
Michael Ott (sax)
Simone Wagner (guitar)
Maximilian Mumme (keys)
Holger Hetschka (bass)
Alexander Wagner (drums)

Tracklist "Be Better Than Jeff":

  1. Individuality
  2. Dance
  3. Fast Lane
  4. Summer Feelings
  5. Certain Grin
  6. Night Train To Amsterdam

Gesamtspielzeit:23:50, Erscheinungsjahr 2018

Über den Autor

Ulli Heiser

Hauptgenres: Mittlerweile alles, was mich anspricht
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