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Captain Ivory / No Vacancy – CD-Review

CD-Review-Captain Ivory-No Vacancy

Okay, die Jungs von Captain Ivory scheinen gerne Namensspielchen zu treiben. Nannte sich der Frontmann auf dem von unserem Jochen hochgelobten Debüt noch Jason Trevor, so heißt er jetzt Jayson Travor. Der zweite Gitarrist hat seinen Vornamen mal eben von Bobbie auf Robbie geändert und – Achtung, diesmal gibt es einen tatsächlichen Wechsel – der neue Schlagzeuger Seth Maschari hat mittlerweile seinen Vorgänger Justin Leiter ersetzt. Das Erstwerk ist mir zwar nicht bekannt, aber nach Jochens Expertise kann ich auch für "No Vacancy" Hörspaß auf der ganzen Linie bescheinigen.

Die Mitglieder stammen aus Detroit und Nashville, wobei sich die beiden Gründer Steve Zwilling und Robbie Bolog ursprünglich in Rom kennenlernten. Tja, die Welt ist klein und so leicht überwindbar kontinentale Strecken mittlerweile geworden sind, so einfach kann einer Band auch die Verschmelzung mehrerer musikalischer Genres von der Hand gehen. Falls sie gut ist und die jeweiligen Stile durch und durch im Blut hat, wohlgemerkt. Diese Voraussetzung bei Captain Ivory anzuzweifeln, wird dem interessierten Hörer bei dieser Scheibe aber kaum in den Sinn kommen. Zu gut gelungen ist dieser Mix aus bretternd-rockigen Detroit-Gitarren, dem Blues und Soul des Südens sowie einer leichten, aber durchaus spürbaren Dosis Country.

Und obwohl wir es hier zweifelsfrei mit einem Rockalbum zu tun haben, ist auch der Blues nicht von der Hand zu weisen. Vielmehr ist er fest verankert, wenn auch nicht als Zwölftakter oder in seiner pursten Form. Über all dem liegt dann die sowohl kraftvoll rockige als auch ungeheuer soulige Stimme von Jayson Traver, die diesen neun Tracks sozusagen die Krone aufsetzt. Wir haben es hier durchweg mit Eigenkompositionen zu tun und auch die Produktion lag offensichtlich in der Verantwortung der Band. Aufgenommen in zwei Studios in Nashville und Indianapolis standen als helfende Hände lediglich zwei Toningenieure sowie die Gastsängerin Kelley Milligan (die u. a. beim Titelsong einen ganz starken Job abliefert) zur Verfügung.

Ein paar Einflüsse sind aber dennoch nicht wegzuhören, Inspirationen, die überraschenderweise aber von britischen Musikern kommen. So erinnert der erzählende Part in "Skinning The Hand" unwahrscheinlich an die schottische Legende Alex Harvey, etwa zu Zeiten von "The Impossible Dream" und "Tomorrow Belongs To Me". Und ganz ehrlich: Die Gesangsmelodie von "Cascades Of Spain" erinnert in den Strophen doch ganz deutlich an die Beatles, genauer gesagt an deren "Norwegian Wood". Ist aber in beiden Fällen gar kein großes Ding, denn die Jungs von Captain Ivory kriegen trotzdem jedesmal wieder die Kurve, biegen die Tracks spätestens in den Refrains wieder in die richtige Richtung und es bleibt zu keiner Zeit ein fader Beigeschmack übrig.

Dann haben wir aber ja auch noch die restlichen sieben Tracks, die – immer interessant – zwischen melancholischer Grundstimmung und optimistischer Freude vor sich hin rocken und rollen. Ob das fantastische Titelstück, der bereits Aufmerksamkeit auf sich ziehende Opener "Broken Light", das zu Anfang mit akustischer Gitarre gebrachte "Never Mine" (das auch mit einem Killer-Refrain auftrumpfen kann), das sphärische (ja, sogar ein kleiner Tick Psychedelic ist mit dabei) "Come Down" oder die feinen Piano-Klänge in "Paper Towns", die nach der ersten Strophe wieder von einem rockenden Gitarren-Lick abgelöst werden. Ein Track scheint den nächsten zu schlagen.

Sehr cool ist vor allem, dass "No Vacancy" mit jedem Durchlauf zu wachsen scheint. Stück für Stück brennt sich dieses Werk in den Ohren fest und wie auch schon mein Vorgänger kann ich es eigentlich gar nicht erwarten, diese Combo mal live auf einer Bühne sehen zu dürfen. Wer neben soviel Rock, Blues und Soul auch noch eine Nummer wie "Epitaph" als Rausschmeißer auf der Pfanne hat, der kann eigentlich gar nicht viel falsch machen.


Line-up Captain Ivory:

Jayson Traver (guitars, lead vocals)
Robbie Bolog (guitars, lap steel)
Brett Smith (bass)
Seth Maschari (drums, vibes)
Steve Zwilling (piano, organ)

With:
Kelley Milligan (harmony vocals)

Tracklist "No Vacancy":

  1. Broken Light
  2. No Vacancy
  3. Skinning The Hand
  4. Cascades Of Spain
  5. Paper Towns
  6. Hello Love Goodbye Fear
  7. Never Mine
  8. Come Down
  9. Epitaph

Gesamtspielzeit: 46:37, Erscheinungsjahr: 2016

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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