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Carly Simon / Live At Grand Central – CD-Review

Carly Simon - "Live At Grand Central" - CD-Review

Mit Carly Simon ist das so eine Sache, denn obwohl sie viele Musik- und vor allem Rock-Fans nicht unbedingt auf dem Plan haben, so kennt sie eigentlich doch fast jeder. Zumindest wenn man nicht lebenslang mit tauben Ohren durch die Radiolandschaft getaumelt ist. Die Amerikanerin kann auf so einige Hits in ihrer Karriere zurück blicken, aber zumindest Stücke wie etwa "You’re So Vain" oder "Coming Around Again" sollte jeder schon einmal gehört haben. Film-Fans dürften die gute Carly bezüglich des Titel- bzw. Themesongs ("Nobody Does It Better") aus dem James Bond-Streifen "Der Spion, der mich liebte" und von vielen weiteren Soundtracks kennen. Manchen ist sie auch lediglich als ehemalige Partnerin von James Taylor bekannt. Aber wie dem auch sei, die Musikerin hatte Mitte der neunziger Jahre nach einer Bühnenpause von strammen 14 Jahren wieder große Lust, auf die Bretter zu steigen. Und das sollte mit einem echten Paukenschlag geschehen.

Die Grand Central Station in New York City war zumindest damals der größte Bahnhof der Welt und genau hier wurde, dazu unangekündigt, an einem ganz ’normalen' Tag die Bühne für das Live-Comeback der Songwriterin aufgebaut. Im Angebot hatte Miss Simon für dieses Konzert viele Tracks ihres damals aktuellen Studioalbums ("Letters Never Sent", 1994), aber selbstverständlich auch viele ihrer großen Hits. Eröffnet wird der Reigen mit dem bereits beeindruckenden "Touched By The Sun", das umgehend durch den selbstbewussten Gesang sowie das sehr gelungene Songwriting überzeugt. Mit "Anticipation" geht es dann zurück ins Jahr 1971, gebracht lediglich mit Akustik-Gitarre und Gesang, bevor der Rest der Band beim Refrain ebenfalls einsteigt. Spätestens wenn man diese Nummer hört weiß man, dass einem auch dieses Lied zumindest irgendwann im Leben bereits über den Weg gelaufen ist. Simons Gesang ist wie bereits erwähnt selbstbewusst, kommt anerkennenderweise aber auch sehr ehrlich und echt rüber. Denn auch wenn dieser immer sehr vom jeweiligen Gefühl geprägt ist, kommt er nicht immer ’schön'. Aber genau das macht Live-Auftritte aus und zumindest für den Rezensenten war in der Musik das Feeling immer schon wichtiger, als die Perfektion. Also alles in Ordnung.

Mit dem Kris Kristofferson-Song "I’ve Got To Have You" (ebenfalls aus ihrem zweiten Album "Anticipation", 1971) geht es klassisch weiter, bevor wieder einige neuere Nummern am Zug sind. "Legend In Your Own Time" soll von Simon laut mehrerer Internet-Quellen über Cat Stevens geschrieben worden sein, während die Komponistin – darauf angesprochen – selbst einmal sagte, dass sie dabei ihren (damals) zukünftigen Ehemann James Taylor im Hinterkopf hatte. Davon abgesehen handelt es sich ebenfalls um einen starken Track, wenn vielleicht auch nicht ganz so überzeugend, wie die bereits genannten. Carly Simon ist durchaus kommunikativ und kommt bei ihren Interaktionen mit dem Publikum sympathisch rüber. Herrlich erfrischend (und ein wenig an die gute Melanie erinnernd) kommt "De Bat (Fly In Me Face)" sowie das damals aktuelle und sehr rhythmische "Halfway Around The World".

Erstaunlicherweise war mit "You’re So Vain" einer ihrer größten Hits nicht in der Tracklist vertreten, aber wer Stücke wie die bereits weiter oben erwähnten und dazu weitere Perlen wie beispielsweise "Haven’t Got Time For The Pain", "Jesse", "Like A River" oder "That’s The Way I’ve Always Heard It Should Be" im Köcher hat, braucht sich deshalb keine Sorgen zu machen. "Live At Grand Central" wurde laut den mir vorliegenden Informationen Mitte der neunziger Jahre lediglich im amerikanischen Fernsehen sowie als Kauf-Video veröffentlicht und kommt nun erstmalig im CD-Format auf den Markt. Insgesamt ein sehr gelungener Auftritt und eine starke Live-Platte, die authentisch und ohne Angst vor der ein oder anderen Ecke und Kante daher kommt. Der Daumen geht also eindeutig nach oben, auch weil diese Scheibe einen sehr guten Einstieg in das Lebenswerk von Carly Simon darstellt.


Line-up Carly Simon:

Carly Simon (acoutic guitar, lead vocals)
Peter Calo (guitar)
Dirk Ziff (guitar)
Mick Rossi (keyboards)
Mindy Jostyn (violin)
Eric Bazilian (mandolin)
Doug Wimbish (bass)
Rick Marotta (drums)
Marc Cohn (background vocals)
Jerry Barnes (background vocals)
Katreese Barnes (background vocals)
Curtis King (background vocals)

Tracklist "Live At Grand Central":

  1. Touched By The Sun
  2. Anticipation
  3. I’ve Got To Have You
  4. We Have No Secrets
  5. Haven’t Got Time For The Pain
  6. Jesse
  7. That’s The Way I’ve Always Heard It Should Be
  8. Letters Never Sent
  9. Legend In Your Own Time
  10. De Bat (Fly In Me Face)
  11. Davy
  12. Halfway Around The World
  13. Like A River
  14. Coming Around Again
  15. Let The River Run

Gesamtspielzeit: 64:57, Erscheinungsjahr: 2023 (1995)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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