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Caroozer / The Brewtal Truth – CD-Review

Caroozer / The Brewtal Truth

Was ist das, ein Kaffeefleck auf dem Cover einer CD? Das Gleiche noch einmal im Innenteil. Wie sollte das passieren, hüte ich doch die Verpackung einer Platte jedes Mal wie den eigenen Augapfel. Diese neckischen Hingucker zieren gewollt das Artwork von "The Brewtal Truth", dem neuen Longplayer von Caroozer. Die 2008 in Leipzig gegründete Formation legt damit nach "Boozeman Trail" (2009), "Mount Moshmore" (2013) und "Grooveyard" schon das vierte Album vor. Die EP "Tied To The Ground" (2009) ergänzt diese Aufzählung. Allein die Veröffentlichungen der Band aus Sachsen lassen erkennen, dass hier nicht gekleckert, sondern stattdessen geklotzt wird. Bei Caroozer geht es allerdings nicht nur um Quantität, denn mit "The Brewtal Truth" ist ein verdammt reifes Album am Start.

Groove Metal?, mag mancher zurecht fragen. Oder anders: Was haben die Begriffe Groove und Metal miteinander zu tun? 'Das Stück groovt' haben wir in den Ohren und meinen eine für ein Musikstück typische Rhythmusfigur. Bildlich führt uns das Wort Klatschen, Fingerschnippen oder Tanzen vor Augen. Somit braucht es etwas Phantasie, um 'Groove' auf das gleichnamige Subgenre des Metal abzuleiten, das wiederum als rhythmusorientierte Weiterentwicklung des Thrash Metal unter dem Einfluss des Hardcore Punk gilt. Um Licht ins Dunkel zu bringen, seien stellvertretend zwei populäre internationale Bands genannt, die wegweisend im Groove Metal agierten beziehungsweise noch agieren. Die US-amerikanischen Pantera (1981 – 2003) galten als Pioniere dieser Richtung. Dabei verfolgten sie in den 1990er Jahren einen deutlich härteren, eigenständigen Sound als noch in den Anfangstagen. Als Vorreiter der Stilrichtung gilt ferner die 1984 gegründete Band Sepultura aus Brasilien.

Um zum Ausgangspunkt zurückzukehren: Caroozer sind alles andere als Unbekannte. Das unterstreichen ihre zahlreichen Liveauftritte. Dazu gehören Festivals, wie das Party San Metal Open Air, das seit 2011 auf dem Flugplatz Obermehler-Schlotheim im Nordwesten Thüringens stattfindet. Um den eigenen Anspruch deutlich machen zu können, lassen wir am besten Caroozer selbst zu Wort kommen. »Nichts als die ganze Wahrheit über Sachsens besten Groove-Metal« überschreiben sie das originell erstellte Zeitungslayout auf ihrem Cover. Im Pressetext lesen wir folgende Zeilen: »Die fies sägenden Gitarren von Ben und Poelz wechseln zwischen präzisem Dauerfeuer und zähflüssiger 10-Tonnen-Riffgewalt, während Brüllwürfel Rich euch wie eine aggressive Bulldogge anfällt. Das Ganze wird unterlegt vom zermalmenden Schwergewichts-Bass Shabooboos und Michas groovenden Drums, die nichts als bier-, blut- und schweißgetränktes Ödland hinterlassen«. Deutliche Worte und Vergleiche umschreiben damit die Musik von Caroozer, die nach eigenen Angaben ein Gemisch aus Neo Thrash Metal, Sludge, Stoner Rock und Rock zünden, das wiederum den Groove Metal zum Leben erweckt.

Gewiss ist dieser Mix keine Kost für Feingeister, während der geneigte Thrash Metal-Fan Gefallen daran finden sollte. Kurz lässt das ambitionierte Quintett ein paar Ähnlichkeiten zu Metallica erkennen, während bei "Motörfucker" Motive von "Master Of Puppets" aufblitzen. Der Opener "Lesson In Booze" beginnt mit einem einminütigen, gefühlvollen Instrumentalstück. Es lebe der Kontrast, zeigt aber deutlich, wie beschlagen die Sachsen musikalisch längst sind. Das komplette Lied taugt sehr gut als Anspieltipp, um den in aller Regel schnell gespielten Groove Metal in voller Breite wirken zu lassen.

Die solide Arbeit von Caroozer widerspiegelt sich in deren Alben und in den Liveauftritten. Was kann man also der Band wünschen? Im Groove Metal sind sie in einer Nische unterwegs. Klinkenputzen auf internationaler Ebene mit entsprechendem Erfolg sollte keine Utopie bleiben.


Line-up Caroozer:

Poelz (guitars, vocals)
Rich (vocals)
Ben (guitars, vocals)
Shabooboo (bass)
Micha (drums)

Tracklist "The Brewtal Truth":

  1. Lesson In Booze (4:20)
  2. It Ain’t Me (4:30)
  3. Shuffle-Headed Groove Machine (4:04)
  4. Drive By (5:43)
  5. The Hobo’s Waltz (5:13)
  6. A Good Day To Die (3:36)
  7. Lifelover feat. Sleaze / Black Mood (4:44)
  8. Motörfucker (7:07)

Gesamtspielzeit: 39:17, Erscheinungsjahr: 2024

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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