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Casey James / If You Don’t Know By Now – CD-Review

2012 veröffentlichte Casey James sein Debütalbum.
Abschließend hieß es in der Rezension: »[…] Der junge Mann weiß, was er will und macht auch noch tolle Musik. Weiter so! […]«
Weiter so ging es 2017 mit "Strip It Down", einem Blues-Album.
2020 kam dann "If You Don’t Know By Now" auf den Markt.
Der Protagonist verfügt über eine nennenswert-ehrliche Einstellung zu seiner Musik.
»[…] My major label record making experiences were wonderful but also reinforced my want/need to be perfect. BUT I am obviously nowhere close to perfect, and that means that if I’m being honest, that my records shouldn’t be perfect either. So a lot of this record is just the very first moment that the music was played. Could I re-record each solo and all the vocals and make every note land perfectly on the beat, or sing each song until I hit each note perfectly? Of course. Pretty much anyone can (I REALLY mean that). But would it be the REAL me? NO it wouldn’t. Because that isn’t how I play or sing. […]«

Man muss sich gar nicht die fast dreiundsechzig Minuten Gesamtspielzeit vornehmen, um festzustellen, dass man mit "If You Don’t Know By Now" eine besondere Blues-/Blues Rock-Scheibe im Player hat.

Casey James hat einen Flow. Die vorliegende Platte hat einen Flow.

Bei den ersten Hördurchgängen kommt man gar nicht weiter, als vielleicht bis zum fünften Track, weil man ständig mit der Repeat-Taste beschäftigt ist.
Spätestens "Here To Please" ist dann definitiv eine Haltstelle der Einkehr. Was uns Caesy James & Co. hier im Slow Blues-Format vor die Füße legen ist so etwas wie die Steigerung einer Gänsehaut.

Der Titeltrack "If You Don’t Know By Now" beinhaltet Fusion-Elemente, die die Verwandtschaft zum Jazz verdeutlichen. Wobei das Lied erst im Laufe des langen Instrumentalteils seine Hingabe zum rockenden Jazz offenbart. Vom entspannt groovenden Entrèe mit einem höchst überzeugend singenden Casey James kommt es ab zirka der Hälfte des Songs zum besagten Part ohne Gesang, dafür aber mit einer aussagekräftigen Gitarren-Fahrt und einem unablässig pumpenden Bass. Die vielen Rhythmuswechsel verursachen Vielfalt. Highlight!

Der Ausreißer-Track ist definitiv "Come On Satruday Night".
Mit kräftig-virtuoser Horn-Section und einem herrlich agierenden Piano macht die Combo einen musikalisch-modernen Ausflug nach New Orleans. Bei dieser Nummer besteht die Gefahr, das Grillgut auf dem Rost zu vergessen.
Wieder in ruhigeren Fahrwassern angekommen, steckt "Nothing But Time" voller Soul und an dieser Stelle gehört der Bläser-Gemeinschaft aus Trompeter Emmanuel Echem, Bryan Meggison (Saxofon) sowie Posaunist Desmond Ng ein gesondertes Lob.
Die beiden Buchstützen der Scheibe mögen stellvertretend für die bemerkenswert rockige sowie balladeske Seite des Casey James-Blues stehen.
Bei "Live Life" fetzt nicht nur das Gebläse-Trio, sondern die gesamte Formation, inklusive der überzeugenden Chorfrau Wendy Molten. Hier ist was los. Super Eröffnung!
Mit Verlaub darf man die beiden Nummern "Faith" und "(More) Faith" als einen Album-Abschluss ansehen, auch wenn es sich um zwei Songs handelt. Zunächst geht es die Blues-Allee relaxt-intensiv hinunter, nur um dann bei "(More) Faith" – weiterhin mit dem Bottleneck – auf den rockenden Highway abzubiegen. Highlight!

Bei "If You Don’t Know By Now" ist alles aus einem Guss.
Vierzehn Puzzleteile fügen sich zu einem imposanten Gesamtbild zusammen.
Mit Blick in die Zukunft eines Casey James wünscht man ihm weiterhin viel Fantasie und ein feines Händchen für das Songwriting.
Wenn man es bis jetzt noch nicht weiß, was dieses Album an beachtlichem Blues beinhaltet, dann geben die drei Worte unter der CD die Antwort: »[…] Now … you know […]«.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-up Casey James:

Casey James (rhythm guitar, lead guitar, lead vocals, background vocals)
Tom Hambridge (drums, percussion, background vocals)
Tommy MacDonald (bass)
Mike Rojas (keyboards)
Rob McNelley (rhythm guitar, slide guitar)
Wendy Moten (background vocals)
Emmanuel Echem (trumpet)
Bryan Meggison (saxophone)
Desmond Ng (trombone)

Tracklist "If You Don’t Know By Now":

  1. Live Life
  2. Shake Some Salt
  3. Girl’s Got Something
  4. Real
  5. Don’t Break A Heart
  6. Here To Please
  7. If You Don’t Know By Now
  8. Wish Me Luck
  9. Be Mine
  10. Come On Saturday Night
  11. Nothin But Time
  12. A Better Place
  13. Faith
  14. (More) Faith

Gesamtspielzeit: 62:44, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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Mail: joachim(at)rocktimes.de

2 Kommentare

  1. Günter Lotz

    Da schließe ich mich doch der Meinung des Herrn Siemer an. Die Bläser passen (für mich) nicht zum Rest.
    Aber zum Glück, sind die Hörerlebnisse ja jedem selbst überlassen.

    Grüße

    Günter Lotz

  2. Ralf Siemer

    Hallo Joachim,
    vielen Dank für deine Rezension. Dieser Casey James ist ein Musiker mit viel Potential und einem wunderbaren Gitarrenspiel. Leider passen für mich die Bläser so gar nicht zu seiner Musik. ich habe das Empfinden hier wird versucht Wasser mit Öl zu mischen. Als Beispiel die herrlichen bläserfreien Songs "Shake Some Salt" oder "A Better Place", wo mal die Musik nicht vom "Gebläse" zerfetzt wird.
    Dir, Joachim und dem ganzen Rocktimes-Team, ein gutes neues Jahr.

    Viele Grüße
    Ralf Siemer

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