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Cast / Power And Outcome – CD-Review

Zweifelsohne voreilig ließe sich bezüglich des geradezu schamlosen Bombastes und überbordeten Klangbildes Wilhelm Buschs Ausspruch »Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden« aufs vorliegende Produkt unserer rockverstrahlten Protagonisten etikettieren, zählte hier nicht auch der zweite Eindruck.
Wenngleich man dem arrangementskompetenten Musikerhaufen aus dem Land der Azteken und ihren nun mehr als drei Jahrzehnte andauernden Prog-Sinfonien einerseits das Stigma der Überproduktion sowie im Genre-Klischee verharrendes Bestehen, anderseits einen fast inflationären Schaffensquell andichten möchte, liefern diese stets Liebhaber-Wertiges.

Als wohl beherrschender Pol der, mittlerweile in die Jahre gekommenen Mexikaner Cast, setzte Gründungsmitglied und komponierender Tasten-Karajan Alfonso Vidales seine vehement markanten Marken; verbündeten sich dessen stets klassisch-gespeisten Großspurigkeiten mit Gitarren treibenden Flitzefingern und mittelalterlichen Musikalien-Zeremonien.
So nun auch beim gefühlt zigsten Machwerk der achtköpfigen Prog Rock-Maschinerie, die sich wie vormals, nahezu stilistisch rasante Dynamik-Korsos durch massive Keyboard-Schluchten, metallurgische Gitarren-Vorsprünge und scheinbar von dämonischen Violinen entfachtes Feuer liefern.

Dabei werden gleich zu Anfang die gesammelten Kronjuwelen der mit progfreundlichen Tempiwechsel, symphonischen Melodiebögen und überdrehten Virtuosensoli aus der Budenzauber-angefüllten Schatztruhe zu Tage gefördert.
So trägt "Power And Outcome" zum einen den hörbar wohlgereiften Aplomb des großauditoriumtauglichen Bombast-Rocks, anderseits des Maestros Empathie für klassische Gespinste und Klavierpartituren als quasi regeneriert entschuppte Haut zu Markte.

Treue Kenner der doch seit Urzeiten unterbewerteten Prog Rock-Seilschaft werden dieser, um die Hörgewohnheiten unserer Tage erweiterte Wegzehrung nebst Vidales Junior sparsam belegtem Nikotin-Tenor und Lupita Acunas lieblich tönende Anmut gewiss wiederum etwas abgewinnen können.
Für eine nachgewachsene Generation hingegen mag die großspurig und teils verspielt kalkulierte Rock-Inszenierung samt ihrer gesellschaftkritelten Wortakribien über dunklere Seiten der Macht eine Erweckungskanonade in all der, nach Neu-Proggies Aufmerksamkeit haschenden, Ödnis bedeuten.
Ganz salopp formuliert, haben die einst mexikanischen Genesis Adepten zudem ganz nebenbei die Kuratoren des bestens etablierten Baja-Prog-Festes, mit 'Leistung und Ergebnis' einmal mehr ein beherzt belegtes und gleichsam Klassik-markiertes Prog Rock-Lebenszeichen vorzuweisen.


Line-up Cast:

Alfonso Vidales (keyboards)
Antonio Bringas (drums)
Claudio Cordero (guitars)
Roberto Izzo (violin)
Carlos Humaran (bass)
Bobby Vidales (vocals)
Lupita Acuna (vocals)

Tracklist "Power And Outcome":

1. Rules Of The Desert
2. Power And Outcome
3. Details, Circles Spins
4. Details, Start Again
5. Through Stained Glass
6. Ilusions And Tribulations
7. The Gathering
8. Conquest
9. Full Circle
10. Dialect For The 20th Century
Gesamtspielzeit: 70:30, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Ingolf Schmock

Als gebürtiges Mauerkind zudem frühzeitig mit westlichen Rock'n Roll-Ultrakurzwellen-
Oddyseen und Beatclub-Aufklärungen sozialisiert, galt mein musikalisches Verständnis
deren meist langmähnigen Aussenseitern. The Who, Small Faces, The Move...,später dann
Hartglötzer wie Black Sabbath, Deep Purple&Co., zu guter Letzt Schwurbel-Pioniere
ala Yes, Genesis, ELP...waren (sind) meine Helden sowie Seelenklempner.
Heute liegt mein Hauptaugenmerk (auch Hierzulande) auf sowohl handgemacht Rockistischem
mit Engagement und Seele, als auch Prog-gebrandmarkten virtuos-Verspieltem.

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