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Cat Lee King / The Quarantine Tapes – CD-Review

Cat Lee King / The Quarantine Tapes

Ja, die aktuelle andauernde Pandemie hat zum Umdenken geführt. So entstehen immer mehr Platten im Rahmen der Zurückgezogenheit. Auch Cat Lee King weist hierzu konkret mit dem Albumtitel der CD hin – "The Quarantine Tapes". Doch wer ist der Pianist und Sänger Cat Lee King? Kurzum – der Weg führt uns in die frühere Bundeshauptstadt – nach Bonn.

Der Song "My Castle’s Rockin'" von Alberta Hunter erklingt als erstes auf der Platte "The Quarantine Tapes", und ich kann eigentlich nicht glauben, dass wir es weder mit Musik aus Deutschland noch mit Musik aus diesem Jahrzehnt zu tun haben. Denn es klingt in der Tat so, als stamme die Musik aus den Fünfzigern, das ist schier unglaublich. Einfach alles – der nach einem älteren Sänger des Rhythm & Blues klingende Gesang, rau, bluesig und vollmundig, die Instrumentierung, die klingt, als seien es Originalaufnahmen von Wynonie Harris, T-Bone Walker, Ray Charles und anderen, das Schlagzeug, das noch genauso swingt wie es einst die Drummer der Fifties und Sixties vormachten, das ist alles so authentisch, das ist ganz einfach faszinierend, dass man es kaum glauben kann.

Wie er nun wirklich heißt, der Mister King, ist mir nicht bekannt, doch von königlicher Güte ist die Musik dieser Platte gewiss. Dabei musste der Protagonist doch auf seine übliche Band verzichten, firmiert er doch üblicherweise unter dem Namen "Cat Lee King And His Cocks". Und so musste er zurückschrauben aufgrund der Pandemie und nutzte die Zeit zu seinem ersten Soloalbum. Wie er in den Liner-Notes schreibt, schloss er sich im Proberaum ein und probierte mit einem alten Vierspur-Tonbandgerät herum.

Im Overdub-Verfahren spielte er mehrere Instrumente nach und nach ein, konnte anfangs noch einige Freunde zum Mitmachen gewinnen, bis die beteiligten Musiker später ihre Beiträge separat einspielen mussten. Der unpolierte Charakter der Aufnahmen sagte ihm sehr zu, und aus etwa fünf Stunden des aufgenommenen Materials suchte er diese dreizehn Songs zur Veröffentlichung aus. Ganz nebenbei – auch ich liebe diesen unpolierten Sound!

Bemerkenswert ist, dass der Pianist nun auch als Gitarrist und Schlagzeuger zu hören ist. Auf einem Stück übernahm Jimmy Maxwell die Lead-Gitarre, auf drei weiteren Tommy J. Croole. Hinzu kommen Musiker an Saxofon, Posaune und Vibrafon. Näheres ist dem Line-up zu entnehmen. Es ist erstaunlich, wie trotz der Overdubs ein absolut dichtes Bandfeeling entstanden ist. Die Musik rockt, rollt und swingt, und klingt, als sei sie von Musikern aus amerikanischen Zentren wie Memphis, Texas, Chicago oder New York entstanden. Das ist purer Rhythm & Blues und Jump Blues vom Feinsten!

Nun, die Wahl der Songs führt letztlich auch in jene Richtung, neben dem Song von Alberta Hunter bediente sich King noch solcher von Eddie Durham, Willie Dixon, Nat King Cole, Zuzu Bollin, Arbee Stidham, Grainger/Robbins und versäumte es auch nicht, einen Titel des Country-Stars Hank Williams ("Hey Good Lookin'") so zu integrieren, so dass dieser Country-Song gar nicht mehr nach Country klingt. Die letzten beiden Stücke der Platte entführen uns dann noch in das Jazz-Umfeld, besonders deutlich bei "Close To Me" durch das Vibrafon.

Ferner wird der Songreigen durch Eigenkompositionen abgerundet und Alle sind zu einem herrlichen Gesamtpaket geschnürt worden, verblüffend authentisch, voller Feuer und Leidenschaft, so, wie ich es schon lange nicht mehr aus deutschen Landen gehört habe.
Darum – wer in aller Welt ist Cat Lee King???


Line-up Cat Lee King:

Cat Lee King (vocals, piano, rhythm guitar, drums on all tracks, lead guitar – #3,5,6,9,10)
Jimmy Maxwell (upright bass on all tracks, lead guitar – #7)
Tommy J. Croole (lead guitar – #4,11,13)
Tin Tinious (saxophones – #1-3, 8, 9, 11, 13, trombone – #11)
Ray Collins (vibraphones – #12)

Tracklist "The Quarantine Tapes":

  1. My Castle’s Rockin'
  2. 4 O’Clock Blues
  3. Violent Love
  4. On The Sunny Side Of The Street
  5. Final Call
  6. Why Don’t You Eat Where You Slept Last Night
  7. Hey Good Lookin'
  8. Gal You Need A Whippin'
  9. Meet Me Half Way
  10. Ain’t Nobody’s Business
  11. Whoever Made You
  12. Close To Me
  13. Virology

Gesamtspielzeit: 38:45, Erscheinungsjahr: 2021

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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