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Celtica-Pipes Rock! / Celtic Spirits – CD-Review

Celtica-Pipes Rock! / Celtic Spirits

Pipes und Rock, das haben schon viele Bands integriert. Runrig, Wolfstone, Peatbog Faeries, Rawlins Cross, Pat O’May, Beg Braz, Red Hot Chilli Pipers, nur um Einige zu nennen, haben die Bagpipes entweder in ihren Sound eingegliedert oder ihnen eine wichtige Bedeutung zukommen lassen. Allen gemein ist jedoch das keltische Feeling, diese wohl persönliche Nähe zur Musik, und das drückt sich dann auch entsprechend aus, das ist authentisch ersten Grades.

Und nun stellt sich mir eine 2009 vom österreichischen Gitarristen und Komponisten Gajus Stappen gegründete Formation vor. Zur Zeit musiziert die Band als Quartett, mit zwei Great Highland Bagpipes, einem Gitarristen und einem Schlagzeuger. Die Pipes werden von Duncan Knight aus Edinburgh und Ernesto Góngora aus Mexico City bedient, und das sehr ausdrucksstark.
Wollte ich einen direkten Vergleich zu oben eingangs genannten Bands ziehen, dann bliebe soundmässig am Nähesten die schottische Band Red Hot Chilli Pipers, weil auch sie den Schwerpunkt auf einen Rock mit härterer Gangart gelegt haben. Während die Pipers jedoch noch immer einige Coverversionen im Programm haben, so sind, bis auf zwei Ausnahmen, auf "Celtic Spirits" alle Songs von Gajus Stappen geschrieben worden, Track acht zusammen mit Duncan Knight, Track zwölf ist ein Traditional und Track fünf beruft sich auf Ludwig van Beethoven (Moonlight Sonata, 5th and 9th Symphony).

Mit dem Titelsong startet es sogleich kraftvoll, ein wenig Mystik des Mittelalters ist durch den anfänglichen drohnenartigen Gesang integriert, die Drums rumpeln gewaltig, und nach gut einer Minute dröhnen dann die Pipes gar mächtig und drängen sogar die E-Gitarre in den Hintergrund. Als etwas zu schwülstig empfinde ich dann später den Chorgesang, der ab ca. 3:20 einsetzt.
"Jigging On The Rocks", mit Flöte eingeleitet, ist ein schöner Jig, der sogleich die Tanzbeine animiert, sie schwingen zu müssen. Zwar nicht im Line-up aufgeführt, klingt es im Hintergrund entweder nach Keyboards oder wieder nach einem choralartigen Gesang, ich hielte es für angebrachter, das zu reduzieren, mag es zwar eine besondere Note in den Sound bringen, aber die Leichtigkeit und das Fließende im Sound wird dadurch ein wenig gebremst, zumal das für mich ein Tick zu viel Pathos ist.
So kommen solche Songs ohne dieses Beiwerk viel besser, durch die Chorelemente wird der keltische Ausdruck eher gebremst als unterstützt. Schön ist es, wenn auch die Gitarre einmal prägend wirken darf, zum Beispiel mit einem kurzen prägnanten Solo auf "Old Man Of Storr".

Viel Eigenständigkeit bietet die Band mit Songs wie "Back To The River", mit den verspielten Tonfolgen und dem abwechslungsreichen Aufbau des Stückes, für mich ein Highlight der Platte. Hier werden auch gleichzeitig folkloristische Elemente außerhalb des keltischen Bereichs eingefügt.
Ganz extrem ist diese Verwendung von Fremdelementen auf "1770 – Birth Of A Giant", mit Elementen von Beethoven, sogar "Freude schöner Götterfunken" wird hier auf Deutsch intoniert. Recht interessant, diese Bearbeitung, mir gefällt das jedoch so gar nicht, somit ist es nicht gelungen, dieses in eine keltische Stimmung zu transferieren und wirkt letztlich sehr kalt und steif.

Steif, das ist auch das Stichwort, etwas, das mir einige Male bei einigen Songs auffällt, rhythmisch swingt mir das zu wenig, der Drummer wirkt eher wie ein typischer Rockdrummer. Zusammen nur mit der Gitarre mag das passen, aber im Einklang mit den Pipes und Whistles vermisse ich dann die Dynamik.
Eine gute Portion schwer schleppenden Rocks hat man bisweilen integriert, und das macht dann auch das Besondere der Band aus, wenn sich hier dann die verschiedenen Einflüsse gekonnt vermengen, gutes Beispiel hierfür ist. "When The Crown Dazed The World" mit seinem schönen Aufbau im Arrangement.
Bei "Ferrum Noricum" schwirrt mir durch den hervorgehobenen Chorgesang wiederum zu viel Mittelalter durch den Raum, das klingt mir zu sehr nach Kirche und Mönchen und Düsterheit, die Leichtigkeit keltischer Musik wird zu stark unterbrochen, wenn diese Elemente Überhand nehmen. Ansonsten ist dieser Song ein sehr guter im Aufbau.
"Atholl Highlander", das traditionelle Stück, wird ebenfalls wieder gut umgesetzt und erhält durch die individuelle Bearbeitung eine eigene Note. Und so richtig schön und wehmütig, mit dem Gefühl von Sehnsucht im Herzen, werden wir mit dem "Healing Tune" verabschiedet, auch wenn es ein wenig klingt wie "Plaisir d’amour".

So halte ich Celtica, bis auf Abstriche, für eine sehr gute Band, die live sicher eine tolle Stimmung verbreiten wird. Doch mein Herz gehört letztlich den Red Hot Chilli Pipers (und all' den anderen Bands, die ich eingangs aufführte).


Line-up Celtica Pipes-Rock!:

Duncan Knight (Great Highland Bagpipe)
Ernesto Góngora (Great Highland Bagpipe, whistle)
Gajus Stappen (guitar, vocals)
Lukas Schlintl (drums)

Tracklist "Celtic Spirits":

  1. Celtic Spirits
  2. Jigging On The Rocks
  3. Old Man Of Storr
  4. Back To The River
  5. 1770 – Birth Of A Giant
  6. The Rockin´ Irish Duelt
  7. When The Crown Dazed The World
  8. Ferrum Noricum
  9. All Clans United
  10. Granuaile
  11. Time To Rise
  12. Atholl Highlanders
  13. Healing Tune

Gesamtspielzeit: 49:05, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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